James Suzman

Sie nannten es Arbeit

Eine andere Geschichte der Menschheit
Cover: Sie nannten es Arbeit
C.H. Beck Verlag, München 2021
ISBN 9783406765483
Gebunden, 398 Seiten, 26,95 EUR

Klappentext

Arbeit ist der Kern unserer modernen Gesellschaften. Doch warum überlassen wir ihr einen so großen Teil unseres Lebens? Und warum arbeiten wir immer mehr, obwohl wir so viel produzieren wie noch nie? Entspricht das unserer Natur? Warum fühlen sich dann immer mehr Menschen überlastet und ausgebrannt? Unsere Steinzeit-Vorfahren arbeiteten weit weniger als wir. Sie arbeiteten, um zu leben und lebten nicht, um zu arbeiten. Und dennoch waren sie relativ gesund und wurden älter als die meisten Menschen, die ihnen nachfolgten. Erst die Sesshaftwerdung des Menschen und die zunehmende Arbeitsteilung in immer größer werdenden Städten schufen die Grundlage für unser heutiges Verhältnis zur Arbeit, zu unserer Umwelt und zu uns selbst. Doch was damals für das Überleben notwendig war, ist es in unserer heutigen Überflussgesellschaft längst nicht ehr.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 18.01.2022

Sympathisch, aber nicht ganz zu Ende gedacht findet es der hier rezensierende Wirtschaftshistoriker Werner Plumpe, wie der Sozialanthropologe die moderne Malaise umreißt: Während die Jäger und Sammler in der Steinzeit mit fünfzehn Stunden Arbeit auskamen, um ein tolles Leben mit ordentlich Fleisch auf dem Lagerfeuer zu führen, schuften wir dreimal so viel in ungleicheren und unzufriedeneren Gesellschaften. Auch John Maynard Keynes hatte eigentlich eine gelassenere Menschheit vorausgesagt. Müssten wir es nicht mal gut sein lassen? Suzman sei nicht naiv, betont Plumpe, und vieles in seinem Buch nachvollziehbar. Aber ganz einverstanden ist der Rezensent dennoch nicht mit Suzmans Plädoyer für mehr Mäßigung. Denn nicht individuelle Maßlosigkeit habe die Menschheit dazu gebracht, immer arbeits- und energieintensiver zu wirtschaften, sondern die schiere Größe der Weltbevölkerung, die allerdings ein Ergebnis ein Folge der Produktivitätssteigerung ist. Schrumpfen könnte natürlich die Lösung sein, aber wer fängt damit an?
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 06.05.2021

Als sie noch Jäger und Sammler waren, kamen die Menschen mit 15 Stunden Arbeit pro Woche für die Nahrungssuche prima über die Runden, lernt Wolfgang Schneider aus diesem Buch des Anthropologe James Suzman. Erst Sesshaftwerdung und Landwirtschaft haben erstens zu mehr Kindern geführt und zweitens zu "Knappheit und Vorratshaltung", was unser Wirtschaftsleben immer noch präge, resümiert der Kritiker die Thesen Suzmans. Schneider lässt sich gern so "geist- und anekdotenreich" durch die Jahrhunderte führen. Dass Suzman manchmal etwas simplifiziert, macht ihm da nicht so viel aus.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 29.04.2021

Der hier rezensierende Afrikahistoriker Andreas Eckert erklärt uns den Titel des Buchs leider nicht und vielleicht ist das so, weil er von Suzmans Ansatz nicht überzeugt ist, den er zudem schon bei James Scott ("Die Mühlen der Zivilisation") gefunden hat, dessen Arbeit nicht zu zitieren er Suzman vorwirft. Zweimal wird Werbung vom Rezensenten erwähnt; einmal informiert er darüber, dass Suzman vor seiner wissenschaftlichen Tätigkeit Leiter der PR-Abteilung eines südafrikanischen Diamantenkonzerns gewesen sei, zum zweiten gibt er Suzmans Auffassung wieder, dass die "Werbeindustrie" nach 1945 dafür sorgte, dass nicht Milton Keynes Vision einer weniger-arbeitenden Bevölkerung Realität wurde, sondern sich die Idee vom "Wirtschaftswachstum" durchsetzte. Aber eigentlich begann das schon vor 10.000 Jahren mit Sesshaftwerdung und landwirtschaftlicher Ökonomie. Die Jäger und Sammler davor, lernen wir, hatten noch eine ausgezeichnete Work-Life-Balance mit viel Zeit für Müßiggang. Zwar wird der kritische Rezensent durchaus dazu angeregt, über das Wesen der menschlichen Arbeit nachzudenken, bleibt aber dennoch "ratlos", wie der Weg hin zu einer Gesellschaft, die nach Keynes Utopie nur noch 15 Stunden die Woche arbeitet, aussehen soll.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 23.03.2021

Rezensent Nikolaus Nützel warnt: Das Buch des Anthropologen James Suzman kann unser Leben verändern. Wie Suzman auf die Geschichte der Arbeit blickt, dabei das Leben der Jäger und Sammler, die nur 15 Stunden pro Woche auf die Nahrungssuche verwandten, und die moderne Arbeitswelt vergleichend betrachtet, und die Effekte des Ackerbaus herausarbeitet, bringt Nützel zum Nachdenken. Die Beispiele für eine menschlichere Gestaltung der Erwerbsarbeit und für Theorien der Arbeit bei Descartes und Maynard Keynes, die der Autor einflicht, findet der Rezensent gut nachvollziehbar.