Martin Mosebach

Du sollst dir ein Bild machen

Über alte und neue Meister
Cover: Du sollst dir ein Bild machen
zu Klampen Verlag, Springe 2005
ISBN 9783934920774
Gebunden, 230 Seiten, 19,80 EUR

Klappentext

Mit 10 Farbabbildungen. Martin Mosebach ist Vertreter einer raren Gattung: Unter den zahllosen, über Kunst schreibenden Autoren gehört er zu den sehr wenigen, die ihrer eigenen Wahrnehmung trauen. Die theoriebeladenen Endlosschleifen selbstverliebter Kritiker sind ihm zuwider. Denn Kunst braucht weder Manifeste noch konzeptuelle Krücken, sie liegt auf der Oberfläche. Abseits der Kunstbetriebsamkeit, die sich im inflatorischen Gerede über vermeintlich Neues, Revolutionäres erschöpft, macht der Schriftsteller Martin Mosebach seine Entdeckungen. Regelmäßig lenkt er den Blick auf das gemeinhin als unzeitgemäß Geltende, das sich nicht selten gerade deshalb auf der Höhe der Zeit befindet. Dabei gilt seine besondere Aufmerksamkeit den haptischen Qualitäten, der Materialität eines Kunstwerks, das sich dem Betrachter nicht als bloße Abbildung, sondern als eigener Gegenstand offenbart. Neues entfaltet sich dabei völlig unabhängig von Bewegungen und Ismen. Doch sind seine hier versammelten Erkundungen in die Bilderwelt nicht nur getragen von hoher ästhetischer Sensibilität und stilistischer Brillanz, sondern auch von einer stupenden Kenntnis der europäischen Geistesgeschichte. Ingres, Jose Maria Sert, Miro, Meredith Frampton, Hrdlicka, Fabius von Gugel, Schermuly, Marcel Broodthaers, selbst die Schöpfer des American Pin up sind Protagonisten dieser Reise ins Reich der Kunst.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 13.12.2005

Durchaus zwiegespalten steht Rezensentin Brigitte Wernebach Martin Mosebachs zusammengetragenen Kunstbetrachtungen gegenüber. Zwar findet sie, ihm gelängen "originelle Funde", doch seine Würdigung hauptsächlich klassischer Genres wie Bildhauerei, Malerei und Zeichnung ist ihr zu konservativ. Großartig findet Wernebach allerdings den Aufsatz über den Muralisten Jose Maria Sert, der die Wände der Rothschild'schen Schlösser, des Waldorf Astoria oder des Rockefeller Centers illustrierte. Zumindest dieser Text sei, wie schon von Kollegen festgestellt wurde, "eine Einladung zum Denken", meint die Rezensentin.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 30.11.2005

Rezensent Wolfgang Kemp reibt sich verwundert die Augen. Eben noch habe Martin Mosebach einen "hochironischen" Roman über Künstler vorgelegt, und nun diesen Essayband mit Künstlerporträts: "ernsthaft, klug, solidarisch". Das dürfe doch eigentlich nicht sein, befindet Kemp, dass die zweifelhaften Gestalten des Romans in den Essays als durch und durch positive Helden aufträten. Schuld an diesen ungleichen Wertemaßstäben ist aus Sicht des Rezensenten jedoch weniger der Autor als vielmehr die Verfassung der "Kunstschriftstellerei". Insbesondere bei einem Künstler wie Alfred Hrdlicka hätte sich Kemp mehr Unterstützung für seine eigenen Idiosynkrasien erhofft, zumindest bei dessen "grausam missratenen Gedenkstätten". Ansonsten zeigt sich der Rezensent voller ironischer Sympathie für Mosebachs "gutsitzenden Konservatismus" mit Kategorien wie "echter Meisterschaft, Handwerklichkeit" oder "Klassizität". Die Maßstäbe für seine Beurteilungen würde der Autor außerdem für jeden Künstler stets "neu erfinden", womit er den "besten Traditionen der Essayistik" folge. Ein für den Rezensenten charakteristischer Satz charakterisiert Mosebachs "Markenzeichen" als "die Katalyse seines stupenden Wissens durch die strong opinion". Als Beispiel nennt Kemp eine Invektive des Autors gegen den Griechischunterricht an humanistischen Gymnasien. Dort habe man den "folgenreichsten" griechischen Text, die Briefe des Apostels Paulus nie gelesen, weil sie nicht in der attischen Hochsprache verfasst worden seien.
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