Jan Peter Bremer

Der amerikanische Investor

Roman
Cover: Der amerikanische Investor
Berlin Verlag, Berlin 2011
ISBN 9783827010353
Gebunden, 158 Seiten, 16,90 EUR

Klappentext

Das alte Mietshaus, in dem er mit seiner Frau und zwei Kindern lebt, wird von dem neuen amerikanischen Investor saniert, und nun senken sich die Böden ab. Die Wände zeigen Risse, und ist nicht sein ganzes Leben seitdem buchstäblich in eine Schieflage geraten? Er beschließt, dem amerikanischen Investor einen Brief zu schreiben. Natürlich führt auch dieser neue Plan zwangsläufig zur weißen Seite zurück, und je stärker und empathischer sich der Schriftsteller auf der Suche nach dem richtigen Einstieg in seinen Adressaten hineinversetzt, von dem er kaum mehr weiß, als dass dieser ständig in seinem Flugzeug die Welt umkreist, desto unbarmherziger wird er auf die eigene Lebenssituation zurückgeworfen. Furios und unentwegt Volten schlagend, entwickelt Jan Peter Bremer Szenen von aberwitziger Komik und erweist sich einmal mehr als Meister der hochprozentigen Parabel.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 08.10.2011

Für Felicitas von Lovenberg ist Jan Peter Bremers sechster Roman "Der amerikanische Investor"  nicht weniger als eine hinreißende Mischung aus Künstlerdrama, Liebesroman und Sozialdrama. Der Rezensentin, die sich während der Lektüre immer wieder an Kafka erinnert fühlt, begegnet hier einem von Bremers "märchenhaften" Sonderlingen, ein zwischen Hoffnungslosigkeit und Hochgefühlen schwankender Schriftsteller in einer Schaffenskrise, der sich mittels eines Briefes mit einem amerikanischen Großinvestor anlegen will. Auch wenn der Brief an jenen großen, bedrohlichen Unbekannten, der die Familie aus dem Haus vertreiben will, letztendlich nie zustande kommt, folgt die Kritikerin dem Erzähler auf knapp 160 Seiten durch ein wundersames Netz "surrealer" Gedanken, in denen jener sich nicht nur ausmalt, wie er dank seiner ergreifenden Reden den Investor überzeugt, sondern diesen bald auch zu seinem Seelenverwandten macht. Lovenberg hat diese traurige, betörende Geschichte nicht nur sehr gerührt, sondern sie liest den Roman darüber hinaus als Bericht existentieller Schwierigkeiten. Dass Bremer dabei mit so viel humorvoller Leichtigkeit zu erzählen vermag, ringt der Kritikerin höchstes Lob ab.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 06.10.2011

Ursula März liebt ihn einfach, diesen eigensinnigen Autor mit dem Wuschelkopf, und auch in seiner neuen Erzählung fand sie alles weder, was die Bücher von Jan Peter Bremer so wunderbar machen: den verschmitzten Witz, die Eleganz, die Präzision. Diesmal erzählt er von einem Autor mit Kind, Hund und Schreibblockade, dessen Kreuzberger Wohnung abzusinken droht und der sich deshalb daran macht, einen Brief an den amerikanischen Investor zu schreiben. Vielleicht bewegt ja ein persönliches Wort den Immobilienmann, sich des Schicksals der Berliner Familie mit Kind und Hund zu erbarmen? Immer weiter steigert sich der Text in seinen fiktiven Horror, und März ist mit gleichbleibendem Vergnügen dieser fantasierten Eskalation gefolgt.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 03.09.2011

Bereits vor seinem Erscheinen wurde Jan Peter Bremers Roman "Der amerikanische Investor" mit dem Alfred-Döblin-Preis für unveröffentlichte Manuskripte ausgezeichnet und Rezensent Christoph Schröder weiß nach der Lektüre weshalb. Hier gehe es nicht einfach um das gesellschaftliche Phänomen der Gentrifizierung, berichtet Schröder, auch nicht nur um die Auswirkungen des Turbokapitalismus im Bereich des Individuellen, vielmehr habe Bremer eine ganz eigene, "skurrile" Geschichte ersonnen: ein Schriftsteller, mit Frau, Kindern, Hund und schöpferischer Krise, lebt in einem von einem amerikanischen Investor erworbenen Haus, das immer mehr zur Baustelle wird. Wenn Bremer schildert, wie der Protagonist zur Überwindung seiner Schreibblockade einen Beschwerdebrief aufsetzt, der zum Lebensprojekt wird, er sich dabei in einen Kreislauf aus "Erregung, Selbstberuhigung und Übersprungshandlungen" manövriert und schließlich vollends neurotisch und unter strenger Selbstbeobachtung das Bett kaum noch verlässt, befürchtet der Rezensent bei derart bezwingender Lektüre beinahe selbst verrückt zu werden. Dass dem Autor eine solche Wirkung in seinem ebenso komischen wie "irrsinnigen" Roman über ein Künstlerdasein im Alltag auf nur 160 Seiten gelinge, ringt dem Kritiker höchste Bewunderung ab.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 17.08.2011

Rezensent Hans-Peter Kunisch mag Jan Peter Bremer, seinen Sprachwitz, seinen ironisch-schelmischen Einfälle, seine verträumt-intellektuellen Fantasien. Und so hat er auch mit Vergnügen  diesen Roman über das große Problem Berlins gelesen, das "Image und Massen" nicht mehr los wird, die Stadt ist total angesagt, leider auch bei Investoren ("Wer wirft den ersten Stein?") Bremers "leicht trotteliger" Erzähler nun sitzt in seiner Kreuzberger Altbauwohnung, muss seinen neuen Roman beginnen, schafft aber nicht mal den Brief an den Investor, der die Wohnung über ihm sanieren lässt. Der reinste "Genuss" war für den Rezensenten, wie sich der Erzähler über die Verdopplung der Kaltmiete echauffiert oder Umzugskosten berechnet. Aber am Ende bleibt er irritiert zurück. Worauf Bremer eigentlich hinaus will, ist dem Rezensenten schleierhaft, der dann auch nicht mehr weiß, ob der Autor wirklich noch auf der Seite seines Erzählers steht.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 08.08.2011

Mit großer Begeisterung hat Cornelia Geißler diesen Roman von Jan Peter Bremer gelesen. Die Geschichte um einen Schriftsteller, der sich gegen die Luxussanierung der Wohnung seiner Familie durch einen amerikanischen Investor wehren will, seine Absicht, diesem einen Brief zu schreiben aber nicht umsetzen kann und unter einer Schreibblockade leidet, liest sie sowohl als Auseinandersetzung mit dem modernen Kapitalismus als auch mit den Bedingungen künstlerischen Schaffens. Die Ausflüchte und Verwicklungen des Schriftstellers, seine Unfähigkeit, auf die Wohnungsmisere zu reagieren, scheint ihr voll von komischem Aberwitz. Besonders beeindruckt hat sie, wie Bremer sozio-ökonomische Entwicklungen als "Nährboden für die Literatur" nimmt. Das macht aus diesem Roman in ihren Augen ein "wahres Kunstwerk".
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