Laurent Gaudé

Hund 51

Roman
Cover: Hund 51
dtv, München 2023
ISBN 9783423283540
Gebunden, 336 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Christian Kolb. Ein Roman wie das Echo unserer beunruhigenden GegenwartIn der Megastadt der Zukunft heuert Zem Sparak als Hilfspolizist an, arbeitet als "Hund" im sauren Regen von Zone 3. Seine Heimat Griechenland gibt es schon lange nicht mehr: Bei GoldTex, einem Konzern, der bankrotte Länder unterjocht, herrschen Zynismus und Gewalt. Eines Morgens reißt eine über die gesamte Länge des Rückgrats aufgeschnittene Leiche Zem aus seiner Gleichgültigkeit. Irgendwo, das weiß er, gibt es noch eine Wahrheit. Zusammen mit Salia Malberg, einer Kommissarin aus Zone 2, begibt er sich auf eine Suche, die ihn auch in seine Vergangenheit führt.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 28.10.2023

Die Aussichten sind nicht so rosig, liest Rezensent Christoph Vormweg beim Goncourt-Preisträger Laurent Gaudé: Dessen neuer Roman spielt in einer Zukunft, in der sich alle jetzt drohenden Katastrophen schon verwirklicht haben, Griechenland wird von einem Konzern regiert, der die Menschen endgültig entindividualisieren und zu reinen Arbeitsmaschinen machen will. Ein Hilfspolizist, der titelgebende "Hund 51" soll sich eigentlich der Bekämpfung der Schleuser widmen, die zwischen den Zonen, die nach Macht und Besitz eingeteilt sind, operieren, dann kommt ein Mordfall dazwischen, der ihn mit einer etwas schwierigen Vorgesetzten bis in die Zone der Superreichen führt, so Vormweg. Großartig findet er die Mischung aus dramatisch-konfliktreichem Plot und gleichzeitig angenehm lesbarer Sprache, eine Kombination, die die LeserInnen zum Gruseln und Nachdenken über das, was jetzt gerade passiert, anregen dürfte - vielleicht nicht ganz so gut wie Hervé Le Telliers Zukunftsroman "Die Anomalie", aber dennoch äußert lesenswert, resümiert der Kritiker.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 18.08.2023

Monopolistische Riesenkonzerne, die Auflösung demokratischer Nationalstaaten, ein brutales Klassensystem, Cyborgs, Mord und Megacities. Dazu ein einsamer Held, desillusioniert und zynisch, der in einem Mordfall ermittelt. Das alles erzählt in einer schlichten, kühlen Sprache - kein Zweifel - Rezensent Simon Sahner liest mit "Hund 51" Cyber Punk, wie er im Buche steht. Klassisch könnte man diesen Genre-Krimi nennen, "solide", oder auch konventionell - derart konventionell, dass er als Exempel eines vierzig Jahre alten Genres doch ein wenig anachronistisch wirkt. Bedauerlich findet das Sahner, der glaubt, dass Gaudé wesentlich mehr aus dem Cyber Punk-Baukasten heraus hätte holen können, wenn er seine Bausteine ein bisschen anders zusammengesetzt, ihnen hier und da einen neuen Schliff gegeben hätte. Zumal Gaudés düstere Zukunftswelt als klare Extrapolation unserer gegenwärtigen Zustände erschreckend aktuell ist. Damit tut "Hund 51" genau das, was Cyber Punk immer wollte, stellt der Rezensent fest: warnen vor den Konsequenzen unserer aktuellen Handlungen. Nur eben vielleicht nicht auf die zeitgemäßeste Weise.