Martin Walser

Nichts ist ohne sein Gegenteil wahr

Martin Walser über sich und sein Werk. Vorträge und Gespräche. 1 MP3-CD
Cover: Nichts ist ohne sein Gegenteil wahr
Quartino Verlag, München 2012
ISBN 9783867500906
CD, 29,95 EUR

Klappentext

1 MP3-CD mit ungefähr 15 Stunden Laufzeit. Im März 2012 feiert Martin Walser seinen 85. Geburtstag. Der Schriftsteller ist bereits in den fünfziger Jahren als Mitglied der Gruppe 47 hervorgetreten und hat seither ein umfangreiches Werk vorgelegt, in dem sich die Geschichte der Bundesrepublik spiegelt. Seine Protagonisten sind zumeist kleinbürgerlichen Zuschnitts. Der Begriff des Kleinbürgers ist von Walser dabei keineswegs herabsetzend gemeint, er bezeichnet eine durch diese soziale Mittellage begründete Zerrissenheit, derentwegen Lebensentwürfe selten gelingen. Der Kleinbürger steht zwischen dem Proletarier und dem Bourgeois, auf eine groteske Weise hat er an der Bestimmung beider Anteil: Er beutet sich selbst aus. Er ist Täter und Opfer gleichermaßen und vereinigt auf sich jene schwebende Unentschiedenheit der Gegensätze, die Walser in seinen Poetikvorlesungen, dem Kernstück dieser Sammlung, als das Prinzip der Ironie herausgearbeitet hat: Nichts ist ohne sein Gegenteil wahr.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 14.07.2012

Entzückt ist Rezensent Christoph Schröder von dieser Hör-DVD, die 15 Stunden Martin Walser bietet. Die DVD mit Walser-Interviews aus den der Zeit zwischen 1969 und 2009 sowie Walsers Frankfurter Poetikvorlesung würdigt er als "echte Schatzkiste". Die Gespräche ermöglichen es zur Freude des Rezensenten, den Lebens- und Arbeitsweg des Schriftstellers vom Bodensee nachzuvollziehen. Überrascht hat Schröder die Gelassenheit und Geduld bei gleichzeitiger Schärfe, mit der Walser zum Beispiel über Reich-Ranickis Verriss seines Romans "Jenseits der Liebe" spricht. Deutlich wird für Schröder in den Gesprächen u.a. mit Peter Wapnewski, Herbert Heckmann und Heinz Ludwig Arnold nicht zuletzt eine Qualität des Radiojournalismus und der Literaturkritik, die es so heute nicht mehr gebe.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 15.03.2012

Rezensent Alexander Cammann freut sich über diese Sammlung von Vorträgen und Gesprächen, die zwischen 1964 und 2009 von SWF, SDR und SWR gesendet wurden und nun zum 85. Geburtstag Martin Walsers neu herausgegeben werden. Der Kritiker erfährt etwa, welche Bedeutung der Glauben für Walser insbesondere in seinen späteren Romanen hat, amüsiert sich über Walsers Kritik aus dem Jahre 1969 an den rebellischen Äußerungen von Peter Handke und Rolf Dieter Brinkmann oder lauscht seinen Ausführungen über Politiker. Darüber hinaus hört der Kritiker interessiert Walsers künstlerische Selbstauskünfte, die stürmischen Gespräche über seine Romane etwa oder seine heftige Abwehr der "oberflächlichen" Literaturkritik. Nach 15 Stunden hat Cammann nicht nur ein "eindrucksvolles" Zeugnis deutscher Literaturgeschichte nach 1945 gehört, sondern ist vor allem sehr berührt von der besonderen Mischung aus Selbstbewusstsein und tiefem Zweifel, die Walser hier mal "verdruckst", mal "erschütternd offenherzig" und empfindsam offenbare.