Rafael Chirbes

Paris-Austerlitz

Roman
Cover: Paris-Austerlitz
Antje Kunstmann Verlag, München 2016
ISBN 9783956141225
Gebunden, 160 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

Aus dem Spanischen von Dagmar Kloetz. Ein junger spanischer Maler flieht vor den Ansprüchen seiner gutbürgerlichen Familie nach Paris und steht dort vor dem Nichts. Er hat keinen Job, kein Geld und weiß nicht wohin, als er Michel kennenlernt, einen Arbeiter Mitte fünfzig, dessen Vitalität ihn fasziniert und anzieht. Sie verlieben sich, Michel nimmt ihn auf, in seine Wohnung, sein Bett, sein Leben. Am Anfang sind sie nur glücklich und genießen die gemeinsame Zeit, die nächtlichen Streifzüge durch die Kneipen und die am Wochenende durch das lichte Paris, die Kinos, die Ausstellungen, die Parks. Aber irgendwann erinnern die in der Ecke des ärmlichen Hinterhofzimmers gestapelten Leinwände den jungen Mann daran, dass er noch andere Ambitionen hat. Auch der Alters-, Bildungs- und Klassenunterschied macht sich bemerkbar, und die Liebe kann diese Unterschiede nicht besiegen, nicht, wenn sie so besitzergreifend ist wie die Michels.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 28.01.2017

Hans-Christian Riechers findet in diesem Roman einen schönen, traurigen Ausklang des Werkes von Rafael Chirbes. Die intime Liebesgeschichte zwischen einem jungen spanischen Maler und einem älteren französischen Fabrikarbeiter erinnert Riechers an den Erstling des im vergangenen Jahr verstorbenen Autors. Das Thema scheint ihm hier in melancholischer Abschiedsstimmung zu einem "bitteren" Ende gebracht, indem Chirbes den Älteren an Aids erkranken lässt und die Handlung als Trauerspiel um Liebe, Furcht und Tod gestaltet. Die Zärtlichkeit des Tons und das Einbringen des Milieus als eines möglichen Faktors für das Gelingen oder Scheitern einer Beziehung findet Riechers besonders bemerkenswert, nicht zuletzt, weil der Autor keine letzten Schlüsse zulässt.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 25.11.2016

Ralph Hammerthaler liest Rafael Cirbes' letzten Roman mit Faszination und Beklemmung. Wissend um die lange Entstehungszeit des kurzen Textes und seine Bedeutung als literarisches Coming Out des im vergangenen Jahr verstorbenen Autors nennt Hammerthaler das Buch Cirbes' persönlichstes und leidenschaftlichstes. Die Ende des 20. Jahrhunderts spielende Geschichte um ein ungleiches Paar, deren Beziehung an der Obsessivität des einen kaputtgeht, scheint Hammerthaler ganz auf die Liebe abgestellt. Kein gesellschaftlicher Hintergrund (nicht mal Aids wird als solches genannt), keine kunstvoll schweifenden Dialoge wie sonst bei Cirbes, stattdessen eine direkte Sprache, meint der Rezensent, auch was Sex angeht.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27.08.2016

Hymnisch bespricht Paul Ingendaay diesen nachgelassenen Roman des spanischen Schriftstellers Rafael Chirbes, der nun von Dagmar Kloetz brillant ins Deutsche übertragen wurde. Der Autor, laut Ingendaay der "bedeutendste spanische Gesellschaftschronist" der letzten Jahrzehnte erzähle hier die Liebesgeschichte eines jungen spanischen Malers, der mittellos nach Paris flieht und von dem fünfzigjährigen fürsorglichen Arbeiter Michel aufgenommen wird, dessen Durchschnittlichkeit und "erotische Gefräßigkeit" dem ambitionierten Maler aber bald zu viel wird, resümiert der Rezensent. Aber die Geschichte ist viel mehr als das, versichert der Kritiker, der bewundert, wie Chirbes seinen Erzähler schonungslos analytisch und ohne Sentimentalitäten aus der Rückschau das Scheitern der Liebe schildern und in peinigend-intimen Momenten vom Abschied des an Aids sterbenden Michels erzählen lasse. Dieser großartige bildgewaltige Roman, der nicht zuletzt die Wandlung von "Kummer in Gleichgültigkeit ohne jede Metaphysik" beleuchtet, enthält nicht eine "flaue Zeile", lobt der Rezensent.
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