Brendan Simms

Hitler

Eine globale Biografie
Cover: Hitler
Deutsche Verlags-Anstalt (DVA), München 2020
ISBN 9783421046642
Gebunden, 1056 Seiten, 44,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Klaus-Dieter Schmidt. Die wichtigsten Dinge, die wir über Adolf Hitler zu wissen glauben, sind falsch, das zeigt Brendan Simms in dieser Biografie. So kreiste Hitlers Denken nicht etwa, wie allgemein angenommen, um den "Bolschewismus", sein wichtigster Bezugspunkt war vielmehr "Anglo-Amerika", so Simms. Die Vereinigten Staaten und das Britische Empire galten Hitler als Vorbilder für ein deutsches Weltreich, das sich ebenfalls auf Landgewinn, Rassismus und Gewalt gründen sollte. Der Historiker zeichnet in seinem Buch nicht nur ein völlig neues Bild von Hitlers Weltanschauung, er zeigt zugleich, warum diese zwangsläufig zu einem Krieg globalen Ausmaßes führen musste: Um zu überleben, musste das deutsche Volk eine mindestens ebenso starke Machtposition erringen wie "Anglo-Amerika". Und für kurze Zeit schien es sogar möglich, dass Hitler die Herrschaft über die gesamte Welt erringen würde.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 01.08.2020

Eine überraschend neue Perspektive auf Hitler eröffnet diese Biografie, versichert Rezensent Arno Widmann in einer ausführlichen Besprechung. Es ist gerade Simms' Technik, nur jeweils zeitgenössische Texte Hitlers zu lesen, die Widmann Hitlers Entwicklung verdeutlicht - Simms liest also Hitlers Äußerungen von 1919 nicht im Licht späterer Schriften wie "Mein Kampf". Was sich dabei für Widmann herausstellt, ist, dass Hitlers ursprünglicher Impuls der Antiamerikanismus ist, der später allerdings von Hitlers Antisemitismus überwölbt wird. Aber auch Hitlers Antisemitismus ist im wesentlichen ein Antikapitalismus, lernt Widmann aus Simms' Ausführungen. Überhaupt kein Hinweis ergibt sich in Simms' biografisch-kontinuierlichen Lektüren, dass die Sowjetunion eine besondere Rolle beim frühen Hitler gespielt hätte, womit ganz nebenbei mal Ernst Noltes These über den Holocaust als Reaktion auf den Bolschewismus vom Tisch gewischt ist. Auch "Weltherrschaft" war nicht Hitlers Plan, so Widmann mit Simms. Das eigentliche bleibe der antiwestliche Impuls gegen die "globale Hochfinanz". Widmann kann Simms' Biografie nur empfehlen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16.05.2020

Kurios scheint Ulrich Herbert das Buch des Historikers Brendan Simms. Dass der Autor nie über Nationalsozialismus und Antisemitismus geforscht hat, merkt Herbert dem Buch sehr wohl an. Allzu einseitig geht er laut Herbert vor, wenn er versucht, Hitlers Hauptmotivation nicht im Kampf gegen den Bolschewismus und die Sowjetunion zu sehen, sondern im Hass auf die anglo-amerikanische Welt. Für Herbert ist Hitlers Strategie gegen die Westmächte nichts Neues, doch hält er Simms These für übertrieben und geradezu obsessiv. Das Buch, keine klassische Hitler-Biografie, wie Herbert anmerkt, nervt den Rezensenten mit Wiederholungen und Varianten der These, missachtet aber immer wieder den historischen Kontext und bleibt überzeugende Belege weitgehend schuldig, so Herbert.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 08.04.2020

Die in Britannien sofort nach Erscheinen mächtig verrissene Hitler-Biografie wird hier von Ulrich Schlie in einer großen Rezension besprochen - und mit Freundlichkeit und großem Interesse vorgestellt. Nicht alles hat den Kritiker, seines Zeichens Henry-Kissinger-Professor für Sicherheits- und Strategieforschung an der Universität Bonn, überzeugen können. Aber Simms Hauptthese, dass Hitlers Hauptaugenmerk nicht den Juden oder dem Bolschewismus gegolten habe, sondern Britannien und Amerika, scheint ihm nicht völlig widersinnig - wenn auch nicht vollständig überzeugend. Der Autor aber lasse durch "konsequente Inbeziehungsetzung" aller seiner Quellenfunde und gesicherten Fakten auf seine Hauptthese diese sehr überzeugend erscheinen. Die globale Perspektive auf Hitler und seine politische Entwicklung hat Schlie durchaus eingeleuchtet. Überhaupt kann Simms, so der Rezensent, sehr packend schreiben und habe zweifellos "eines der anregendsten Bücher über Hitler der letzten Jahrzehnte verfasst".

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 04.04.2020

Alan Posener empfiehlt wärmstens die Lektüre von Brendan Simms' Versuch, Hitler und seine Politik in einem anderen Licht zu sehen. Die drei Thesen, die er dazu formuliert, listet Posener auf mit besonderem Interesse an Simms' Idee, Hitlers Kampf habe sich nicht gegen den Bolschewismus gerichtet, sondern gegen "Angloamerika", um die Minderwertigkeit der Deutschen gegenüber den "Ariern" in England und den USA aufzuwerten. Dass Posener diese Vorstellung aus seiner Jugend kennt, macht Simms' Verdienst für ihn nicht geringer. Das Vorgehen, biografische Einzelheiten voll in den Dienst der Erhellung politischer Sachverhalte zu stellen, findet Posener sinnvoll. Dem Autor, schreibt Posener staunend, gelingt es so tatsächlich, unsere Sicht auf Hitler und auf frühere Geschichtsdebatten vom Kopf auf die Füße zu stellen.