Olga Ravn

Die Angestellten

Ein Roman über Arbeit im 22. Jahrhundert
Cover: Die Angestellten
März Verlag, Berlin 2022
ISBN 9783755000099
Gebunden, 143 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

Aus dem Dänischen von Alexander Sitzmann. Wir befinden uns im 22. Jahrhundert: Die Besatzung des Sechstausender-Raumschiffes besteht aus solchen, die geboren wurden, und solchen, die entwickelt und gebaut worden sind. Aus solchen, die sterben werden, und solchen, die nicht sterben werden. Als das Raumschiff eine Reihe seltsamer Objekte vom Planeten "Neuentdeckung" mit an Bord nimmt, muss die Besatzung verblüfft feststellen, dass sie sich alle wie magisch zu diesen Gegenständen hingezogen fühlen. Plötzlich beginnen sich menschliche und humanoide Mitarbeiter gleichermaßen nach Wärme und Intimität zu verzehren. Sie sehnen sich nach Verstorbenen, nach Einkäufen und Kindererziehung, nach dem weit entfernten Planeten Erde, der nur mehr in der Erinnerung besteht.Nach und nach sehen die Crewmitglieder ihre Arbeit mit anderen Augen. Sie alle müssen sich schließlich der Frage stellen, ob sie so weitermachen können wie bisher.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 13.01.2023

Rezensent Steffen Herrmann scheint nur langsam vorzudringen zum Kern von Olga Ravns Erzählung. Es geht um humanoide Arbeiter auf einem Raumschiff im All und um eine Irritation an Bord: den Einbruch der Produktivität. Eine ungewöhnliche Annäherung an das Thema Arbeit, erkennt Herrmann. Die Kapitalismuskritik im Band ist eher verhalten, stellt er fest, die Sprache effizient und nüchtern. Dass schließlich etwas Hoffnung aufscheint am Ende dieser eher dunklen Geschichte, erleichtert den Rezensenten.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 21.12.2022

Wie geistreich die Dänin Olga Ravn ihre Kritik an der globalen Wirtschaft und die Funktionsweise von Manipulationen in ihrem Science-Fiction-Roman verarbeitet, begeistert Rezensent Nico Bleutge. Die Geschichte spielt im kommenden Jahrhundert und schildert den Konflikt zwischen Menschen und künstlichen Wesen, die im Weltall neue Möglichkeiten profitabler Arbeit erforschen sollen und auf einem unbekannten Planeten landen. Allerdings, findet Bleutge, verschießt Ravn ihr Pulver, weil sie die Geschichte wie eine Studie angelegt hat. Der Kraft ihrer sinnlichen Sprache ist es aber zu verdanken, dass der Roman den Rezensenten bis zum Ende in seinen Bann zieht.  

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 08.12.2022

Ein Roman, der von den Lesenden Entschlüsselungsarbeit verlangt: So charakterisiert Rezensentin Julia Schröder Olga Ravns Zukunftsgeschichte. Es handelt sich, und auch das ergibt sich für Schörder erst beim Lesen, um die Geschichte einer Raumstation, bei der etwas ganz schön falsch gelaufen ist. Was genau, verrät die Rezensentin, sollen die Berichte und Aussagen der Angestellten ergeben, von denen oft nicht so ganz klar ist, ob sie menschlich, posthuman oder irgendetwas ganz anderes sind. Rätselhaft findet Schröder die merkwürdigen Ei-Objekte, die auf einmal auftauchen und die Angestellten und damit gleich die gesamte Arbeitsordnung verwirren. Auch etwas zum Lachen finde sich hier, wenn Ravn gekonnt Arbeitsprozesse karikiere. Das macht sie als Lyrikerin, die etwas von ihrem Fach versteht und wunderbar mit Sprache spielt, sehr geschickt, lobt die Rezensentin. Eine Lesearbeit, die sich lohnt, versichert sie.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 02.12.2022

Olga Ravn schreibt mit "Die Angestellten" eine Science-Fiction, die sich nicht für technische Details interessiert, sondern für Beziehungen, resümiert Rezensentin Sophie Wennerscheid. Die teils menschlichen, teils humanoiden Mitglieder der Besatzung eines Raumschiffes mit unklarer Mission beginnen sich selbst, ihren Zweck, ihre Erinnerungen und Beziehungen in Frage zu stellen. Das rein auf Produktivität ausgelegte Zusammenfunktionieren auf dem Schiff wandelt bzw. verwandelt sich - in etwas, das mehr einem Zusammenleben gleicht, als denen lieb ist, die die Mission kontrollieren und steuern. Ausgelöst wird dieser Wandel durch eine Reihe oder ein Netzwerk mysteriöser, außerirdischer Objekte, die auf die Besatzung emotional einwirken, fasst die Rezensentin zusammen: "Am Ende des Romans sind die Menschen tot." Hier werden auf unaufdringliche Weise Konzepte des Neuen Materialismus literarisch umgesetzt, wie zum Beispiel die Idee der "Trans-Spezies-Solidarität". Gleichzeitig klingt eine Kapitalismuskritik an, welche den feinen Sprachrhythmus, die leise Poesie dieses Textes niemals überfrachtet mit Theorie oder politischen Sendungen,  lobt die Rezensentin. Es ist ein äußerst feiner Roman über Arbeit und Beziehungen im 22. Jahrhundert, dessen "pulsierende" Sprache Wennerscheid mitgerissen hat.
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