Mark J. Sedgwick

Gegen die moderne Welt

Die geheime Geistesgeschichte des 20. Jahrhunderts
Cover: Gegen die moderne Welt
Matthes und Seitz Berlin, Berlin 2019
ISBN 9783957575203
Gebunden, 549 Seiten, 38,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Nadine Miller. Unbemerkt von der Öffentlichkeit entstanden um die Jahrhundertwende in konservativ-christlichen Milieus Europas esoterische und okkultistische Zirkel, die sich auf mystische Religionsformen des Fernen Ostens und des Islam bezogen und sich zum Ziel gesetzt hatten, die dekadente Moderne mit ihrem Individualismus und Materialismus zu bekämpfen. In seiner Studie über den "Traditionalismus" rekonstruiert Mark Sedgwick zum ersten Mal diese geheime Geistesgeschichte des 20. Jahrhunderts und zeigt, wie die antidemokratischen Glaubenslehren so verschiedene Zusammenhänge wie die Theosophie, den Thule- und Runenkult der NSDAP, das Denken Mircea Eliades und Julius Evolas Theorien des frühen italienischen Faschismus entscheidend prägten. Dabei ist Sedgwicks Detektivgeschichte in unserer Zeit von großer Brisanz. Nicht nur, dass sich viele Protagonisten des Traditionalismus später zu Strömungen des Islamismus hingezogen fühlten, die von ihnen entwickelte Denkströmung ist heute aus den Hinterzimmern auf die große Weltbühne gerückt: Während der Neo-Traditionalist Alexander Dugin wichtigen Einfluss auf die antimoderne Kulturpolitik Putins hat, gilt Julius Evola als entscheidende Inspirationsquelle für Stephen Bannon und die Alt-Right.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30.01.2020

Rezensent Diethard Sawicki dankt Mark J. Sedgwick für jahrelange Recherche zum Thema Traditionalismus. Was der Autor aus seinen Daten macht, überzeugt Sawicki allerdings weniger. Zwar kann er ihm die intensive Auseinandersetzung von Traditionalisten wie René Guénon mit dem Islam und die Beziehungen von Julius Evola und seinen Fans zum italienischen Rechtsterror der 1960er aufzeigen, der Darstellung neuerer Entwicklungen mangelt es laut Rezensent aber an Glaubwürdigkeit. Ein "Definitionsproblem" hat das Buch für Sawicki außerdem, da Sedgwick allzu sehr von einer Bewegung ausgeht, die der Traditionalismus nach Meinung des Rezensenten niemals war.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 10.01.2020

Marko Martin hätte sich mehr Struktur und mehr Mut zum Resümee gewünscht in Mark J. Sedgwicks seiner Meinung nach etwas zu hoch gegriffen als "geheime Geistegeschichte" tituliertem Buch. Was der Ideenhistoriker an Antimodernisten, Krisendiagnostikern und Alternativentwürfen versammelt, von René Guénon über Julius Evola bis Waldimir Putin, fasziniert den Rezensenten und lehrt ihn das Gruseln. Bei aller Flüssigkeit der Schreibe fehlt Martin jedoch der analytische Drive im Text. Wo der Schutz des Tradierten an die Grenzen des Wahns stößt, hätte gerade der heutige Leser doch sicher gerne erfahren, ahnt der Rezensent.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 02.12.2019

Thomas Palzer lernt mit dem Buch des Historikers Mark Sedgwick den "Traditionalismus" und seinen Begründer René Guénon kennen. Die Studie überzeugt Palzer durch großen Detailreichtum bei der Darstellung einer "esoterischen Geistesgeschichte" und ihrer weltweiten, vielgestaltigen wie überraschenden Verbindungen und Figuren. Wie Orient, Sufismus, ein ausgeprägter Dualismus, der Faschismus und schließlich der Neo-Eurasianismus den Traditionalismus zu Beginn des 20. Jahrhunderts prägen beziehungsweise sich auf ihn berufen, vermittelt der Autor laut Palzer zwar nicht unbedingt unvoreingenommen, aber kenntnisreich und sprachlich geschickt.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 16.11.2019

Ulrich van Loyen lässt sich vom Historiker Mark Sedgwick die "geheime Geistesgeschichte" des Traditionalismus a la René Guénon erschließen. In einer Mischung aus Feldforschung und gut lesbarer, materialreicher philologischer Analyse, so der Rezensent, präsentiert der Autor Guénons Biografie und seine Wirkungsgeschichte von Frithjof Schuon und Giulio Evola bis zum italienischen Neofaschismus. Dass Ernst Jünger, Mircea Eliade und Heidegger und seine "Schwarzen Hefte" im Buch nicht vorkommen, erklärt sich van Loyen, damit, dass sie ohne Guénons Anleitung auskamen.
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