Jan Costin Wagner

Nachtfahrt

Roman
Cover: Nachtfahrt
Eichborn Verlag, Frankfurt am Main 2002
ISBN 9783821807003
Gebunden, 218 Seiten, 17,90 EUR

Klappentext

Mark Cramer ist schlichtweg anders. Denn Mark Cramer ist jenseits von Gefühl und Moral. Und Mark Cramer geht kalten Blutes immer aufs Ganze. Im Spielcasino bleibt er ungerührt, wenn der Rest des Saales ob seiner Einsätze atemlos auf den Lauf derKugel starrt - und man ahnt, daß es nichts Gutes verheißt, als er im französischen Ferienparadies Cap Ferret über die Schwelle der Villa des in die Jahre gekommenen Schauspielerstars Fraikin tritt, dessen Biographie er schreiben soll...

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 18.01.2003

Viel Freude hat Jan Costin Wagners Romandebüt "Nachtfahrt" Rezensent Kai Martin Wiegandt nicht bereitet. Als Held seines Romans lässt Wagner den abgelebten Schriftsteller Marc Cramer, einen zynischen Nihilisten a la Bret Easton Ellis "American Psycho", auftreten, der die Menschen, die ihm nicht passen nur deshalb nicht den Schädel einschlägt, weil er zu müde ist, hält Wiegandt fest. Das kann Wiegandt nicht wirklich provozieren. Wagner habe Schießbudenfiguren für seinen Zyniker gebastelt, damit dieser seinen Hass überall und jederzeit loswerden könne, was er dann auch tue. Allzu einfallslos steuere die Geschichte auf ihr absehbares Ende zu. Zwar findet er die Geschichte, die immer wieder in eine Farce ausgleite, "streckenweise" unterhaltsam. Alles in allem scheint sie ihn aber doch eher angeödet zu haben. Wagners Versuch, der Handlung Tiefe zu geben, gelingt ihm nach Ansicht Wiegandt nicht wirklich. Auch deshalb, erklärt Wiegandt, "weil eine Motivation für Cramers Nihilismus nicht erkennbar ist".
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 30.11.2002

Der Held dieses Romans, meint der Rezensent Ansgar Warner, kann einem vorkommen wie aus einem Werk Dostojewskis in dieses Buch hinüberspaziert. Mark Kramer nämlich zeichnet sich durch viel nihilistische Weltverachtung aus. Er reüssiert als Ghostwriter von Biografien halb berühmter Menschen, als ambitionierter Autor jedoch scheitert er. Also macht er kurzen Prozess: sein Verleger wird erschossen. Auch der senile Schauspieler, dessen Leben er aufschreiben soll, kriegt eine Kugel in den Kopf. Das Schicksal meint es dennoch bestens mit ihm: er erbt des Verlegers Millionen und des Schauspielers Geliebte. Sein Zynismus geht in den besten Kreisen, in denen er verkehrt, zudem als Liebenswürdigkeit durch. Man mag ihn: Das ist auch für einen Nihilisten genug Grund zur Verzweiflung, er stürzt sich in den Atlantik (und überlebt). Über das Buch erfahren wir, über den Inhalt hinaus, vom Rezensenten leider wenig. Da er aber nichts Böses schreibt, wird er sich viel Gutes gedacht haben.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 06.07.2002

Begeistert bespricht Detlef Grumbach dieses "großartige Debüt" Jan Costin Wagners. Zunächst skizziert er den Inhalt des Romans: Der Protagonist ist zugleich Schriftsteller und Spieler. Nachdem er seinen Verleger umgebracht hat, der sein Romanmanuskript abgelehnt hatte, macht er sich auf den Weg nach Frankreich, wo er eine Biographie über einen Schauspieler schreiben soll, um dessen junge Frau er pokert und, wenn auch ohne tiefere Gefühle, immer offener buhlt. Auch vor Casinos macht er nicht halt, bleibt jedoch bei alledem kühl und berechnend und sucht seine wahre Person zu verschleiern. Das alles sei mit großer Distanz und sehr subtil geschrieben, wodurch es einem Thriller sehr nahe komme, wie der Rezensent begeistert feststellt. Zudem könne sich der Leser trotz allem in dem Killer wiederfinden, was dem Roman einen zusätzlichen großen Reiz verleihe, lobt er abschließend.
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