Manfred Krug

Ich sammle mein Leben zusammen

Tagebücher 1996 - 1997
Cover: Ich sammle mein Leben zusammen
Kanon Verlag, Berlin 2022
ISBN 9783985680207
Gebunden, 208 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Als Manfred Krug 1996 anfing, ein Tagebuch zu führen, konnte er nicht ahnen, wie dramatisch die folgenden Jahre für ihn werden würden. Er droht aus seinen Rollen als Ehemann, Schauspieler und Freund zu stürzen. Seine Bekenntnisse sind existentiell und spannend wie ein Krimi. Mit fast 60 ist Manfred Krug noch einmal Vater einer unehelichen Tochter geworden. Seine Frau Ottilie ahnt, dass es eine Geliebte gibt, aber niemand weiß von dem Kind, zu dem Krug eine innige Beziehung entwickelt. Zur selben Zeit verschlechtert sich die Gesundheit seines Lebensfreundes Jurek Becker. Ein Lichtblick dagegen ist die Veröffentlichung von "Abgehauen", dem legendären Buch über seine Ausreise aus der DDR 1977, deren populärster Künstler Krug war. Im März 1997 stirbt Jurek Becker, und drei Monate später erleidet Manfred Krug einen schweren Schlaganfall. Am Krankenbett begegnen sich Ehefrau und Geliebte samt Tochter. Was dann geschah, trägt Manfred Krug ein halbes Jahr später minutiös in seinem Tagebuch nach.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 05.02.2022

Für Jörg Magenau ist Manfred Krug ein veritabler Trostspender. Dass Krugs Tagebücher der Jahre 1996/97 vor eitlem Selbstbewusstsein nur so strotzen, auch wenn Tod und Krankheit darin vorkommen, findet der Rezensent verzeihlich. Wer sich so respektlos sogar über die Telekom lustig macht, dem gebührt alle Achtung, findet er. Der Leser erfährt über Krugs Doppelleben, seine Flohmarktleidenschaft, liest Feindesschelte genug und amüsiert sich im Ganzen köstlich, verspricht der Rezensent.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 03.02.2022

Rezensent Andreas Platthaus weiß nun sicher: Manfred Krug war witzig. Die Tagebücher 1996/97 beweisen es ihm. Zwischen Privatem (Schlaganfall, Affäre, Vaterfreuden) stößt der Rezensent immer wieder auf Passagen von erzählerischer Klasse, so wenn der Autor Peter Hacks knapp porträtiert. Auch Schauderhaftes entdeckt Platthaus. Über Krugs Notate zu Aids etwa kann er überhaupt nicht lachen. Einige herausgeberische Angaben mehr zu den Streichungen im Text und der Band hätte Platthaus noch mehr Freude gemacht, auch wenn Krugs Buch "Abgehauen" um einiges dramatischer war, wie er zugibt.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 03.02.2022

Rezensent Jens Jessen stöbert angeregt in den Tagebüchern des DDR Schauspielers und Sängers Manfred Krug, die ihm "ungeheuer aufschlussreiche" Einblicke geben in die turbulente Ehe Krugs, die auch ein zwischenzeitliches Doppelleben überstand, aber vor allem in das Treiben der Künstler-Persönlichkeiten der DDR. Ohne die DDR selbst erlebt zu haben, könnte es Lesern schwerfallen, den vollen Umfang und auch die Doppelbödigkeit manch harscher Kritik Krugs zu verstehen, meint Jessen. Etwa wenn Krug die Gefälligkeit des Drehbuchautors Wolfgang Kohlhaas beschreibt, die der Rezensent und wissende Leser als "Überlebensstrategie" im ehemaligen SED-Staat verstehen. All diese Einblicke bestätigen letztendlich Jessens Eindruck eines "charismatischen", "patzigen" Schauspielers, der sich von nichts beirren lässt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 29.01.2022

Die meisten "Sensationen" aus Manfred Krugs Tagebüchern seien zwar schon im Spiegel veröffentlicht worden, trotzdem hält Rezensentin Cornelia Geißler das Buch für sehr lesenswert. Ähnlich in die "Vergangenheit geschleudert" wie die Herausgeberin Maria Schädlich laut ihrem Vorwort, die auch schon andere Werke Krugs betreute, fühlt sich auch die Kritikerin, wenn sie von der Anpassung des vor fünf Jahren gestorbenen DDR-Schauspielers und -Sängers an die BRD liest. Interessantes erfährt sie außerdem über Krugs Logopädenbesuche nach einem Schlaganfall, über die Freundschaft zu Jurek Becker, eine späte Vaterschaft und einige pikante Details, die trotz Schädlichs Kürzung von allzu Privatem zu lesen seien - etwa, wenn Krug über die "Tittchen" seiner Kolleginnen schreibt. Die ansprechende "Beiläufigkeit" des Titels findet Geißler im Ton der Tagebücher wieder und freut sich auf die angekündigten Folgebände.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 28.01.2022

Rezensent Jörg Magenau nimmt Manfred Krugs Tagebücher der Jahre 1996/97 als Trostspender. Wie Krug über den Tod seines Freundes Jurek Becker nachsinnt, den eigenen Schlaganfall überwindet und Feinde disst, liest sich laut Magenau, als hörte man Liebling Kreuzberg zu. Die immer etwas rabaukige und zugleich liebe- und humorvolle Widerspenstigkeit Krugs prägt, zusammen mit einem tüchtigen Hauch Selbstdarstellung auch die Einträge, meint Magenau, gleich, ob der Autor himmelhochjauchzend auftritt oder zu Tod betrübt.