Marga Minco

Ein leeres Haus

Roman
Cover: Ein leeres Haus
Arco Verlag, Wuppertal 2020
ISBN 9783965870192
Kartoniert, 172 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Aus dem Niederländischen von Marlene Müller-Haas. "Ein leeres Haus" schildert drei Tage aus der Perspektive einer jungen holländischen Jüdin: den 28. Juni 1945, den 25. März 1947 und den 21. April 1950. Übervoll mit traumatischen Erinnerungen, aber auch von innerer Leere sind die, die den Krieg und die Schoah überlebt haben. Die Parallelgeschichten von zwei Jüdinnen erzählen von Wegen, dem zu begegnen: Sepha stellt sich dem Verlust ihrer Familie und hat das Bedürfnis, Leben nachzuholen. Auf der Suche danach, sich selbst wieder zu spüren, droht sie, sich in unerfüllten Liebschaften zu verlieren, flüchtigem Sex, bei dem sie sich immer fremder wird. Das Glück eines selbstbestimmten Sommers unter südfranzösischer Sonne und Träume von Nordafrika tauscht sie gegen die Rückkehr nach Amsterdam ein, zurück in eine nach der Befreiung hastig geschlossene Ehe. Die Freundin Yona zerbricht zusehends an den Verlusten, voller "Selbstmitleid", wie ihr hart vorgehalten wird. Ein "leeres Haus", verknüpft mit einem Kafka-Motto, ist wiederkehrendes Motiv: ein fast leeres Haus, in dem sich Illegale verstecken, das Wiedersehen mit dem Elternhaus, eine Traumsequenz mit dem Vater, inmitten eines wie leeren Hauses, und schließlich der Einzug in einen noch leeren Neubau: Illusion eines unbeschwerten Neuanfangs. Marga Minco verbindet ihre beiden Frauenporträts mit den prägenden Ereignissen: dem Überleben in der Illegalität, dem Taumel der Befreiung, der Trauer um die verlorenen Familien. Das Jetzt und das Gestern gehen durch Rückblenden ständig ineinander über. Angesichts des eigenen Empfindens der "Schuld der Überlebenden" und neuen judenfeindlichen Erfahrungen kann es schwerlich Normalität geben.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27.08.2020

Rezensentin Susanne Klingenstein hält Marga Mincos zweiten Roman für literarisch komplexer und stilistisch sparsamer als das Debüt der Autorin von 1957. Wie die Autorin von den ersten Nachkriegsjahren erzählt, von zwei Frauen, die ins geplünderte Amsterdam zurückkehren und deren assoziativ getriggerte Erinnerungen ihre Schätze sind, findet Klingenstein stark. Es geht um Überwältigung und Diskontinuität im Angesicht der Geschichte, Erfahrungen, die der Text laut Klingenstein "plastisch nachvollziehbar" macht.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de