Katja Oskamp

Die Staubfängerin

Roman
Cover: Die Staubfängerin
Ammann Verlag, Zürich 2007
ISBN 9783250601111
Gebunden, 221 Seiten, 17,90 EUR

Klappentext

In einem schmuddligen Provinztheater verliebt sich die Regieassistentin Tanja Merz in den zwanzig Jahre älteren Dirigenten Edgar, einen charismatischen Holländer. Über Nacht verlässt sie das Theater und zieht in das Reihenhaus des Dirigenten ein. Tanja wird schwanger. Schockiert von der Frühgeburt ihrer Tochter nimmt sie den ärztlichen Rat, penibel auf Sauberkeit zu achten, todernst. Während Edgar von Orchester zu Orchester durch die Welt jettet und das Baby im Brutkasten um sein Leben ringt, fängt Tanja an, gegen den Schmutz zu kämpfen. Endlich darf die junge Mutter das Kind ins keimfreie Haus holen. Auch Edgar kehrt heim. Die Familie ist komplett. Das Desaster nimmt seinen Lauf. Aller Erwartung zum Trotz hat Katja Oskamps temporeicher und witzig erzählter Eheroman ein ziemlich scharfes Happy End.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 20.02.2008

Rezensentin Sibylle Birrer zeigt sich recht angetan von diesem Romandebüt von Katja Oskamp. Ihr gefällt, wie die Autorin mit stilistischer Verknappung arbeitet, um im Gegenzug einige Details "motivisch aufzuladen". Sie verzichtet auf Psychologisierungen, was größtenteils auch gut funktioniert - auch wenn Birrer bemängelt, dass die "innere Entwicklung" der Protagonisten bisweilen "etwas sprunghaft" wirkt. Auch findet sie, dass die Autorin es mit der Lakonie an manchen Stellen ein wenig übertreibt. Doch alles in allem gefällt der Rezensentin Oskamps Erzählstil. Sie bringt nach Birrers Meinung "ihren Stoff in eine konsistente, stimmige Form" und beweist dabei eine "unerbittliche Freude an der Groteske".

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 05.02.2008

Überwiegend positiv äußert sich Ulrich Rüdenauer über Katja Oskamps Roman "Die Staubfängerin". Im Mittelpunkt des Romans sieht er die junge Regieassistentin Tanja, die den holländischen Dirigenten Edgar geheiratet, mit ihm ein Reihenendhaus bezogen und eine Tochter zu Welt gebracht hat. Aus dem anfänglichen Liebesglück der beiden wird allerdings schnell eine Ehehölle. Die Beschreibung dieser "Krise des Alltäglichen" scheint Rüdenauer sehr gelungen. Er attestiert der Autorin Witz und "Lust an der Überzeichnung", aber auch einen scharfen Blick auf das neurotische Unglück im Reihenhaus. Allerdings scheint ihm nicht ganz plausibel, wie aus der frechen, ambitionierten Regieassistentin quasi über Nacht das dickliche Hausmütterchen wird, deren Putzfimmel pathologische Ausmaße annimmt. Der Text zerfällt seines Erachtens in zwei Teile, was Oskamp andererseits sprachlich gut einfange, wirke die Ironie anfangs doch "offen und lebenszugewandet", dann aber "verloren und gallig".
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 12.01.2008

Mit einiger Begeisterung hat Rezensentin Bettina Koller den zweiten Roman von Katja Oskamp gelesen. Zum ersten beglückt sie, wie irritierend unaufdringlich sich in diesem "gut durchkomponierten" Buch ein klassisches zwischenmenschliches Drama abspielt. Zum zweiten findet sie es "toll", wie es der Autorin gelang, das absurde Handeln ihrer Protagonistin plausibel zu machen, die ihren Informationen zufolge an einem Putzzwang leidet. Mit einigem Vergnügen verfolgt die Rezensentin das Erwachsen- und Dickwerden dieser Figur, die - wie Koller schreibt -schon im Zentrum von Oskamps Erstling stand. Sie sieht diese Tanja Merz ans Theater gehen, Mutter werden und ein Leben zwischen Boheme und Gartenarbeit führen, während im Hintergrund traumatische DDR-Altlasten ihr Unwesen treiben. Nur das "unerwartete Finale" wirkt sich zum Bedauern der Rezensentin auf die Gesamtplausibilität dann ein wenig kontraproduktiv aus.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 06.10.2007

Tanja Merz, die Heldin von Katja Oskamps erstem Roman, kennt man schon aus dem Erzählungsband "Halbschwimmer". Nun erfährt man, so der Rezensent Friedmar Apel, was ihr danach geschah. Gut ist es nicht, auch wenn es erst einmal so aussieht. Sie verliebt sich, sie heiratet den holländischen Dirigenten Edgar. Tanja wird schwanger, die Ehe zur Hölle. Edgar isst gern, gut, vor allem viel und wird darüber, so Apel, zum "Fleischklops". Tanja Merz dagegen entwickelt einen heftigen Sauberkeitsfimmel und jagt unermüdlich Krankheitserreger im heimischen Haus. Der Rezensent fühlt sich von dem Roman an Sartres "Der Ekel" erinnert, findet ihn aber entschieden "kurzweiliger". Um das Verhältnis der Ossi zum Westler geht es, an deftiger Komik wird nicht gespart. Und überm Spaß, den man hat, wird man, meint Apel, den "Schmerz", der allem zugrundeliegt, doch nicht vergessen.
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