Louis-Ferdinand Celine

Reise ans Ende der Nacht

5 CDs
Cover: Reise ans Ende der Nacht
DHV - Der Hörverlag, München 2008
ISBN 9783867170581
CD, 29,95 EUR

Klappentext

5 CDs, 263 Minuten. Aus dem Französischen von Hinrich Schmidt-Henkel. Gekürzte Hörspielversion. Regie: Ulrich Lampen. Sprecher: Felix von Manteufell, Rainer Bock, Jens Harzer u. a. Die Nacht kam 1932 in die Welt. Sie ist lang, wahrscheinlich wird sie ewig dauern. Die Reise des Kriegsfreiwilligen, Armenarztes, Weltverächters Ferdinand Bardamu ans Ende der Welt, dorthin, wo es keinen Grund zur Hoffnung mehr gibt, kein menschliches Gefühl, keinen Fortschritt, sondern nur den klaren Blick ins Nichts. Diese Reise hat die Welt erschüttert. Fast 20 Schauspieler setzen unter der Regie von Ulrich Lampen dieses Meisterwerk in Szene. Der Rhythmus der Prosa ist von Celine, akustisch erfahrbar wird das verstörende Kunstwerk erstmals in der Hörspielinszenierung des Bayerischen Rundfunks.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 13.10.2008

Rezensentin Christiane Zintzen sagt dem dunklen Roman von Ferdinand Celine über den Ersten Weltkrieg eine immense Wirkungskraft nach. Ein zeitloser, grenzenüberschreitender Roman, der einer "akustischen Realisierung entgegendrängt", so Zintzens Urteil. Das Hörspiel des Bayerischen Rundfunks unter der Regie von Ulrich Lampens hat die Rezensentin nicht enttäuscht: in ihrer szenischen Ausarbeitung bleibe die Erzählung genauso intensiv wie die Vorlage, das schnelle Tempo werde von diversen perkussiven Leitmotiven getragen. Die erlebende und die reflexierende Erzählstimme des Protagonisten Bardamus, so berichtet Zintzen, werden auf zwei Personen verteilt: Felix von Manteuffel und sein Sohn Florian Manteuffel machen die doppelte Ebene des Romans durchaus überzeugend, resümiert Zintzen.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 12.04.2008

Überraschend klassisch und "wohlfrisiert" kommt diese Hörbuchfassung des radikalen Textes aus Sicht der Rezensentin Irene Grüter daher. Zwar lege Michael Farin seiner Fassung Hinrich Schmidt-Henkels hochgelobte Neuübersetzung zugrunde, entscheide sich aber für eine Verteilung der monolithisch-monologischen Erzählblöcke auf mehrere Erzählstimmen. Zwar ergänze sich das Duo Felix und Florian von Manteuffel gut, doch das mitunter "allzu samtige" Timbre des Älteren spült den wüsten Celine-Text für den Geschmack der Rezensentin ein wenig zu weich. Auch von der Ausdruckskraft des Stakkatos der Halbsätze, mit denen das Buch seinen wütenden Ekel herausschreit, bleibt im "Stimmenzauber" dieser Hörfassung für die Rezensentin zu wenig übrig, der auch die Tonbeigaben der elf Musiker von "zeitblom" nicht durchweg gefallen haben.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.03.2008

Wer immer sich heute als Zyniker beweisen will, kommt an Louis-Ferdinand Celines "Reise ans Ende der Nacht" nicht vorbei. Eine Erfahrung, die, so der Rezensent Wolfgang Schneider, auch Celine selbst machen musste, der das Genie seines Roman-Erstlings in seinem späteren Werk nicht wieder erreichte. Bestimmt sei das Buch von der "Poetik des Kontrollverlusts", in der die Stile und Töne und Stimmen wüst und wild durcheinander gehen, vom "Argot" bis zu Proustschen Subtilitäten - wobei Celine alles in allem eben gerade der "Anti-Proust" gewesen sei. Wie sich aber diesem Riesenwerk per Hörbuch nähern, wie das so umfangreiche Werk kürzen? Genau so, findet der Rezensent, wie es Michael Farin und Ulrich Lampen hier getan haben. Der monströse Ich-Erzähler ist entzwei gespalten in Vater und Sohn Florian und Felix von Manteuffel als Sprecher. Die Nebenfiguren, bei Celine selbst oft genug schemenhaft, sind "gebündelt", etwa in der immer wieder auftauchenden Stimme Helmut Stanges. Perfekt passend die Musik von Zeitblom, nie naturalistisch, oft gar ironisch die Soundeffekte, so der Rezensent. Mit einem Wort: Wolfgang Schneider ist begeistert von dieser Hörbuch-Version.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 11.03.2008

Für einen großen Pionier der Sprache hält Wilhelm Trapp Louis-Ferdinand Celine, für einen großen Erforscher des "Seelendunkels" des Menschen. Wer hier zufällig reinhöre, werde bestimmt nicht darauf gekommen, dass der Text schon vor 75 Jahren entstanden ist. Die Umsetzung ist nach Trapps Ansicht grandios gelungen, das Lichtlose des Textes werde durch die zusätzliche Dimension des Tons nicht abgeschwächt, sondern noch verstärkt. Während musikalisch ein "tiefer, fluchtenreicher Klangraum" entsteht, sorgt die Auswahl der Sprecher für eine willkommene Akzentuierung. Die Idee etwa, den Erzähler Ferdinand Bardamu von Vater und Sohn Manteuffel verkörpern zu lassen, verdeutliche unaufdringlich die Zerrissenheit dieser Figur. Diese "Tonspur zu einer Bosch'schen Szenerie" ruft im Rezensenten lebhafte Bilder hervor, und war für ihn ein intensives und denkwürdiges Hörerlebnis.
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