Nina Bußmann

Dickicht

Roman
Cover: Dickicht
Suhrkamp Verlag, Berlin 2020
ISBN 9783518429105
Gebunden, 317 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Auf eigene Faust auszunüchtern, schaffen die wenigsten. Wer mit dem Trinken aufhören will, sollte Anschluss an eine Gruppe suchen. Die suchtkranke Ruth kennt solche Lehren, glaubt aber nicht daran. Allein kommt sie am besten zurecht. Als sie nach einem schweren Sturz im Krankenhaus aufwacht, braucht sie jedoch Unterstützung und wendet sich an eine Mitpatientin, Katja. Der passiert das ständig, Leute bitten sie um einen Gefallen, eine Unterschrift, etwas Kleingeld. Helfen gibt ihr ein gutes Gefühl, auch wenn sie weiß, dass sie sich später nur schwer abgrenzen kann. Sie merkt bald, Ruth zu mögen ist nicht leicht. Und es gibt noch andere, die sich darum bemühen - Max, der sie mit seinem linken Kollektiv beim Kampf gegen die neue Vermieterin unterstützen wollte. Katja kennt ihn nur aus Erzählungen und empfindet Eifersucht. Was ist das für einer, der angeblich nie die Geduld verliert, keine feste Widerstandsfläche bietet? Nina Bußmann erzählt von drei Menschen in der Großstadt, die um Kontrolle kämpfen, sie aber längst verloren haben. In prekäre Arbeits- und Lebensverhältnisse verstrickt, taumeln sie zwischen Abhängigkeiten und Freundschaften, Therapieversprechen und spirituellen Verlockungen. Ohne Rausch kommt kaum einer aus. Und dennoch suchen sie alle nach Klarheit.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10.10.2020

Nina Bußmann gelingt es nicht, Rezensentin Wiebke Porombka für das Dasein ihrer Großstadtbewohner zu interessieren. Das Problem der zwischen Haarausfall und Alkoholsucht haltlos dahinlebenden Figuren im Text ist das Problem des Romans selbst, findet die Rezensentin: Wie das Leben den Protagonisten eher geschieht, als dass sie es gestalten, scheinen die Geschehnisse dem Roman zu widerfahren, so Porombka. Das Ergebnis sind bloß "unscharfe Momentaufnahmen", meint sie, die die Leserin kaum neugierig machen auf die Risse in den vorgestellten urbanen Biografien.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 06.08.2020

Rezensentin Eva Behrendt nimmt die Herausforderung an, sich in Nina Bußmanns Dickicht aus Erzählperspektiven zurechtzufinden. Einmal in Bußmanns Bewusstseinsstrom angekommen, zoomt sich die Kritikerin durch die Geschichte um drei Menschen, die auf unterschiedliche Art und Weise versuchen, die Kontrolle über ihr Leben zurückzugewinnen: Die Therapeutin Katja, die Alkoholikerin Ruth und Max, Praktikant in einer Integrationskita, alle irgendwie miteinander verwoben. Bußmanns Erzähltechnik, die zahlreichen Rückblenden, Nebengeschichten und Perspektivwechsel, entspricht dabei der Haltlosigkeit ihrer Figuren, klärt Behrendt auf. Dass die Lektüre "erschöpft", verschweigt sie allerdings auch nicht.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 18.07.2020

Dieser Roman dreht sich um drei "verlorene Seelen im Großstadtdschungel", deren Geschichten ineinander ranken und für die Leser*innen schwer zu entflechten sind, erzählt die Kritikerin Anne Kohlick. Wer sich darauf einlässt, bekommt zwar keine klaren Antworten auf die aufgeworfenen Fragen, wie Menschen mit dem Gefühl der Verlorenheit umgehen sollen oder wie sie einander am besten helfen können, dafür wird man aber mit präzisen Beobachtungen des aktuellen Großstadt-Lebensgefühls in meisterhafter Sprache belohnt, verspricht die begeisterte Rezensentin.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 13.07.2020

Nina Bußmanns Roman besitzt für Cornelia Geißler eine große Dringlichkeit, die die Autorin durch eine "suggestive Sprachebene" erreicht, aber auch durch Wirklichkeitsnähe. Dass die Großstadtfiguren im Text allesamt am Alltag und am Alkohol leiden, sich dauernd in Probleme verstricken und scheitern, kann Geißler mitunter nur schwer ertragen, da Bußmann die Figuren der Leserin so nahe kommen lässt. Für Geißler eine verstörende und betörende Leseerfahrung.