Miklos Szentkuthy

Apropos Casanova

Das Brevier des Heiligen Orpheus
Cover: Apropos Casanova
Die Andere Bibliothek, Berlin 2020
ISBN 9783847704270
Gebunden, 300 Seiten, 44,00 EUR

Klappentext

Aus dem Ungarischen von Timea Tanko. Mit einem Nachwort von György Dalos. Mit "Apropos Casanova" führt Miklós Szentkuthy (1908 -1988) gewitzt ein in seine Gedankenwelt. In der Lektüre der Memoiren Casanovas treibt er sein höchst subjektives Spiel mit der Sprache und der Geschichte. Ob als barocker Liebesabenteurer oder als Pseudo-Abaelard, zerrissen zwischen Scholastik und Héloise - bei seinem Ritt durch die Epochen spricht Szentkuthy mit vielen Stimmen. Sein munterer Assoziationskarneval fügt sich zu einem Stundenbuch über die Liebe und das menschliche Begehren. Bei Erscheinen 1939 durch die Zensur verboten, hat sich das Provokante seiner Prosa bewahrt. Eine ganze Generation ungarischer (Exil-)Literaten kennt Szentkuthys fliegende Metaphern. Zu entdecken ist ein literarischer Kosmopolit, ein zu jeder Zeit Unzeitgemäßer.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 18.05.2021

Hymnisch bespricht Katharina Teutsch nicht nur Miklos Szentkuthys Text aus dem Jahr 1939, sondern auch die "kongeniale" Übersetzung durch Timea Tanko. Von "phosphoreszierender Intellektualität" erscheint ihr die Mischung aus Liebesessay, Porträt einer Epoche, "Ideenkarneval und Theologie-Satire", für die der ungarische Autor Funken aus dem Liebesleben Casanovas schlägt. Atemlos jagt die Kritikerin den drängenden Sätzen und Gedanken über die Wechselhaftigkeit der Liebe hinterher, verdankt Szentkuthy vor diesem Hintergrund erstaunliche Einsichten in Katholizismus und Aufklärung und rückt Casanova nach der Lektüre noch ein ganzes Stück näher.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 25.02.2021

Ist das Venedig Casanovas, wie Miklos Szentkuthy es in seiner Erzählung zeichnet, ein Gegenbild zur ungarischen Wirklichkeit von 1939, fragt sich Rezensent Jan Koneffke. Mit Casanova imaginiert als "Personifikation des Glücks" kommt das hin, ahnt der Rezensent.  Dass Szentkuthys "ketzerische" ironische Darstellung des Lebemannes der Zensur zum Opfer fiel, wundert Koneffke jedenfalls kaum. Formal gefällt ihm das Buch durch seine an Borges erinnernde schlaue Verspieltheit im Umgang mit philosophischen und musikalischen Motiven und durch die essayistische, fantasievolle Sprache, die Timea Tanko seiner Meinung nach "kongenial" übersetzt.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 23.02.2021

Es gibt nur wenige Bücher in der Literaturgeschichte, die durch so viel "Lust am Denken, Erzählen, Räsonieren" funkeln wie Miklos Szentkuthys 1939 in Ungarn erschienenes Werk "Apropos Casanova", jubelt Tobias Lehmkuhl in seiner kurzen Kritik. Hymnisch fährt der Rezensent fort: Wie ein "Erotomane" des Lesens und Schreibens erscheint ihm Szentkuthy hier, wenn er seine literarischen und philosophischen Reflexionen zu Casanovas "Histoire de ma vie" notiert und den Kritiker dabei zu musikalischen Gedankenflügen in ungeahnte Höhen mitnimmt. Und wie Timea Tanko dieses musikalisch-lebendige "Wunder an Einfühlung" ins Deutsche gebracht hat, ringt dem Rezensenten noch einmal höchste Anerkennung ab.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 09.01.2021

Rezensent Jörg Plath hat sichtlich Vergnügen an Miklós Szentkuthys fulminantem Kurzessayband über Giacomo Casanovas "Geschichte meines Lebens". Genüsslich badet er im sprudelnden "Sturzbach an Themen, Argumenten, Bildungsfrüchten, Zitaten", der aus dem hohen Geist des brillanten Ungarn hervor quillt. Beeindruckt steht er vor denkbar steilsten Thesen über Frauen, Literatur und Sklaverei. Belustigt hüpft er über zahlreiche Fettnäpfchen hinweg, in die Szentkuthy weniger tappt als zum Wohl der Originalität mit beiden Beinen hinein springt. Und voller Entzücken lässt er sich auf das grandiose Maskenspiel ein, zu dem der Autor ihn auffordert, der ohne Skrupel Zitate erdichtet, Beweise erfindet, und zu den eigentümlichsten Rückschlüssen kommt. Ein reflektiertes, humorvolles, oppulentes Selbstporträt, lobt der Rezensent.

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