Noam Zadoff

Von Berlin nach Jerusalem und zurück

Gershom Scholem zwischen Israel und Deutschland
Cover: Von Berlin nach Jerusalem und zurück
Vandenhoeck und Ruprecht Verlag, Göttingen 2020
ISBN 9783525570357
Gebunden, 416 Seiten, 55,00 EUR

Klappentext

Aus dem Herbräischen von Dafna Mach. An einem Herbstmorgen 1923 lief ein kleines Schiff in den Hafen von Jaffa, Palästina, ein. Unter den wenigen Reisenden an Bord befand sich ein junger Jude aus Deutschland, der in der Jüdischen Wissenschaft des 20. Jahrhunderts Grundlegendes leisten und mit der Kabbalaforschung ein neues Forschungsfeld begründen sollte. Gershom Gerhard Scholem verließ Deutschland, um seinen zionistischen Traum im Land Israel zu erfüllen. In seiner 1977 erschienenen Autobiografie beschreibt er seine Emigration "von Berlin nach Jerusalem" als eine Einbahnbewegung. Und doch blieb Scholem auch nach seiner Auswanderung mit der jüdischen intellektuellen Welt in Deutschland in Kontakt: In den 1920er und 1930er Jahren veröffentlichte er zahlreiche Aufsätze in deutschen Zeitungen und Zeitschriften und arbeitete mit deutsch-jüdischen Verlagen zusammen. Auch in Palästina beteiligte er sich an verschiedenen Netzwerken von deutschsprachigen Migranten, wie etwa der Vereinigung Brith Schalom oder dem Pilegesh Kreis. Nach dem Holocaust reiste Scholem häufig in den deutschsprachigen Raum und kehrte über den Umweg der Schweiz allmählich in sein Geburtsland zurück: als zentrale Figur der Eranos-Tagungen im schweizerischen Ascona, als Herausgeber und Autor des Suhrkamp Verlags und nicht zuletzt als Fellow des neugegründeten Wissenschaftskollegs zu Berlin. In den letzten Jahren seines Lebens wurde Gershom Scholem in Deutschland nicht nur als akademische, sondern auch als moralische Autorität betrachtet. Gleichzeitig bot Berlin ihm, nach der Ernüchterung seines zionistischen Traums, eine Alternative für Israel. Dieses Buch erzählt und analysiert das Leben Gershom Scholem als eine Reise von Berlin nach Jerusalem - und zurück.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17.07.2020

Rezensent Wolfgang Matz empfiehlt Noam Zadoffs intellektuelle Biografie über Gershom Scholem als Lebensgeschichte einer intellektuellen Schlüsselfigur des 20. Jahrhunderts. Lange hat Matz auf dieses Buch gewartet, und das Ergebnis scheint ihm "glanzvoll gelungen", da der Autor die Vielschichtigkeit der Person herausarbeitet. Dass Zadoff erst mit Scholems Übersiedlung nach Jerusalem beginnt, findet Matz jedoch bedauerlich, eben weil Zadoff so luzide und verständlich über die Jahre 1923 bis zur Nachkriegszeit schreibt, wobei die Kriegsjahre im Buch besonderes Gewicht erhalten, wie der Rezensent feststellt.
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