Philip Manow

Nehmen, Teilen, Weiden

Carl Schmitts politische Ökonomien
Cover: Nehmen, Teilen, Weiden
Konstanz University Press, Göttingen 2022
ISBN 9783835391017
Gebunden, 188 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Mit zehn Abbildungen. Der moderne Staat, der Leviathan, wurde laut Carl Schmitt "erlegt und ausgeweidet". "Alle untereinander sonst so feindlichen indirekten Gewalten waren sich plötzlich einig und verbündeten sich zum 'Fang des großen Wals'", sie "zerschnitten" ihn und verteilten "sein Fleisch unter sich". Doch wie kam es zum Tod des großen Fisches im Zuge einer planetarischen Raumrevolution, mit deren Folgen wir bis heute zu ringen haben?Carl Schmitt gilt vielen als völlig unsystematischer und deswegen höchst widersprüchlicher Denker, als Occasionalist, der rein anlassbezogen von Polemik zu Polemik springt. Das Buch rekonstruiert hingegen eine ganz folgerichtige und kohärente Denkbewegung Schmitts, beginnend mit seiner Auseinandersetzung mit dem positivierten Recht (teilen), dann mit seiner Analyse der demokratisierten Politik (nehmen) und schließlich seiner Beschäftigung mit der internationalisierten Wirtschaft (weiden). Diese in sich ganz schlüssige Bewegung von den frühen rechtstheoretischen und -philosophischen Schriften der 1910er Jahre, über die Beiträge zu einer Theorie der Politik bzw. des Politischen in den 1920er Jahren, bis hin zum in den späten 1930er bis 1950er Jahren verfassten Spätwerk, das sich hauptsächlich Fragen der internationalen Wirtschaft und des internationalen Rechts widmet, wird in drei längeren Kapiteln nachgezeichnet. Recht, Politik und Wirtschaft - teilen, nehmen, weiden - verweisen dabei immer zurück auf die Grundtatsache der Moderne: auf die Säkularisation, also auf die 'gottunfähig' gewordene Gegenwartsgesellschaft, auf glauben. Philip Manow bietet in seinem neuen Buch eine Gesamtdeutung des Verhältnisses von Recht, Politik und Wirtschaft bei Carl Schmitt, einer der umstrittensten Figuren der politischen Geistesgeschichte.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29.04.2022

Rezensent Herfried Münkler kann den Sinn der Zusammenschau der drei früher schon veröffentlichten, überarbeiteten Aufsätze von Philip Manow in einem Band nicht recht verstehen, den Buchtitel auch nicht. Macht nichts, meint er, lesenswert sind die Texte jeder für sich ohnehin, zumal angesichts der Entwicklungen in der Ukraine. Wenn der Autor Carl Schmitt und Kafka liest und das Thema der "Unzulänglichkeit des Rechts" bei beiden erkennt, wenn er Schmitts Befassung mit der politischen Theorie erörtert oder seine Beschäftigung mit dem Leviathan-Motiv, fühlt sich Münkler mit "genuin ökonomischen" und durchaus aktuellen Fragen konfrontiert. Dass der Autor sich gründlich mit einschlägiger Schmitt-Forschung auseinandersetzt und en passant das ein oder andere Schmitt-Bild korrigiert, scheint Münkler erwähnenswert.
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