Manfred Gailus

Täter und Komplizen in Theologie und Kirchen 1933-1945

Cover: Täter und Komplizen in Theologie und Kirchen 1933-1945
Wallstein Verlag, Göttingen 2015
ISBN 9783835316492
Gebunden, 260 Seiten, 24,9 EUR

Klappentext

Ganz zweifelsfrei hat es während des "Dritten Reiches" bedeutenden christlichen Widerstand gegeben - und es ist gut, an ihn zu erinnern. Aber dieser Widerstand war, auf das Ganze der beiden großen Konfessionen gesehen, eher eine Ausnahmeerscheinung. Sowohl bei den Katholiken und mehr noch bei den Protestanten waren Anpassung sowie Partizipation am NS-Regime weit verbreitet. In Extremfällen gehörte dazu auch Mittäterschaft von Theologen und anderen Kirchenmännern an den Verbrechen des Regimes. Viele evangelische Pfarrer, etliche Theologieprofessoren und nicht wenige katholische Priester betätigten sich als "nationalsozialistische Christen" im Sinne des Hitlerregimes und verliehen ihm damit zusätzliche Legitimation. Nur ein unvoreingenommener Blick auf das ganze Feld von Glaube, Konfession und Kirchen im "Dritten Reich" vermag letztlich zu erklären, warum das NS-Regime über längere Zeit so erfolgreich sein konnte. In zehn Beiträgen und einem "Nachwort aus theologischer Sicht" stellen acht Autorinnen und Autoren aus unterschiedlichen wissenschaftlichen Disziplinen Täter und Komplizen aus dem Kirchenbereich vor. Mit Beiträgen von Hansjörg Buss, Markus Dröge, Ralf Forster, Thomas Forstner, Manfred Gailus, Susannah Heschel, Horst Junginger, Thomas Kaufmann, Christoph Markschies, Andreas Nachama.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 08.09.2015

Einen informatives Buch über theologische Mitläufer im nationalsozialistischen Staat hat Rezensent Hans Maier mit dem von Manfred Gailus herausgegebenen Band "Täter und Komplizen in Theologie und Kirchen 1933- 1945" entdeckt.  Der Kritiker liest in den lehrreichen Beiträgen etwa nach, dass der Nationalsozialismus von evangelischen Theologen zunächst begrüßt wurde, die Glaubensbewegung "Deutsche Christen" Massenrituale wie Fahnenkult oder "Feldgottesdienste" feierten und die Gegenbewegung der "Bekennenden Kirche" nicht nur Probleme hatte, in die Öffentlichkeit zu dringen, sondern sich auch als "von wenigen männlichen Theologen geführte evangelische Frauenbewegung" von den "Deutschen Christen" unterschied. Insbesondere liest der Rezensent mit großem Interesse die sorgsam skizzierten Porträts der mit dem Hitler-Regime sympathisierenden evangelischen Theologen, folgt aber auch aufmerksam dem Beitrag über die katholischen "braunen Priester", die fast zur Hälfte aus Bayern kamen. Ein sehr gelungener Überblicksband, dem weitere Forschungen folgen sollten, urteilt Maier.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de