Jean Paul

Lebenserschreibung

Veröffentlichte und nachgelassene autobiografische Schriften
Cover: Lebenserschreibung
Carl Hanser Verlag, München 2004
ISBN 9783446205536
Gebunden, 495 Seiten, 34,90 EUR

Klappentext

Herausgegeben von Helmut Pfotenhauer u. a.. "Wenn ich nichts mehr zu leben habe, schreib' ich mein Leben." Schon mit den Formen seines Namens, "Jean Paul", "Richter", spielt er seine Metamorphosen durch, und erst recht mit seinen fiktiven Figuren. Dieses Buch versammelt wichtige autobiografische Texte und unveröffentlichte Notizen aus dem Nachlass des immer noch unbekannten Klassikers.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 03.06.2005

Entschiedener Beifall des Rezensenten. Denn jedes editorische Unternehmen, "dieses Werk" - Jean Pauls - "aufzuschütteln und Luft an seine einschüchternde Kompaktheit zu bringen", ist nach Ansicht von Burkhard Müller unbedingt begrüßenswert. Zugänglichkeit schaffen! - so lautet das Gebot, und hier kommt man ihm nach. Deshalb hält sich Müller auch gar nicht weiter damit auf, den Hauch von Willkür - was ist bei diesem Autor nicht aus seinem Leben gegriffen? - zu beklagen (zumal der Herausgeber selbst darauf hinweist), sondern schwärmt von Jean Pauls Eigenart, "Denken und Fühlen" zur "völligen Einheit zusammenströmen" zu lassen. Und, ach, diese Fähigkeit, das asynchrone des geschriebenen Wortes zu überbrücken und beispielsweise Landschaften in ihrer ganzen Breite und Tiefe zu entwerfen! Und wenn sich mal die "romantische Weite" ins "Sofa-Idyll" verengt, kann man zum Glück "im Übersüßen der tränenfeuchten Rührung auf ein Körnchen fast dämonischer Bosheit" stoßen.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 21.05.2005

Das große autobiografische Werk wollte und konnte Jean Paul, so Roman Bucheli, nicht gelingen. Die "Selberlebensbeschreibung" bricht ab im zwölften Jahr. Der Rest an "Dichtung und Wahrheit" über das Leben des Dichters ist über das Werk verstreut, das der Romane, aber auch einzelne Schriften, die in unterschiedlicher Manier immer wieder Anläufe ins Autobiografische nehmen. Hier sind die einschlägigen Texte nun in einem Band versammelt. Es werde, so Bucheli, deutlich, dass ganz gewiss Goethe nicht das Vorbild sein konnte, aber auch dem verehrten Montaigne bleibt Jean Paul recht fern. Klar wird nur, dass das Sehnen des Autor, "jeden Einfall der Nachwelt zu überliefern" nicht ganz vergebens gewesen ist - und sehr zum Vorteil der letzteren. Zur "kohärenten Geschichte" rundet sich das nicht, aber dieses "Versagen" hat Konsequenz und Methode.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 20.01.2005

Rolf Vollmann sinniert über den Titel "Lebenserschreibung" und findet den Begriff so sonderbar wie einleuchtend. Jean Paul habe, so resümiert er die These des "ebenso schönen wie erschreckenden" Buches, sich sein Leben erschrieben, aber nicht im autobiografischen Rückblick, sondern als Entwurf von Künftigem, Erträumtem. Das liest sich dann so, als denke er sich Romanfiguren aus, wo er in Wirklichkeit über sich selbst schreibt, über sein zukünftiges Ich. Und Jean Paul tut das so unbekümmert, "als gäbe es überhaupt nicht so etwas wie eine Furcht davor, Unheil heraufzubeschwören, indem man allzu genau beschreibt, was man sich wünscht", stellt Vollmann fest. Dass Jean Paul ein bisschen verrückt war, wusste man wohl schon damals, vermutet der Rezensent, als er plötzlich aus der Provinz auftauchte und nicht nur die Weimarer Damenwelt mit seinem Charme, sondern auch Schiller und Goethe mit seinen Theorien über die inspirierende Wirkung des Kaffeetrinkens nervös machte. Wie verrückt er aber wirklich war, wisse man erst nach der Lektüre seiner Notizen und Schriften, die von den Herausgebern in einem 150 Seiten langen Anhang "glänzend" kommentiert wurden.
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