Jules Renard

Nicht so laut, bitte!

Wenn Sie die Wahrheit sagen, schreien Sie immer so. Tagebuch 1887-1910
Cover: Nicht so laut, bitte!
Kampa Verlag, Zürich 2022
ISBN 9783311250142
Gebunden, 416 Seiten, 28,00 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Liselotte Ronte. Mit einem Nachwort von Hanns Grössel und 30 Illustrationen von Nikolaus Heidelbach. "Manche Leute sind so langweilig, dass man mit ihnen in fünf Minuten einen ganzen Tag verliert", notierte Jules Renard in seinem Tagebuch, das als sein literarisches Hauptwerk gilt. 46 Jahre alt ist der Dichter, Schriftsteller und gefürchtete Kritiker der Jahrhundertwende geworden, in seinem kurzen Leben hat er 54 Tagebücher gefüllt: Alltagsbeobachtungen und literarische Miniaturen, Gedankensplitter und Aphorismen, moralische Reflexionen und Naturbeschreibungen, die scheinbar unverbunden nebeneinander stehen. Mit spitzer Feder schreibt Renard über seine Zeitgenossen und die künstlerisch-literarischen Pariser Kreise, in denen er sich bewegt. Mal witzig, mal melancholisch - immer scharfsinnig. Die geistreichsten Notate hat Nikolaus Heidelbach für diesen Band zusammengestellt und illustriert.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 02.03.2023

Köstlich unterhalten fühlt sich Rezensent Niklas Bender von der nun endlich neu aufgelegten deutschen Ausgabe der Tagebücher des französischen Avantgardisten Jules Renard. Dass man gar nicht so viel vom Privatleben des Schriftstellers erfährt, stört Bender nicht, er ist froh darüber, dass sich die Miniaturen einer strikten Klassifizierung als Tagebucheinträge sogar eher entziehen und stattdessen die Pariser Künstlerkreise, die Natur oder philosophische Abwägungen thematisieren, mit Sätzen, die das Thema wie ein Pfeil aufspießen. Der Kritiker empfiehlt diesen "frischen, schneidenden Text" - noch dazu in der "eleganten" Übersetzung von Liselotte Ronte - als womöglich bestes Buch Renards.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 02.07.2022

Rezensent Thomas Schaefer bekundet großes Lesevergnügen bei Jules Renards Tagebüchern, die im Original bereits zwischen 1925 und 1927 erschienen. "Wie ursprünglich" das wirklich ist, was man dort liest - weil große Teile nach Renards Tod von seiner Frau verbrannt wurden, hat der Erstherausgeber Henri Bachelin "stark redigiert", erklärt Schaefer - sei zwar nicht zu beantworten. Sehr unterhaltsam findet der Kritiker trotzdem, was sich auf den Seiten versammelt: Reflexionen des eigenen Sarkasmus' ("Drei Schritte auf die Straße, und ich werde unerträglich. Zum Glück gehe ich nicht oft aus"), nur gelegentliche Plattitüden ("Wenn man auf nichts mehr zählen kann, muss man mit allem rechnen") und "rätselhafte Geistesblitze" ("Für die Kinder Jagdgeschichten aufschreiben, die ein Hase erzählt") reihen sich hier in "erstaunlicher Qualitätsdichte" aneinander, staunt der Kritiker, der sich stellenweise an die Aufzeichnungen Kurt Tucholskys, Lichtenbergs oder Ramón Gómez de la Sernas erinnert fühlt. Der Begeisterung, die Renard bei Größen wie Beckett, Sartre oder André Gide auslöste, scheint sich der Kritiker anzuschließen.
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