Niall Ferguson

Die Geschichte der Rothschilds

Propheten des Geldes. 2 Bände
Cover: Die Geschichte der Rothschilds
Deutsche Verlags-Anstalt (DVA), München 2002
ISBN 9783421053541
Gebunden, 1544 Seiten, 98,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Irmela Arnsprenger und Boike Rehbein. Mit 24 meist farbigen Bildtafeln. In seinem Opus magnum erzählt Niall Ferguson die unglaubliche Geschichte des Aufstiegs der Familie Rothschild und die politischen, wirtschaftlichen und privaten Hintergründe ihrer Zeit als Propheten und Fürsten des Geldes.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 08.02.2003

Niall Fergusons "monumentale Familienbiografie" über die Geschichte der Rothschilds hat Rezensent Urs Hafner von einigen kleineren Kritikpunkten durchaus überzeugt. Der Historiker, der für seine Arbeit Zugang zur privaten Korrespondenz der Familie erhalten hatte, stelle die Geschichte des sagenhaften Aufstiegs der Familie im 19. Jahrhundert sowie ihres Niedergangs im 20. Jahrhundert vor dem Hintergrund der politischen und ökonomischen Entwicklungen und Ereignisse dar. Damit ermöglicht er nach Ansicht Hafners einen "gründlichen Einblick in die Verstrickungen von Hochfinanz und Staatspolitik im 19. Jahrhundert". Hafner hebt zudem hervor, dass Ferguson viele der meist antisemitischen Legenden, die sich um die Rothschilds ranken, kritisch überprüft und widerlegt. Kenntnisreich diskutiere Ferguson den sich ausbreitenden Antisemitismus, zitiere extensiv aus unzähligen Quellen, zeichne geduldig die Lebenswege einzelner Familienmitglieder in England, Frankreich und Deutschland nach, hält Hafner fest. Etwas bedauerlich findet er es daher, dass die beiden Bände über weite Strecken "mühsam zu lesen" sind. So verliere sich der Autor immer wieder in betriebswirtschaftlichen Detailfragen und mehr als einmal gerate ihm sein eigentliches Thema, der schnelle Aufstieg und der allmähliche Niedergang dieses Clans, aus dem Blick, moniert Hafner. Und gerade das generationengeschichtliche Potenzial des Stoffs schöpft Ferguson für Hafners Geschmack viel zu wenig aus. Umso irritierender findet er dann auch Fergusons expliziten Hinweis, er habe auch die "Kulturgeschichte" berücksichtigt, indem er die Erwähnung der Rothschilds in der "Literatur" und "die Leistung der Familie als Kunstsammler und Mäzene" zusammengefasst habe.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 27.11.2002

Niall Fergusons "monumentale", zweibändige Studie über den Aufstieg der Familie Rothschild hat Rezensent Thomas Krüger ebenso beeindruckt wie ermüdet. Mit Zustimmung der Familie durfte Ferguson als erster Historiker die verschlüsselte Korrespondenz der europaweit agierenden Rothschilds im 19. Jahrhundert auswerten. Von dieser Möglichkeit macht er dann auch Gebrauch, für den Geschmack des Rezensenten vielleicht sogar etwas zu exzessiv. Ferguson arbeite sich so konzentriert durch einen solch mächtigen Fundus von Dokumenten und Quellen, stöhnt Krüger, "dass die Fülle zwar besticht, doch kaum noch ein Leben außerhalb der Faktenlage erlaubt". Dem Historiker gelingt es laut Rezensent mittels streng historischer Rekonstruktion zwar, die Legenden, die sich um die Familie Rothschild ranken, zu entmystifizieren. Doch Zeitkolorit und europäischer Kontext blieben dabei weitgehend auf der Strecke. Zudem gewinne die Erzählung keine eigene Kraft und bleibe oft ermüdend, klagt der Rezensent. Auch die "zahllosen interessanten Passagen", von denen Krüger etliche aufzählt, können das Werk zu seinem Bedauern nicht davor retten, schließlich in der Flut des Zusammengetragenen (allein der Quellenangaben beider Bände umfassen 270 Seiten!) zu versinken.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 08.10.2002

Dass ein Stoff spannend ist, reicht noch lange nicht aus, um ihn spannend zu erzählen, proklamiert Johannes Willms eine Binsenweisheit, die gerade einem britischen Verfasser eines historischen Sachbuchs geläufig sein sollte. Willms zufolge verstößt Niall Ferguson gegen alle Regeln der historischen Erzählkunst. Dabei hatte der Autor als erster unbegrenzt Zugriff auf das Familienarchiv der Rothschilds mit dem zweifelhaften Ergebnis, nun ein Stück offizieller Geschichtsschreibung vorzulegen, das in keiner Weise der Familiengeschichte in ihrem politischen Kontext gerecht wird. Zum einen nämlich ertrinkt der Leser in einer Detailflut, so Willms, die ungebändigt wirke und zu völlig falscher Gewichtung führe; Nebensächliches und Hauptsächliches würden gleichbedeutend behandelt. Darüber hinaus fehle Ferguson der Blick über den Tellerrand sprich die Familiengeschichte hinaus; der Einfluss der Rothschilds sei nur vor dem Hintergrund der zunehmenden Europäisierung der Welt, angefangen mit der Französischen Revolution und den Napoleonischen Kriegen, zu verstehen. Ein Kardinalsfehler, der nach Willms dazu verführt, den Einfluss der Rothschilds auf das politische Geschehen maßlos zu überschätzen und damit den alten "Unfug" einer "jüdischen Weltverschwörung" am Leben zu halten.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 02.10.2002

Eine ausführliche Darstellung dessen, was Ferguson schreibt, bekommen wir hier von Julius H. Schoeps zu lesen. Der Rezensent erzählt uns von den Anfängen des Bankhauses in Frankfurt, vom Aufstieg und Zusammenhalt einer Familie, die, wie schon Heinrich Heine meinte, derart häufig untereinander heiratete, "dass der Historiograph einst seine liebe Not haben wird mit der Entwirrung dieses Knäuels". Aber wie Ferguson sich dieser Not entledigte, wie er seine Darstellung anlegt und die Entwicklung der Rothschilddynastie von einer Bank für Staatsanleihen zur Industrieinvestition vorführt, wie er die Ablehnung der Taufe und die Treue zum Judentum, die Philanthropie des Hauses Rothschild gewichtet und analysiert, darüber schweigt Schoeps sich aus. Immerhin informiert er uns, dass Ferguson die "bis dato hermetisch verschlossenen Archive der Rothschilds" einsehen durfte und man muss annehmen, dass allein deshalb die zweibändige Arbeit des Oxforder Historikers höchst lesenswert sein wird.