Patricia Clough

In langer Reihe über das Haff

Die Flucht der Trakehner aus Ostpreußen
Cover: In langer Reihe über das Haff
Deutsche Verlags-Anstalt (DVA), München 2004
ISBN 9783421051295
Gebunden, 207 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Maja Ueberle-Pfaff. Am 16. Oktober 1944 flohen vom ostpreußischen Gut Trakehnen Pferde und Menschen nach Westen. Das 200 Jahre alte, weltberühmte Gestüt mußte sich vor der russischen Roten Armee retten. Viele tausend Pferde legten ohne Futter und Wasser Hunderte von Kilometern zurück, viele von ihnen verendeten oder kamen geschwächt und krank in ein anderes Land. Auf der Flucht zogen die Tiere ihre ramponierten Wagen und erschöpften Familien nach Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Hessen. Sie brachten ihre Lasten durch bittere Kälte, Eis und Schnee, durch Feuer und Bombenhagel. Selten war das Band zwischen Menschen und Pferden so stark wie damals - die Pferde hatten die Ostpreußen vor Tod, Vergewaltigung, Gefangennahme, Deportation und Zwangsarbeit bewahrt. Und die Ostpreußen hatten ihre Pferde gerettet.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 04.04.2005

Für Eva-Elisabeth Fischer ist dieses Buch über die letzten Wochen des Ostpreußischen Trakehnergestüts bis zur Flucht in den Westen nicht viel mehr als eine "verpasste Chance" und viel Gutes kann sie diesem "Doku-Drama in Buchform" nicht abgewinnen. Die Rezensentin räumt ein, dass in dem Band durchaus "interessante historische Details" genannt werden und auch viele wichtige Zeitzeugen zu Wort kommen. Allerdings findet Fischer, dass das meiste trotzdem wie eine "Kolportage aus x-ter Hand" wirkt und es scheint ihr zudem ziemlich bedenklich, dass die britische Autorin Patricia Clough ihre Informationen "völlig unreflektiert" wiedergibt. Wenn es etwa heißt, die SS-Ärzte hätten sich dem Flüchtlingszug "entgegenkommend gezeigt", kann sich die Rezensentin eines Schauderns nicht erwehren. Hier kommt auch das "zweite Manko" dieses Buches für Fischer zum Tragen, dass die Autorin nämlich kaum je die verschiedenen Ereignisse der Zeit miteinander in Beziehung setzt. Schade findet sie das, denn das Thema ist bisher noch nicht umfassend dargestellt worden, wie sie betont.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17.01.2005

Rezensentin Felicitas von Lovenberg hat ganz offensichtlich ein Herz für Pferde, jedenfalls zeigt sie sich recht angetan von Patricia Cloughs Buch über die Flucht der Trakehner-Pferde aus Ostpreußen vor der vorrückenden Roten-Armee 1944. Ausführlich berichtet sie von dieser Rasse, die als älteste der Welt gilt, schildert detailliert ihre Zucht-Geschichte und schwärmt von ihrem Temperament, ihrer Zuverlässigkeit und Nervenstärke, ihrer Schönheit und der Eleganz ihrer Bewegungen. Lovenberg hebt hervor, dass Clough in ihrer Darstellung weder Mensch noch Tier zu kurz kommen lässt. Sie berichte vom Schicksal der Pferde anhand von Familien, deren schwierigen Weg in den Westen sie nachzeichne. Von den 26 000 Stuten und 852 Hengsten der Trakehner-Population in Ostpreußen hätten nur siebenhundert Stuten und sechzig Hengste die extrem strapaziöse Flucht überlebt. Dass Clough nicht immer die Balance zwischen geschichtlicher Rekonstruktion und Nacherzählung gelingt, findet Lovenberg etwas bedauerlich. Allzu oft tue die Autorin so, als sei sie dabei gewesen, wenn sie Peitschen knallen und Pferde sich aufbäumen lasse. Dabei bedürften die Fakten, die sie zusammentrage, einer solchen zusätzlichen Dramatisierung nicht. "Sieht man über den gelegentlich etwas reißerischen Stil hinweg", resümiert die Rezensentin, "liest sich Patricia Cloughs Buch nicht nur als erschütternder Bericht der Flucht aus Ostpreußen. Die Trakehner-Pferde sind ein Kulturgut. Ein Porsche ist es nicht."
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