Judith Butler

Rücksichtslose Kritik

Körper, Rede, Aufstand
Cover: Rücksichtslose Kritik
Konstanz University Press, Göttingen 2019
ISBN 9783835391208
Gebunden, 160 Seiten, 18,00 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Michael Adrian und Bettina Engels. Die freie, furchtlose Rede, die Politik der Körper auf den Straßen, die öffentlichen Proteste und Versammlungen, sie alle erwachsen aus den Trümmern einer untergehenden Welt und bauen auf ihnen eine neue. Um seine Bedürfnisse zu befriedigen, muss der Mensch die Natur bearbeiten - und bearbeitet dabei immer auch sich selbst. Judith Butler nimmt diesen "Stoffwechsel"zwischen Mensch und Natur zum Anlass, die Grenzen, die Ganzheit, aber auch die Prekarität und die Widersprüche des menschlichen Körpers und seiner Wahrheiten zu überdenken. Denn selbst die elementarsten menschlichen Eigenschaften und Wünsche sind alles andere als selbstverständlich. Sie sind weniger Attribute als soziale Beharrlichkeiten, die animiert oder abgetötet werden können, abhängig von Lebensumständen und Arbeitsformen, die Körper und Ideen erhalten oder zerstören, Wirtschaftsformationen, die diejenigen, die sie beschäftigen, prekarisieren, Politiken, die die Dezimierung von Renten oder den vollständigen Verlust von Sozialfürsorge und Schutz bedeuten können. Die rücksichtslose Kritik solcher Formationen und der Aufstand gegen sie erscheinen hier als Spielarten einer möglichen Vollendung von Prinzipien und Ideen, die in der Vergangenheit unverwirklicht geblieben sind. Die Verflechtung von Körpern auf der Straße, die Logik der Beziehungen zwischen Eigenem und Fremdem, die furchtlose Rede des Einzelnen gegenüber der Mehrheit, all dies sind Aspekte einer rücksichtslosen Kritik, die Judith Butler in Auseinandersetzung mit Karl Marx und Michel Foucault analysiert und in ihrem Zusammenhang in den Blick nimmt. Sie zeigt, dass die Ordnung der Dinge, mit der wir uns arrangieren, heute so wenig notwendig ist wie sie es früher war.

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 09.11.2019

Rezensentin Hannah Lühmann vermisst konkrete Ratschläge in Judith Butlers Buch über Körper, Rede, Aufstand. Butlers Marx-Lektüre und ihr Nachsinnen über eine zeitgemäße Kritische Theorie, das die Autorin hier im Hinblick auf Begriffe wie Aufstand und Widerstand entwickelt, scheinen Lühmann wegweisend in Bezug auf die soziale Praxis des Engagements in den Zeiten des Klimawandels, der für die Autorin das Subjekt entscheidend prägt. Für zentral im Buch hält Lühmann Butlers Analyse der intellektuellen Rede als eines Mediums für politische Bewegungen. Wie viel Wahrheit solches Sprechen zu transportieren vermag, darüber hätte Lühmann gern noch mehr erfahren.