Mithu M. Sanyal

Vulva

Die Enthüllung des unsichtbaren Geschlechts
Cover: Vulva
Klaus Wagenbach Verlag, Berlin 2009
ISBN 9783803136299
Gebunden, 236 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Diese freche, facettenreiche, lustvoll erzählte Kulturgeschichte des weiblichen Geschlechts, eine Geschichte von Aberkennung und Aneignung, stellt die aktuelle Diskussion um Post- und Popfeminismus sowie um öffentlich enthüllte Privatgebiete auf ein solides Fundament.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 18.06.2009

Rezensentin Sigrid Neudecker kommt zu einem gespaltenen Urteil über Mithu M. Sanyals Buch über die Vulva. Tatsächlich nimmt sie einige Klarstellungen über das weibliche Geschlecht sehr dankbar auf, liest auch einige Passagen (etwa über die Geburt des Striptease aus dem Tanz der Salome) mit großem Vergnügen. Sehr instruktiv erscheinen ihr auch die Kapitel, die vom Ritual des Vulvableckens erzählen. Allerdings vermisst sie doch ein wenig das "Lustvolle", das der Verlag verspricht. Tatsächlich sieht die Rezensentin eher einen beflissenen Ton herrschen, und die Autorin mitunter auch gegen Vorurteile angehen, die schon seit einigen Jahrzehnten ausgeräumt sind.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 28.05.2009

Mithu M. Sanyals Kulturgeschichte der Vulva unternimmt es, das weibliche Geschlechtsorgan, nach Lacan als "Mangel" definiert und bis heute im allgemeinen Bewusstsein eine "Leerstelle", zu ihrem Recht zu verhelfen, stellt Jutta Person durchaus zustimmend fest. Von antiken Fruchtbarkeitsriten, mittelalterlichen Abschreckungszaubern, die das weibliche Geschlecht explizit zur Schau stellten, bis zu den Striptease-Shows der 20er und 30er Jahre geht die Autorin dem "unsichtbaren Geschlecht" nach und fördert dabei, wie Person anerkennend feststellt, viele interessante und amüsante Geschichten zutage. Etwas schwer fällt es der Rezensentin aber, mit der Autorin die Verbindungen zwischen den historischen Fruchtbarkeits- und Abwehrriten zur modernen Erotik zu ziehen. Wenn Sanyal für mehr "Genitalstolz" plädiere, klingt das in Persons Ohren ein wenig nach den Matriarchatsfantasien der 70er Jahre: dennoch betont sie, dass dieses Buch, das weibliches Selbstbewusstsein jenseits des "Sexleistungsdrucks" fördern will, eine fesselnde und anregende Lektüre ist.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 08.04.2009

Rezensent Oliver Pfohlmann hatte offensichtlich viel Freude an der Lektüre dieser Kulturgeschichte des weiblichen Geschlechtsteils von Mithu M. Sanyal. Zum einen weil ihm ihr "frecher" Stil gefällt, zum anderen weil er viel Neues gelernt hat. Wenig überraschend ist vielleicht, dass die Autorin zunächst einmal "jahrtausendelange Denunziation, Verdrängung und Verhüllung" in der abendländischen Kultur aufarbeitet. Doch darüber hinaus vermittelt das Buch auch einen anderen Blick: nämlich, dass es durchaus in vielen Kulturen auch einen lust- und humorvollen Umgang mit der Vulva gab, dass es ganz unterschiedliche, teils spielerische, unernste Rituale gab, die dem weiblichen Geschlecht magische Qualitäten zusprachen - und dass etwa der zeitgenössische "vulgäre Provokationsfeminismus einer Lady Bitch Ray" keineswegs so radikal ist, wie er sich präsentiert.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 21.03.2009


Als mutiges, materialreiches Unterfangen lobt Rezensentin Ulrike Brunotte dieses Buch, das sie zudem frech und flüssig geschrieben findet. Es handelt sich den Informationen Brunottes zufolge um eine kulturwissenschaftliche Aufarbeitung der abendländischen Verdrängungsgeschichte der Vulva und ihrer Wiederkehr im 20. Jahrhundert. Im ersten Teil des Buches würden minutiös mythische und visuelle Beispiele für einen religiös bedeutenden Kult der Vulva in heidnischen Kulten zitiert. Im letzten Teil eine geradezu überquellende Fülle von Beispielen weiblich-künstlerischer Selbstentblößung präsentiert: von der Burlesquebewegung über die Sexarbeiterinnen, die sich zugleich als Performancekünstlerinnen betätigen, bis zum feuchtgebietlastigen Popfeminismus unserer Tage. Insgesamt ist die Rezensentin dennoch unsicher, ob sich die Vulva tatsächlich ganz aus dem Rahmen des patriarchalen Blicks und seiner phallozentristischen Diskurse herauslösen lässt, der auch noch dem Feminismus der Achtziger Jahre die Richtung diktierte.

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