James Grady

Die letzten Tage des Condor

Thriller
Cover: Die letzten Tage des Condor
Suhrkamp Verlag, Berlin 2016
ISBN 9783518466858
Gebunden, 367 Seiten, 14,99 EUR

Klappentext

Aus dem amerikanischen Englisch von Zoë Beck. Herausgegeben von Thomas Wörtche. Ronald Malcolm alias Vin alias Condor ist zurück. Der einstige Whistleblower und spätere Top-Agent hatte die letzten Jahre in einem Irrenhaus der CIA verbracht und arbeitet jetzt in der Library of Congress in Washington. Routinemäßig wird er von der inzwischen neu gegründeten Homeland Security überprüft. Als einer deren Agenten tot in Condors Wohnzimmer gefunden wird, scheinen alle Geheimdienste hinter ihm her zu sein. Manche davon so geheim, dass niemand weiß, wer oder was sie überhaupt sind. Washington verwandelt sich in einen kafkaesken Bau, ständig von neuester Technologie überwacht. Nichts ist mehr harmlos, nichts ist unschuldig, nichts durchsichtig. Geschossen wird sofort und ohne Rücksicht auf Verluste. Der Condor und die CIA-Agentin Faye Dozier versuchen sich in Sicherheit zu bringen, aber vor wem eigentlich? James Grady porträtiert die USA als ein Labyrinth der Paranoia, in dem jede Steuerung außer Kontrolle geraten ist.

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 12.07.2016

Schon einmal hat James Grady das Buch zur Zeit geschrieben, nun 40 Jahre später gelinge ihm dieses Kunststück ein zweites Mal, bemerkt Elmar Krekeler anerkennend. Derselbe Protagonist wie schon in "Die sechs Tage des Condor" findet sich nun in "Die letzten Tage des Condors" in einer Welt ohne Plot, ohne Story, ohne Zusammenhänge und Verantwortungen wieder. Die Arbeit, die Paranoia, die Jahre in der Anstalt und die Medikamente haben den Condor tief geprägt, jeder Halt ist verloren, was bleibt ist ein "Bewusstseinssplitterwald", durch den der verschreckte Leser geführt wird - der psychische Zustand einer Nation zur Sprache gebracht, Wahnsinn in Worten. Da wagt der Rezensent sogar den Vergleich mit Kafka und James Joyce.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 07.07.2016

Post-Snowden setzt James Grady seine Kult-Spionagegeschichte "Die sechs Tage des Condor" noch einmal fort, verrät Rezensent Tobias Gohlis. In "Die letzten Tage des Condor" ist Ronald Malcom, alias Condor, alias Vin, zwar körperlich noch beieinander, psychisch allerdings durch Traumata und Medikamente mittelschwer lädiert, erklärt der Rezensent. Condor findet die Leiche eines Agenten und flieht, weil er ahnt, dass ihm der Mord in die Schuhe geschoben werden soll. Es folgt jede Menge Sex und Action im Chaos der Geheimdienst-Akronyme, in dem man sich mindestens ebenso sehr verliert wie Malcom, fasst der Rezensent zusammen, der sich jetzt nur noch eine Verfilmung mit dem gealterten Robert Redford wünscht.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 02.07.2016

Über vierzig Jahre nach James Gradys erstem Kriminalroman über den Condor liegen nun also der Nachfolgeroman "Die letzten Tage des Condor" vor, verkündet Rezensent Fritz Göttler, der erzählt, was aus dem einst idealistischen jungen Mann nach Jahren als CIA-Agent und schließlich als Insasse einer CIA-Irrenanstalt geworden ist: Entfremdet von sich und seiner Umgebung und sediert durch Tabletten arbeitet Gradys Held inzwischen in einer Bücherei, leidet unter einer posttraumatischen Belastungsstörung und unter dysfunktionalem Verhalten und wird regelmäßig von Agenten getestet und schikaniert, informiert Göttler. Entsprechend liest sich der Roman auch nicht als spannender Agententhriller mit "klassisch elegantem" Doppelspiel, sondern vielmehr als erbarmungslose Krankheitsstudie, die vorführt, wie die paranoide totale Kontrolle durch Abhörung, Überwachungskamera, GPS, Drohnen etc. die amerikanische Gesellschaft beeinflusst. Dass Grady das Genre des Agentenromans dekonstruiert, Sprache, Handlung, logische und zeitliche Ordnungen auflöst, erinnert den Rezensent an Thomas Pynchon oder James Joyce.
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