Michael Oakeshott

Zuversicht und Skepsis

Zwei Prinzipien neuzeitlicher Politik
Cover: Zuversicht und Skepsis
Alexander Fest Verlag, Berlin 2000
ISBN 9783828601055
Gebunden, 320 Seiten, 29,65 EUR

Klappentext

Mit einem Vorwort von Wilhelm Hennis. Aus dem Englischen von Christiana Goldmann. Michael Oakeshott sieht das Denken der Neuzeit durch zwei entgegengesetzte Strömungen bestimmt: die "Politik der Zuversicht" und die "Politik der Skepsis". Was Zuversicht und Skepsis zu feindlichen Brüdern macht, ist ihre unterschiedliche Reaktion auf die Frage: "Wie soll man es halten mit der Macht über Menschen und Dinge?" Die Antworten hierauf sind es, die unseren gegenwärtigen politischen Handlungsspielraum abstecken, und nicht etwa der Gegensatz zwischen Rechts und Links, Kapitalismus und Sozialismus.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 09.04.2001

Rüdiger Suchsland räumt zwar dem 1952 entstandenen und jetzt wieder aufgelegten Buch des 1990 verstorbenen britischen Autors wenig Relevanz für eine aktuelle politische Theorie ein. Doch findet er den Band "repräsentativ" für einen "politischen Konservativismus" und insofern immer noch lesenswert. Er lobt die Ausführungen, die Oakeshott zwischen den eher "polemisch" verwendeten Begriffen Zuversicht und Skepsis aufspannt - wobei er eindeutig zur Skepsis tendiert - als "intellektuell ausgefeilt" und empfiehlt den Nachlassband nachdrücklich als Lektüre für diejenigen konservativen Politiker, die bei der Verteidigung ihrer veränderungsfeindlichen Positionen nur allzu gern auf "Ausfluchtformeln" ausweichen. Denn richtig "interessant" werde das Buch dort, wo der Autor auch die eigene skeptische Haltung gründlich hinterfragt, so der Rezensent angetan.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 19.10.2000

Eleganz und Leichtigkeit sind Herfried Münklers Sache nicht. Aber es kommt selten vor , dass jemand so sachlich und verständlich eine ganze politische Theorie erklärt, wie Münkler es anhand Oakshotts Essay über die Prinzipien neuzeitlicher Politik tut. Man erfährt nahezu alles, was man über den Autor und dessen nun posthum herausgegebenes Buch wissen muss. Er stellt Oakshotts Thesen äußerst gewissenhaft dar, ohne sie dabei zu teilen. Die stellen immerhin den Grundkonsens sämtlicher Demokratien in Westeuropa in Frage, wie Münkler meint, nämlich dass alles Regieren der Steigerung des Wohlstands und der Selbstentfaltung dienen soll. Oakeshotts Gegenvorschlag - mehr Skepsis gegenüber den politischen Möglichkeiten der Politik - kann Münkler nicht allzu viel Überzeugungskraft abgewinnen. Aber in den Analysen zur politischen Sprache folgt er Oakeshott, der sich gegen eine immer wieder geforderte Befreiung der politischen Sprache von Mehrdeutigkeit wendet. `Selten ist die friedensstiftende Wirkung von Vieldeutigkeit so überzeugend entwickelt worden`, resümiert Münkler.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 17.10.2000

Der frühere “Doyen der politischen Philosophie Englands”, Michael Oekeshott, hat vor fünfzig Jahren ein Buch übers Regieren geschrieben und es nie veröffentlicht. Nach der englischen Ausgabe von 1996 liegt nun die deutsche Übersetzung vor und Georg Kohler versucht uns in seiner schlauen Kritik begreiflich zu machen, dass zwar alle Thesen überholt sind, die Lektüre aber gleichwohl ein “intellektuelles Vergüngen” darstellt. Das gelingt ihm nicht, weil er ausführlich plausibel macht, dass Oakeshotts Opposition von status-quo-Herrschaft vs. Weltverbesserung, oder: von “Zuversicht” vs. “Skepsis” heute zu schlicht ist, schon deshalb, weil Politik an Macht verliert. Vielleicht kann Kohler ja an anderer Stelle die schöne Idee der philosophischen Lektüre als l’art pour l’art explizieren.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 11.10.2000

In einer ausführlichen Besprechung gelingt es Otto Kallscheuer darzulegen, warum das politische Denken des 1990 verstorbenen Michael Oakeshot so provokant gewesen sein muss: In einer Zeit, in der selbst in Großbritannien das Denken der wohlfahrtsstaatlichen Machbarkeit herrschte, lehrte Oakeshott an der London School of Economics, einer der Kaderschmieden der Labour Party, dass Politik nicht das Wichtigste ist und dass sie möglichst nicht zu tief ins gesellschaftliche Leben eingreifen solle. Den Essay "Zuversicht und Skepsis" beschreibt Kallscheuer dabei als zentral, um Oakeshotts skeptisches Programm zu verstehen. Hier stellt Oakeshott nach Kallscheuer eine Dichotomie von zwei "Politikstilen" auf, eben dem "skeptischen" und dem "zuversichtlichen", wobei der Skepsis selbstverständlich die Sympathie zufällt. Zu den "zuversichtlichen " Stilen gehören Nationalsozialismus und Kommunismus, zu den "skeptischen" Liberalismus, aber auch eine konservative Lässigkeit, die auf Tradition baut, und der Katholizismus. Allerdings, so Kallscheuer, glaubte Oakeshott nicht daran, dass sich sein skeptisches Programm in aller Reinheit durchführen ließe: Alle Politik sei eine Mischung dieser beiden Stile. Oakeshott selbst schreibt nach Kallscheuer im Stil einer möglichst aktualitätsfernen Konversation mit den großen politischen Denkern der Vergangenheit wie etwa Hobbes, Spinoza oder Pascal.
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