Linda Le

Die drei Parzen

Roman
Cover: Die drei Parzen
Ammann Verlag, Zürich 2002
ISBN 9783250600381
Gebunden, 241 Seiten, 21,90 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Brigitte Große. Bevor das Schicksal den alten Herrn abberuft, soll er noch einmal seine Töchter sehen. Ein Transfer nach Frankreich ist geplant für den vietnamesischen König Lear, eine Wiederbegegnung mit seinen Mädchen, zwanzig Jahre nach ihrer nächtlichen Flucht vor dem Kommunismus. In der chromstahlfunkelnden Exilküche hocken sie nun zusammen, die drei Parzen, und probieren ihre Lebensrezepte aneinander aus. Als Entkommene eines Desasters in Übersee begegnet jede von ihnen auf andere Weise der inneren Leere im westlichen Paradies.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 15.08.2002

Die Schicksalsgöttinnen von Linda Le heißen Dickbauch, Langbein und Einarm, aber das ist nicht die einzige Kuriosität des Romans, verrät Rezensent Thomas Laux. Es geht um das Schicksal dreier Mädchen und ihrer Großmutter, die damals nach den kommunistischen Säuberungen am Ende des Vietnamkrieges nach Frankreich flohen. Laux erkennt in dem Text literarisches Können, verweist beispielsweise explizit auf Passagen von "großartiger Komik" und auf die zahlreichen Anspielungen historischer, literarischer und mythologischer Art. Er befürchtet aber gleichzeitig, das die tragische Geschichte des Fremdseins und des Exils, von Bettina Grosse seiner Meinung nach hervorragend übersetzt, durch den "atemberaubenden Furor" der Autorin verliert. Auch hegt er Zweifel daran, dass sich heute noch jemand für die Geschichte Vietnams interessiert.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 25.04.2002

Die in Vietnam geborene und in Paris lebende Linda Le scheint ein Lieblingsthema zu haben, vermutet die Rezensentin Marion Löhndorf, denn auch in ihrem neuen Buch gehe es um eine Variante der "Familienhölle". War in ihrem vorangegangenen Roman eine schwierige Mutter-Sohn Beziehung Thema, durchleiden im neuen Buch zwei Schwestern und eine Cousine "dysfunktionale Familienverhältnisse", verrät sie. Der "weltentrückte Hass", auf den der Leser hier prallt, werde "nahtlos durchgehalten", sprachlich realisiert durch, wie Löhndorf findet, einen bemerkenswert experimentierfreudigen und abenteuerlustigen Stil. Die Rezensentin hat offensichtlich Respekt vor diesem ideenreichen und jegliches Klischee vermeidenden gehobenen Avantgardeton, obwohl sie einräumt, dass "die permanente Hassorgie abstoßend und ermüdend werden könne. Ein "giftiger Roman", urteilt sie abschließend, und ist dankbar dafür, dass die Elends-Perspektive zuweilen ins Groteske kippe, was dem Leser ein wenig Entspannung beschere.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 23.04.2002

Was tun, wenn man nichts zu erzählen hat? Mit dieser bösen Frage eröffnet Kai Martin Wiegandt seine Rezension von Linda Les "Drei Parzen", um gleich die Antwort zu geben: Entweder schreibt man darüber, dass es mit dem Schreiben nicht klappt, oder man schreibt über nichts, gibt sich dabei aber sehr viel Mühe, oder man schreibt gar nicht. Linda Le hat sich nach Einschätzung des Rezensenten für die zweite Variante entschieden. Besser wäre die dritte Variante gewesen, meint der Rezensent, und lässt im folgenden kein gutes Haar an Les "Parzen". Keine Geschichte, sondern eine isolierte Schilderung einzelner Figuren mittels Bildern und Anekdoten findet der Rezensent in dem Roman. Noch dazu Bilder, die "nichts" sind und "banal" bleiben, kaum erträgliches "nervtötendes, dauerironisches Gekeife, das sich auf die kläglichste Weise witzig vorkommt". Hinter der Maske von Les "psychopathologischen Realismus" erblickt der Rezensent nicht viel mehr als "die krampfhafte und glanzlos scheiternde Anstrengung der Autorin, der Trivialität und der Langeweile ihrer Geschichte zu entkommen, indem sie in die eigene Ideenleere Nippes kippt". Die Anspielungen auf Weltliteratur und antike Mythologie adeln Les Werk nicht etwa, hält der Rezensent fest, sondern "weisen es als peinlichen Fall von Überheblichkeit aus". Wenn das kein Verriss ist!
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