John Banville

Unendlichkeiten

Roman
Cover: Unendlichkeiten
Kiepenheuer und Witsch Verlag, Köln 2011
ISBN 9783462043792
Gebunden, 319 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Christa Schuenke. Ein langer Sommertag in einem Herrenhaus in Irland: Adam Godley liegt im Sterben, Grund genug für seinen Sohn Adam jun. und seine Tochter Petra, Ressentiments über Bord zu werfen und ihren Vater und ihre erheblich jüngere Mutter Ursula noch einmal zu besuchen. Was die Godleys nicht wissen: Ihr Familientreffen wird von den Göttern beobachtet, die sich nicht scheuen, korrigierend und bisweilen boshaft einzugreifen. Adam Godley, ein bekannter Mathematiker, der sich mit dem Konzept der Unendlichkeit einen Namen gemacht hat, scheint am Ende seines Lebens angekommen zu sein. Während er stumm und dennoch wach in seinem Bett liegt, treffen seine Kinder ein, um ihn noch einmal zu sehen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 29.03.2012

Sylvia Staude spürt förmlich die Heiterkeit und die Schaffenslust in John Banvilles jüngstem Roman "Unendlichkeiten". Obwohl der im Sterben liegende Mathematiker Adam Godley im Mittelpunkt steht oder vielmehr liegt, ist es "überbordender, sprachpraller Spaß", der einen aus diesem Buch entgegenschlägt, freut sich die Rezensentin. Unter die Sterblichen mischen sich die Götter mit Hermes als Erzähler und Zeus als im Gewand des Sohnes erscheinenden Liebhaber, verrät Staude. Auch wenn sie findet, dass gerade, was die Namenswahl für seine Figuren angeht, der irische Autor nicht ganz so mit dem Zaunpfahl hätte winken müssen, lässt sie sich sehr gerne auf seine brillanten, höchst eleganten Formulierungen ein, die sie im Übrigen von Christa Schuenke adäquat übersetzt sieht, wie sie lobt. Und auch wenn hier der Tod die Folie dieses göttlich-irdischen Treibens abgibt, hat sie sich mit dem Roman gut amüsiert.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 13.03.2012

Schon John Banvilles Einfall, seinen Roman "Unendlichkeiten" vom Gott Hermes erzählen zu lassen, findet Jörg Magenaus Beifall, wie er es auch als schönen Scherz beklatscht, dass der irische Autor ihn an einem einzigen Sommertag spielen lässt. Der alte Adam Godley, der einst die "Weltformel" fand und mathematisch bewies, dass es "eine Unendlichkeit von Unendlichkeiten" gibt, liegt im Koma, was die Ehefrau, die Kinder und die Enkeltochter herbeieilen lässt. Unter die Familienversammlung mischen sich die antiken Götter, die sich langweilen, und sie bestaunen die Welt der Sterblichen, wobei es ein Erzählkniff Banvilles ist, dass es sie eigentlich nicht gibt, sondern sie erst von den Menschen erschaffen werden, die sie erschaffen haben, legt der Rezensent dar. Magenau bewundert in dem Roman "pures, lustvolles Spiel", das bei aller Ausgelassenheit ernst die großen Fragen der Menschheit verhandelt, wie der Rezensent anerkennend lobt.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10.03.2012

Als sprachlich brillant, psychologisch ausgefeilt und in seiner Sinnlichkeit bestechend preist Christian Geyer John Banvilles Roman, in dem sich unter die Familienversammlung rund um den im Koma liegenden Mathematiker Godley die Götter mischen und ihr Spiel mit den Lebenden treiben. Der Sterbende ist durch sein Konzept der Unendlichkeit zu Ehren gekommen, die hier mit Inbrunst Unfug treibenden Götter sind von "tiefem Defätismus" geprägt, stellt der Rezensent fest. Der Roman spielt an einem einzigen Tag am Totenbett des alten Godley, das Koma, das ihn überwältigt hat, legt sich allerdings auf die ein oder andere Art auch auf die anderen Familienmitglieder, beobachtet Geyer, der das "weltlich-theologische Lustspiel", das Banville hier entfaltet, sehr genossen hat. Zeus schleicht sich, wie es seine Art ist, in Verkleidung des Ehemanns zur Schwiegertochter und hofft, dass sie den Unterschied bemerkt. Das ist der "mythologische Kern" dieses Romans, der inmitten der burlesken Leichtigkeit zu existentiellen Fragen kommt, so Geyer fasziniert.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 16.02.2012

Ob John Banville seine Kritiker bloßstellen wollte?, überlegt Rezensentin Susanne Mayer. Sie zumindest kann in seinem neuen Roman nichts von der vielgescholtenen Gestelztheit erkennen, von der ausgestellten Gelehrsamkeit. Ganz "leichtfüßig" komme Banville in diesem Roman daher und erzähle regelrecht übermütig, freut sich die Rezensentin, die dennoch auf Shakespeare und Aristoteles zurückgreifen muss, um den Erzählrahmen abzustecken. Der Roman - oder die Tragödie? - erzählt die Geschichte vom letzten Tag in Adam Godleys (!) Leben, in klassischer Einheit von Zeit und Ort. Adam ist Oberhaupt dieser Familie aus Arden und wir müssen ihn angesichts all der familiären Verwicklungen als eine Mischung aus biblischem Urvater, Zeus und Lear vorstellen. Doch bei allem Lesevergnügen warnt Rezensentin Mayer auch vor der Boshaftigkeit des alles überschauenden, gottähnlichen Erzählers: Er bietet Probleme, keine Lösungen.
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