Vertreibung aus dem Osten

Deutsche und Polen erinnern sich
Cover: Vertreibung aus dem Osten
fibre Verlag, Osnabrück 2001
ISBN 9783929759297
Gebunden, 519 Seiten, 24,54 EUR

Klappentext

Herausgegeben von Hans-Jürgen Bömelburg, Renate Stößinger, Robert Traba. Die Vertreibung erheblicher Teile der polnischen und deutschen Bevölkerung 1939-1949/50 ist bis heute als gemeinsame kollektive Erfahrung weder im Bewusstsein der Deutschen noch der Polen präsent. Der vorliegende Band veröffentlicht 43 Erinnerungsberichte, in denen deutsche und polnische Autorinnen und Autoren über die Themenkreise Deportation, Flucht, Vertreibung, das Schicksal auf dem Transport und die Erfahrungen von Müttern und Kindern berichten. Weitere Abschnitte sind den Themen "Alte Heimat ? neue Heimat", "Auf den Spuren der Vergangenheit", den Erfahrungen von Menschen, die sich einer nationalen Einordnung entzogen und dem "Nach-Denken über Täter und Opfer aus späterer Sicht" gewidmet. Die Erinnerungsberichte gehen auf einen Wettbewerb zurück, der gemeinsam von der Organisation KARTA in Warschau und dem Verein der Freunde Polens e.V. in Karlsruhe organisiert wurde und dessen über 200 Einsendungen von einem Team deutscher und polnischer Juroren bewertet wurden.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 13.06.2001

An Berichten über Flucht und Vertreibung der Deutschen aus dem Osten mangelt's nicht, meint der Rezensent. Was aber ist mit der Vertreibung der Polen aus dem Wartheland und dem Danziger Gebiet durch die Deutschen? Diese Lücke schließt der Band, indem er die Schicksale von Deutschen und Polen im Zweiten Weltkrieg anhand der Erinnerungen deutscher und polnischer Augenzeugen "in einen gemeinsamen Kontext" stellt und miteinander diskutiert. Die Parallele, so Klaus Bednarz, ist durchgehend, die Berichte entsprechend nicht nach nationaler Zugehörigkeit gegliedert, sondern nach Themenkomplexen: Flucht, Vertreibung, Mütter und Kinder, Täter und Opfer. Dass es dabei nicht um Abrechnung geht, sondern um das "gegenseitige Erzählen des Erlebten" und das "Nebeneinanderstellen von Schmerz" aus der Distanz von 50 Jahren, hebt Bednarz hervor und staunt über die Vergleichbarkeit der Schicksale - und über ein Buch, der Form und dem Inhalt nach ein "Novum in der Nachkriegsgeschichte."