Kate Kirkpatrick

Simone de Beauvoir

Ein modernes Leben
Cover: Simone de Beauvoir
Piper Verlag, München 2020
ISBN 9783492070331
Gebunden, 528 Seiten, 25,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Erica Fischer und Christine Richter-Nilsson. Simone de Beauvoir war eine der einflussreichsten Intellektuellen des zwanzigsten Jahrhunderts. Ihr Buch "Das andere Geschlecht" hat die Art und Weise, wie wir über Geschlechtergrenzen denken, für immer verändert. Dennoch wurde ihr Leben weitgehend falsch dargestellt und zutiefst missverstanden. Kate Kirkpatrick greift auf bisher unveröffentlichte Tagebücher und Briefe zurück, und gibt einen spannenden Einblick in Beauvoirs Beziehungen, ihre Philosophie der Freiheit und der Liebe und ihr Ringen darum, sie selbst werden zu dürfen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 31.07.2020

Mit diesem Buch verfolgt Kate Kirkpatrick das Ziel, Simone de Beauvoir aus dem Schatten Sartres treten zu lassen, erklärt Rezensent Thomas Macho. Seiner Meinung nach gelingt es der Biografin mit ihrer Schilderung vom Leben der feministischen Ikone hervorragend, die Eigenständigkeit und Brillanz von Beauvoirs Denken herauszuarbeiten. Obgleich sie auf Beauvoirs Liebesphilosophie eingeht und sie auch an ihren Beziehungen exemplifiziert, verliert sich Kirkpatrick nicht in Anekdoten, sondern bindet ihre Beobachtungen immer zurück an de Beauvoirs Werk, so Macho. Sein Fazit: "eine vorzügliche intellektuelle Biografie"!
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 20.07.2020

Nicht so einfach sei die Aufgabe gewesen, findet Ursula März, die sich die Autorin gestellt habe. Durch Aufdeckung vieler Facetten der Selbstinszenierung von Simone de Beauvoir sollte sie hier auf ein neues "Podest" gestellt werden, auf dem sie dann als eigenständige Philosophin glänzen möge. Die wohlmeinende Rezensentin findet das aus mehreren Gründen nicht recht gelungen. Vor allem moniert sie, dass der klugen Beauvoir nicht wirklich die Statur einer Denkerin eines eigenständigen philosophischen Systems zugestanden werden könne. Zum anderen zeigt ihr das additive Verfahren der Autorin, die sich durch die Chronologie des Lebens der Protagonistin hangelt, wenig geeignet für eine analytische Durchdringung des komplexen Geschehens aus politischen und amourösen Verwicklungen der Pariser Existenzialisten. Interessant war ihr dennoch die These der Biografin: Durch den berüchtigten Pakt mit Sartre, der die beiden zum ewigen Paar machte und alle anderen Lieben zu Affären, habe sich Beauvoir davor geschützt, je als nicht-erotische, junggesellige Intellektuelle gesehen zu werden. Immerhin, so befindet die kritische Kritikerin, bleibt ein Abarbeiten an dieser Ikone des Feminismus weiterhin interessant.

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 27.06.2020

Rezensentin Marlen Hobrack hält Kate Kirkpatricks Simone-de-Beauvoir-Biografie für höchst aufschlussreich: Ihr zufolge gelingt es der Autorin nachzuweisen, dass Beauvoirs Beziehung zu Sartre ihren feministischen Ansprüchen nicht entgegensteht, sondern dass scheinbare Widersprüche zwischen ihrem Lebensstil und ihren Thesen sich daraus ergeben, dass die Autorin sich sowohl als Frau als auch als Subjekt alle Freiheiten zugestand. Reibungslosigkeit ist da kaum möglich, so Hobrack.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 08.06.2020

Wie sich die Zeiten überlagern: Als Simone de Beauvoir 1947 in die USA reiste, war sie entsetzt von der Diskriminierung der Schwarzen, berichtet Rezensentin Claudia Mäder: Sie traf Intellektuelle wie Richard Wright, las Gunnar Myrdals berühmte Studie "The Negro Problem and the Modern Democracy" und wollte daraufhin ebenfalls so ein einschneidendes Buch schreiben - über die Frau! Für Mäder ist es in vielerlei Hinsicht an der Zeit für eine Neubewertung der französischen Ikone, und die britische Philosophin schafft dafür mit ihrer Biografie ein hervorragendes Fundament, versichert die Kritikerin. Denn auf Grundlage bisher nicht ausgewerteter Schriften kann sie nachweisen, dass Beauvoir sehr wohl eine eigenständige Denkerin gewesen ist, die sich nicht im Feminismus erschöpfte und sich durchaus auch in Widerspruch zu Jean-Paul Sartres Philosophie setzte. Außerdem ermöglicht ihr Kirkpatrick eine fairere Sicht auf das freie, aber komplexe Liebesverhältnis zu Sartre. Eine kritischere Auseinandersetzung mit Beauvoirs Mao-Verehrung hätte dieser Biografie und ihrer Protagonistin allerdings keinen Abbruch getan, schließt Mäder.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 20.05.2020

Für die hier rezensierende Alice Schwarzer war, ist und bleibt Simone de Beauvoir eine der bedeutendsten Frauen des 20. Jahrhunderts, wenn nicht gar die wichtigste überhaupt. Schwer zu glauben also, dass Kate Kirkpatricks Biografie erst die zweite ist, die seit dem Tod der französischen Philosophin erschienen ist, und die erste, die auch die posthum veröffentlichen Tagebücher Beauvoirs miteinbezieht. Schwarzer steht wie eine Eins hinter Beauvoir, die Loyalität zu ihrer einstigen Freundin und Weggefährtin schließt auch Jean-Paul Sartre mit ein, auf den sie ebenfalls nichts kommen lässt. Die beiden lebten eine freie, philosophische Freundschaft, sie tauschten Gedanken und vielleicht auch Liebhaberinnen, Leben und Werk gehörten zusammen. Wer sind wir, darüber zu urteilen? Schwarzer scheint viel lieber all die gehässigen Stimmen zu Rechenschaft ziehen zu wollen, die Beauvoir nach ihrem Tod auch als Philosophin abqualifizierten. Mit Kirkpatricks Biografie ist die Rezensentin ganz einverstanden, auch wenn sie nicht viele Worte darüber verliert, etwas zu wenig berücksichtigt scheint ihr allein Beauvoirs große Gabe, glücklich zu sein.