Mohsin Hamid

Der Fundamentalist, der keiner sein wollte

Roman
Cover: Der Fundamentalist, der keiner sein wollte
Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 2007
ISBN 9783455400472
Gebunden, 192 Seiten, 17,95 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Eike Schönfeld. Lahore. In einem Cafe sitzen sich ein mitteilsamer Pakistani und ein zurückhaltender Amerikaner gegenüber. Als langsam die Nacht über die Stadt hereinbricht, enthüllt der Pakistani immer mehr Details seiner Lebensgeschichte, und allmählich ahnt man das Drama, das sich zwischen den beiden Männern anbahnt. Der Pakistani Changez erzählt, wie er als junger, ehrgeiziger Gaststudent nach Princeton kommt und wie er den amerikanischen Traum par excellence erlebt. Als Vorzeigestudent wird er nach seinem Abschluss sofort von einer Elite-Firma engagiert. Er stürzt sich ins pulsierende Leben New Yorks, erhält durch seine reiche Freundin Erica Zugang zu Manhattans High Society und wähnt sich auf der Seite der Gewinner. Aber nach dem 11. September fällt der Traum vom unaufhaltsamen Aufstieg langsam in sich zusammen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 29.06.2007

Sonja Zekri ist verblüfft über die Leichtfüßigkeit des Buches von Mohsin Hamid und das gleichzeitige Unbehagen, das es bei ihr, erst "sacht", dann als "dunkler Strom der Einschüchterung und Gewalt" auslöst. Der durch Hamids Helden verkörperte Gang der Radikalisierung nicht als Entfremdung, sondern als zugespitzte Anpassung erscheint Zekri bekannt und plausibel. Den entscheidenden Schritt von der bloßen Ablehnung westlicher Werte zum gewalttätigen Fanatismus findet sie jedoch auch bei Hamid nicht erklärt. Die Eleganz der Darstellung und die beunruhigende Wirkung des Romans kann das für die Rezensentin allerdings kaum schmälern.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 21.03.2007

Zu Mohsin Hamids Roman imaginiert Hubert Spiegel die Rahmenhandlung eines Thrillers. Der Umstand, dass die Konstruktion des Buches eine monologische ist, bringt Spiegel jedoch schnell auf eine andere Fährte. Die mit autobiografischen Elementen ausgestattete Geschichte einer Identitätskrise, an deren Ende sich der Protagonist als "Fundamentalist, der keiner sein wollte", wiederfindet, hält Spiegel für geschickt und mit großer psychologischer Genauigkeit erzählt. Der Intensitätsvorsprung der monologischen Erzählsituation wiegt für ihn die Starrheit der Konstruktion locker auf und lässt ihn nachvollziehen, wie der 11. September Unbeteiligte dazu zwingen kann, "Partei zu ergreifen".
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 14.03.2007

Wer aufgrund des Titels von Mohsin Hamids zweitem Roman "Der Fundamentalist, der keiner sein wollte" ein Buch mit "Insiderwissen aus islamistischen Kreisen" voller Vorurteile und politisch-gesellschaftlichem Zündstoff erwartet, wird sich umstellen müssen, warnt Angela Schader. Es geht um einen pakistanischen Stipendiaten in Amerika, der nach einem kometenhaften Aufstieg in einer Unternehmensberatungsfirma einer chancenlosen Liebe verfällt und so immer mehr mit der westlichen Gesellschaft in Konflikt gerät, fasst die Rezensentin zusammen. Wie schon im ersten Roman Hamids als Beichte an einen Zuhörer konzipiert, gelingt es diesem Buch nicht ganz, die politische Situation nach dem 11. September und die Beziehungsgeschichte plausibel zu verknüpfen, und verfehlt durch den aktuellen politischen Bezug auch den Zugriff aufs Zeitlose, Grundsätzliche, meint Schader. Dennoch bewundert Schrader an diesem Roman das "Engagement" und die besonnene Haltung des Autors.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 08.03.2007

Rezensent Georg Diez ist außerordentlich beeindruckt von diesem Roman, mit dem Mohsin Hamid seiner Ansicht nach die "rare Innenansicht" eines Pakistaners gelungen ist, der vom assimilierten New Yorker Upperclass-Mitglied zum Fundamentalisten wird. Und zwar jenseits aller "leitartikelnder Erklärungsstammelei". Denn Hamid schildert seinen Helden schillernd, als einen, der "alles hatte, um seine Fremdheit zu verdrängen", klug genug war, "sein Dilemma zu reflektieren" und trotzdem vom Princeton-Stipendiaten und hochbezahlten Mitarbeiter einer Unternehmensberatung in den Strudel gerät, "der die Gegenwart ist". Zu den großen Stärken des Romans gehört für den Rezensenten auch, dass Hamid eine "schwebende Unklarheit" über Motive und Seelenzustände seines Helden mit "größtmöglichem Realismus" zu verbinden versteht, und somit ein authentisches Bild der Ungewissheiten dieser Epoche liefert.