Hans-Joachim Neubauer

Einschluss

Bericht aus einem Gefängnis
Cover: Einschluss
Berlin Verlag, Berlin 2001
ISBN 9783827003799
Gebunden, 167 Seiten, 18,41 EUR

Klappentext

Hans-Joachim Neubauers Bericht aus dem Gefängis in Berlin-Tegel, dem größten deutschen Gefängnis, erkundet das verborgene, negative Zentrum unserer Gesellschaft. Wer hier landet, ist gescheitert. In der lebendigen literarischen Reportage verdichten sich die Stimmen aus dem Gefängnis zu einem polyphonen Chor über Zeit und Schuld, Verbrechen, Moral und Strafe - und über die Freiheit zum Bösen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 01.07.2002

Der Berliner Journalist Hans-Joachim Neubauer hat sich umgehört, und zwar unter Häftlingen der größten deutschen Justizvollzugsanstalt in Berlin-Tegel. Dort leben, informiert Michael Adrian, mehr als 1.700 Männer aus gut fünfzig Nationen. Mit Erlaubnis der Gefängnisleitung hat Neubauer, berichtet der Rezensent, 36 Gefangene interviewt und sich ihre Lebensgeschichten und ihren Gefängnisalltag schildern lassen. Dabei bediene sich der Autor recht geschickt einer Collage-Technik, lobt Adrian. Persönliches werde in der Ich-Form, das Leben im Gefängnis in der Dritten Person erzählt, was, neben anderen "Straffungen" und "Bearbeitungen" der Interviews zu interessanten Effekten führe, findet der Rezensent. Am schlimmsten sei für die Gefangenen, ist Adrian an diese Berichten aufgefallen, damit zurechtzukommen, dass im Gefängnis die Kategorie "Zeit" eine andere Bedeutung gewinnt als in Freiheit.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 08.12.2001

Von 1997 bis 1999 arbeitete Hans-Joachim Neubauer als Dramaturg des Theaters der Justizvollzugsanstalt Berlin-Tegel, mit 1.700 Häftlingen aus gut 50 Nationen das größte Gefängnis Deutschlands, informiert Elke Bruns. Aus seinen Erlebnissen und Gesprächen mit den Insassen hat er eine gelungene literarische Collage gebastelt, lobt die Rezensentin. Darin geht es um die "formlos gewordene Zeit", Macht, soziale Beziehungen, Drogen und Prostitution, um Kindheit, Tathergang und Schuld. Beim Leser stellt sich oft, so Brüns, das Gefühl der Ratlosigkeit ein, etwa, wenn ein Mörder meint, er habe sein depressives Opfer bloß erlöst. Neubauer, schreibt die Rezensentin, hat mit dem Buch das Gegenteil eines Gutachtens vorgelegt. Es gehe nicht um Erklärungen und Urteile, das Aufspüren der "blinden Flecke" der Täter, sondern vielmehr um Knastalltag und das tägliche Überwachen und Strafen, auch unter den Gefangenen selbst.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 10.10.2001

Zum Thema "Das Leben im Gefängnis" zeigt Katharina Rutschky sich sehr beeindruckt von dem "ebenso einfühlsamen wie radikalen" Porträt der Gefangenen und "mittelbar unseres Strafsystems". Der Autor Hans Joachim Neubauer, der als Theatermacher Zutritt zu einem Gefängnis bekommen hatte, komme nicht nur zu dem Schluss, dass Kunst im Gefängnis ein wenn auch nicht schädliches, so doch unnützes Unterfangen sei, sondern, wie auch schon andere Verfasser meinen, dass Resozialisierung eine Illusion geblieben sei - ob es einer schafft, hänge letztlich immer von der eigenen Kraft ab. Der Autor verfolge keine explizit politische Absicht mit seinem Buch, vervollkommne aber in beeindruckender Weise die Einsichten des Lesers in das Strafsystem.