Leonardo Sciascia

Ein Sizilianer von festen Prinzipien

Essayistische Erzählungen
Cover: Ein Sizilianer von festen Prinzipien
Edition Converso, Bad Herrenalb 2021
ISBN 9783981976397
Gebunden, 200 Seiten, 23,00 EUR

Klappentext

Mit Texten von Maike Albath und Santo Piazzese. Aus dem Italienischen von Monika Lustig (unter Verwendung einer Übersetzung von Michael Kraus). "Ein Sizilianer von festen Prinzipien" versammelt zwei erstmals ins Deutsche übersetzte Texte Sciascias, als Hommage zu seinem 100. Geburtstag: "Tod des Inquisitors" war ihm sein liebstes, da unabgeschlossenes Werk. Der rebellische Augustinermönch Fra Diego La Matina aus Racalmuto schafft es zu Zeiten der sizilianischen Inquisition auf Sizilien, seinen Peiniger, den Inquisitor Cisneros mit eisernen Handschellen umzubringen. "Der Mann mit der Sturmmaske" schließt sich - Folter und Terror - thematisch eng an, wenn auch in den 70er Jahren des 20. Jh. in Chile spielend: Hier geht es um das Schreckgespenst der totalen Willkür der Gewaltherrschaft nach dem Militärputsch von Pinochet. Die katholische Kirche und das Geständnis, die philosophische Frage nach "der" Wahrheit, die Freiheit des Individuums und die Mechanismen der Macht bleiben als Hintergrund immer präsent.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 08.01.2021

Rezensent Roman Bucheli liest Leonardo Sciascias in diesem Band enthaltene und erstmals auf Deutsch erscheinende Erzählung "Tod des Inquisitors" von 1964 mit Freude. Nicht nur erinnert der Autor darin an den von der Inquisition verbrannten Augustinermönch Diego La Matina, er bringt auch all die anderen Opfer der Inquisition mit ihm ins Gedächtnis, meint Bucheli. Dass der Autor in dem renitenten Ordensmann einen Bruder im Geiste erblickte, liegt nicht nur an der gemeinsamen Heimat Sizilien, ahnt der Rezensent. Sciascias Schreiben als prinzipiell unabschließbare Arbeit an der Erinnerung ist für Bucheli an diesem Text außerdem gut nachzuvollziehen. Zum 100. Geburtstag des Autors eine würdige Publikation, findet er.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 08.01.2021

Rezensent Thomas Steinfeld bestaunt in seiner Doppelkritik das literarische Verfahren von Leonardo Sciascia, das politische und historische Sachverhalte einwebt und den Leser zur Rekonstruierung auffordert. Auch im nun zum 100. Geburtstag des Autors auf Deutsch erschienenen Roman "Ein Sizilianer von festen Prinzipien" integriert Sciascia Originaltexte aus dem sizilianischen Staatsarchiv, wenn er von einem Mönch erzählt, der im 17. Jahrhundert von der spanischen Inquisition auf Sizilien verfolgt wird. Die Thematik der Ketzerei und der Verschränkung von politischer und religiöser Macht (auch in "Die Affäre Modo" prominent verhandelt, so Steinfeld) sei zudem im zweiten hier besprochenen Roman angelegt: In "Einmal in Sizilien" erzählt Sciascia von seinem früheren Dasein als Volksschullehrer in Sizilien 1955, und auch hier sieht Steinfeld eine ketzerische Auflehnung gegen den Schulrat und die Macht Roms. Für den Rezensenten einzigartige, machtkritische Werke, die die Lektüre sehr lohnen, schließt er.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 07.01.2021

Rezensent Andreas Rossmann freut sich, ein frühes Werk von Leonardo Sciascia endlich auf Deutsch lesen zu können. Vor allem die im Band enthaltene Erzählung "Tod des Inquisitors" von 1964 hat es ihm angetan, angeblich Sciascias eigenes Lieblingswerk. Als historische Darstellung, nicht Krimi, wie Rossmann betont, führt der Text laut Rezensent in die dunklen Keller der Inquisition auf Sizilien und zu dem wegen Häresie verurteilten Augustinermönch Fra Diego La Matina. Wie der Autor das Leben des Mönches vor dem Hintergrund seiner Zeit entfaltet, die Gewalttaten der Inquisition schildert und dabei sein "Selbstverständnis als politischer Schriftsteller" in der Figur spiegelt, erscheint Rossmann stark. Die passende Lektüre zum 100. Geburtstag des Autors am 8. Januar, findet der Rezensent.
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