Judith Vanistendael

Penelopes zwei Leben

Cover: Penelopes zwei Leben
Reprodukt Verlag, Berlin 2021
ISBN 9783956402418
Gebunden, 164 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

Aus dem Niederländischen von Andrea Kluitman. In leichten und dynamischen Aquarellzeichnungen erzählt die Autorin die Geschichte einer nicht ganz alltäglichen Familie, von Verantwortung und Einsamkeit. Dabei hinterfragt sie Rollenbilder und stellt ganz nebenbei Homers Odyssee auf den Kopf. Penelope ist Ehefrau, Mutter und Chirurgin. Während ihre Tochter zu Hause in Belgien mit der Pubertät zu kämpfen hat, rettet sie Leben in einem Feldkrankenhaus in Aleppo. In der harten Kriegsrealität verliert sie Patienten, zu Hause warten ein liebevoller Ehemann und eine entzückende Tochter. Es fällt ihr zunehmend schwerer, ihre Berufung mit ihrem Familienleben in Einklang zu bringen, denn sie denkt ständig an die Toten, die sie zurückgelassen hat.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 30.04.2021

Rezensentin Sophia Zessnik ist beeindruckt von Judith Vanistendaels Graphic Novel, die in einer Rückschau erzählt, wie sich eine Ärztin ohne Grenzen namens Penelope entscheidet, ihre Familie für ihre Arbeit in Syrien zu verlassen. Wie die Illustratorin (die selbst nicht in Syrien gewesen sei, aber einen Mediziner aus dem Gebiet interviewt und das Flüchtlingslager Moria besucht habe, so Zessnik) die Zerrissenheit Penelopes zwischen den beiden unvereinbaren Welten rein visuell darzustellen vermöge - über Farbintensitäten oder indem sie die Farben über die Umrisse der Figuren treten lasse - findet die Rezensentin bemerkenswert. Am liebsten möchte sie die Geschichte als Zukunftsszenario lesen - denn Penelopes verlassener Mann unterstützt die Entscheidung seiner Frau. Die letzten Seiten, auf denen Vanistendael ihren Moria-Besuch verarbeitet, hätten Zessnik nach zudem ein eigenes Werk verdient.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 07.04.2021

Rezensentin Susanne Billig ahnt das Elend auf der Welt im Allgemeinen und in Syrien im Besonderen mit Judith Vanistendaels Comic über eine Ärztin, die zwischen zwei Welten lebt, ihrem behüteten Familienleben in Belgien und dem ausgesetzten, bedrohten, wenn sie Kriegsopfer vor Ort in Syrien behandelt. Der harte Schnitt zwischen diesen Welten gelingt der Autorin überzeugend, meint Billig, die Zeichnungen findet sie poetisch und wuchtig. Die Unruhe hinter der Fassade der heilen Welt wird für die Rezensentin spürbar.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 08.03.2021

Ausgezeichnet findet Rezensentin Martina Knoben diese Graphic Novel, die in Parallelschaltungen das Leben der Ärztin Penelope im syrischen Einsatz zeigt, im anderen das Leben ihrer Familie in Belgien. Da passt emotional bald nichts mehr zusammen, und per Zeichnung und Farbgebung - sogar eines toten Kindes im Reagenzglas, das mal hier und mal da im Gepäck der ärztlichen Protagonistin auftaucht, während sie zu Hause bei der Familie ist - gelingt es gerade mit Mitteln des Comic, so die Kritikerin, die Malaise einer von ihrem Beruf als Berufung vollkommen bestimmten Frau bildhaft zu machen. Ihr gefallen auch die "Maske" der Mutter und die "Papa-Maske" des Vaters, wenn die Autorin ein Gedicht des Schriftsteller-Ehemanns von Penelope wörtlich nimmt und ihnen jene Masken anzieht - und wieder absetzt. So verdeutlicht die Autorin und Grafikerin, mit welchen Zuweisungen die Erwachsenen kämpfen, um ihrem Kind gerecht zu werden, so die Kritikerin, die von den Bildeinfällen und vom Grundgedanken des Buches, des selbstbestimmten Lebens einer Frau, sehr eingenommen ist.
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