Norbert Schindler

Wilderer im Zeitalter der Französischen Revolution

Ein Kapitel alpiner Sozialgeschichte
Cover: Wilderer im Zeitalter der Französischen Revolution
C.H. Beck Verlag, München 2001
ISBN 9783406474781
Gebunden, 442 Seiten, 39,90 EUR

Klappentext

Mit 15 Abbildungen, davon 4 in Farbe. Das Buch präsentiert eine Sozialgeschichte der alpinen Wilderei jenseits der folkloristischen Legenden und Verharmlosungen. Norbert Schindler beschreibt Wilderer und Wildereikonflikte im Erzstift Salzburg, einem der größten geistlichen Territorien des Alten Reiches, in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Er nutzt die Spuren, die dieses weithin ohne Unrechtsbewusstsein verübte Massendelikt in den Gerichts- und Regierungsakten hinterließ, als Sonde, um in die tieferen Schichten des gesellschaftlichen Umbruchs im Zeitalter der Französischen Revolution vorzudringen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 13.12.2001

Die Entstehungsgeschichte des modernen Staates muss überdacht werden, meint Rebekka Habermas nach der Lektüre dieser "umfassenden Mikrostudie". Ohne Wilderer wären "geistliche Staaten", wie das im vorliegenden Buch beschriebene Blühnbachtal, "nicht von der Landkarte verschwunden", übermittelt die Rezensentin. Der Autor widmet sich exemplarisch den Umwälzungen, die wildernde Bauern und Jäger Anfang des 19. Jahrhunderts in einer Hochgebirgsregion bei Salzburg bewirkt hätten, schreibt Habermas. Der Tod eines Wilderers sowie das bestehende Jagdverbot für Nichtadelige hätten die Wilderer zur Aufführung "eigentümlicher Schauspiele" veranlasst, resümiert die Rezensentin: Sie besetzten die "aristokratischen Jagdstände" und verließen sie wieder "unter Hohnrufen", sobald ein Vertreter der Obrigkeit aufkreuzte, so Habermas. Dieses "alpine Freilichttheater" habe den Sturz des Fürstenstaates eingeleitet. Die Rezensentin ist begeistert von diesem Buch, dass sie Historikern ebenso wie "alpinen Sommerfrischlern" empfiehlt. Nicht zuletzt lobt sie die "leidenschaftliche" und "elegante Wissenschaftsprosa".

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 13.12.2001

Dorion Weickmann bespricht lobend Schindlers Buch, auch wenn dieses seiner Meinung nach an einigen Stellen Schwächen aufweist. Schindler habe sich hier eines häufig vernachlässigten Themas angenommen. Dass er sich dabei der verschiedensten Disziplinen bediene, wie z. B. der Volkskunde, der historischen Anthropologie oder der Sozialgeschichte, sei zudem von Vorteil, auch wenn man dem Buch anmerke, dass sich sein Autor nicht in jedem dieser Gebiete gleichermaßen heimisch fühle und er manchen Zeitzeugenbericht nicht genügend hinterfrage. Dennoch zeigt Schindler für den Rezensenten überzeugend auf, welche politischen Konsequenzen die Wilderei haben konnte. Darüber hinaus sei die Beschreibung "anschaulich und fundiert", lobt der Rezensent.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 16.06.2001

Eine Darstellung alpenländischer Lebensform - und spannend? Da muss dem Rezensenten doch was durcheinander ... Aber nein, "Hg" beharrt darauf: Was der Autor anhand von Fallstudien, Einblicken in Strafbestimmungen und Gerichtsverfahren über die Wilderer im Fürstbistum Salzburg gegen Ende des 18. Jahrhunderts zusammenträgt, ist "betont unromantisch", dafür genau, aussagekräftig, anschaulich und - "fesselnd", höchst sogar. Dies nicht zuletzt sicherlich, weil es dem Autor gelingt, "dieses Gewerbe" als "staatsfeindlich-aufrührerischen Sport" darzustellen und als "ein Kapitel alpiner Sozialgeschichte".