Juan Gabriel Vasquez

Die geheime Geschichte Costaguanas

Roman
Cover: Die geheime Geschichte Costaguanas
Schöffling und Co. Verlag, Frankfurt am Main 2011
ISBN 9783895610066
Gebunden, 336 Seiten, 22,95 EUR

Klappentext

Aus dem Spanischen von Susanne Lange. Ende des 19. Jahrhunderts scheint die Welt einen neuen Mittelpunkt zu bekommen, weit weg von ihren bisherigen Zentren: In Panama, dem äußersten Zipfel Kolumbiens, wird ein Kanal gebaut, der die Weltmeere verbinden soll. Frankreich und die Vereinigten Staaten stürzen sich auf diesen Ort, der bis dahin nur für sein entsetzliches Klima und unzählige Tropenkrankheiten bekannt war. Hier ringen Europa und die USA um Reichtum und Macht. Doch nicht nur die Weltpolitik, auch Joseph Conrad, der seefahrende Romancier, entdeckt diesen Ort für sich. Ließ er sich von der Geschichte Kolumbiens und dem Bau des Panamakanals zu seinem Roman "Nostromo" inspirieren? In Konkurrenz mit ihm tritt Jose Altamirano, gebürtiger Kolumbianer, dessen Leben inmitten von Katastrophen und politischen Umbrüchen einen tragikomischen Gegenpart zu dem des weltberühmten Schriftstellers bildet. Altamirano, der sich schuldig fühlt an der Niederlage seines Landes, zieht alle Register, um den großen Romancier zu überbieten. Eine Hommage an die Tradition des Abenteuerromans vom Autor von "Die Informanten".

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17.10.2011

Schade, schade, seufzt Florian Borchmeyer. Hätte sich der Autor ganz auf seine lebendige, den Rezensenten auch sprachlich überzeugende, als historischer Schelmenroman angelegte Geschichte Panamas beschränkt, Borchmeyer wäre zufrieden gewesen. Dass Juan Gabriel Vasquez seinen Roman mittels einer nebulösen Erzählerfigur zur sinnfreien Umdichtung der Literaturgeschichte ausbaut, kann er dem Autor nicht verzeihen. Für ihn liegt der Fall klar: Vasquez und sein Buch leiden an Literatose. Alle Symptome sprechen laut Borchmeyer für ein pathologisches Verständnis von Selbstreferentialität, Intertextualität und Mise en abyme in der lateinamerikanischen Literaturgeschichte, vulgo: fleischlose Bildungsbeflissenheit. Nichts für Borchmeyer.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 25.06.2011

In den höchsten, ja, allerhöchsten Tönen lobt Marko Martin diesen Roman von Juan Gabriel Vasquez. Der 37jährige Autor erweist sich für ihn spätestens mit dem vorliegenden Werk als die wichtigste Stimme der lateinamerikanischen Literatur seiner Generation. Es gelinge hier nämlich etwas, was weder Graham Greene noch John Le Carre mit ihren Panama-Romanen gelang: die Darstellung eines Landes, einer Region, der politischen und historischen Hintergründe des Panama-Kanalbaus. Das alles mit dem gelehrten und gewitzten metaliterarischen Verweis auf Joseph Conrads Roman "Nostromo". Statt "vitalistischem" magischem Realismus - es klingt, als hätte der Rezensent davon inzwischen genug - gibt es hier Reflexion als Abenteuerroman (oder umgekehrt), wobei das Herz der Geschichte doch die erinnernde Trauer des Ich-Erzählers Jose Altamirano um seine in den politischen Kämpfen des Landes sinnlos getötete Frau bleibt. Martin hat fast Mühe, den Reichtum des Buchs an Wendungen, Tönen, Ebenen in seine Rezension unterzubringen und macht so nur umso klarer, wie dringend er es zur Lektüre empfiehlt.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 10.06.2011

Angetan scheint Rezensent Merten Worthmann von Juan Gabriel Vasquez' neuem Roman "Die geheime Geschichte Costaguanas". Er liest das Werk als Abenteuerroman mit viel Drama, als Farce über Kolumbiens Verlust Panamas und schließlich als Hommage an Joseph Conrad, der in einem Nebenstrang des Romans eine Rolle spielt. Beeindruckend findet er, wie der Autor den Einsatz von erzählerischen Effekten mit Reflexionen über das Erzählen verbindet. Allerdings trägt der Autor in seinen Augen fast ein wenig zu dick auf und findet vor allem die Szenen von Liebe, Verlust, Trauer und Sorge nicht so recht gelungen.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 30.04.2011

Eingenommen ist Rezensentin Andrea Kaden für Juan Gabriel Vasquez' Roman "Die geheime Geschichte Costaguanas". Besonders die Art und Weise des Autors, historisch Ereignisse mit "ironischem Unterton" zu fiktionalisieren, hat es ihr angetan. Wie Vasquez in seinem neuen Roman den Bau des Panamakanals, das Porträt eines Karibischen Staats mit der fiktiven Lebensgeschichte des Jose Altamirano und der Biografie des Schriftstellers Joseph Conrads verbindet und zwischendurch auch einmal aus der Perspektive eines Gewehres erzählt, findet sie nicht nur gekonnt, sondern auch amüsant.