Ralph Giordano

Erinnerungen eines Davongekommenen

Cover: Erinnerungen eines Davongekommenen
Kiepenheuer und Witsch Verlag, Köln 2007
ISBN 9783462037722
Gebunden, 432 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Dass er als Sohn einer jüdischen Mutter davonkommen würde, war unwahrscheinlich. Wie er dennoch davonkam, und das immer wieder, darüber legt der Journalist, Fernsehautor und Schriftsteller Ralph Giordano in der Mitte seines neunten Lebensjahrzehnts nun Zeugnis ab, engagiert und kämpferisch wie eh und je.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 19.06.2007

Einen recht zwiespältigen Eindruck hat Ralph Giordanos Autobiografie bei Rezensent Burkhard Müller hinterlassen. Die eindringliche Schilderung des Autors, wie er als Halbjude im Dritten Reich verfolgt und mehrmals von der Gestapo misshandelt wurde und schließlich in einem feuchten Rattenloch überlebte, löst bei ihm ein Gefühl der Beklemmung aus, hat ihm regelrecht den Atem verschlagen. Dann allerdings, bei der weiteren Lektüre, hat er das Gefühl, ihm gehe es ähnlich wie dem Davongekommenen: "Man kann nicht mehr ganz bei der Sache bleiben". Etwa bei Giordanos Berichten über seine Zeit in den sechziger und siebziger Jahren, als er engagierte Reportagen fürs Fernsehen machte. Mit Giordanos Wandel zum gefragten Repräsentanten und Honoratior in den achtziger und neunziger Jahren stellt sich bei Müller zunehmend Unbehagen ein. Kritisch betrachtet er in diesem Zusammenhang vor allem Giordanos Verteidigung des Irak-Kriegs, nennt ihn einen der "wirkungsmächtigsten geistig-moralischen Verunklärer unserer Zeit". Giordano scheint Müller von anfangs gesetzten Wahrheitsvorsätzen abgedriftet zu sein, und er erklärt es sich aus den Ehrungen, mit dem die heute Herrschenden das einstige Opfer überhäuft hätten. Und so erscheint ihm vorliegendes Werk letztlich als "ergreifendes Dokument einer Verblendung".
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22.03.2007

Erfreut zeigt sich Rezensent Arno Lustiger von den nun vorliegenden Lebenserinnerungen Ralph Giordanos. Er würdigt den Schriftsteller als großen Humanisten, streitbaren Demokraten und Moralisten, Aufklärer und Mahner und hebt Giordanos couragierte Auseinandersetzung mit Neonazismus, Rassismus, Islamismus und Antisemitismus hervor. Eingehend schildert Lustiger den Werdegang Giordanos, der wegen seiner jüdischen Mutter im Dritten Reich verfolgt und mehrmals von der Gestapo verhaftet wurde. Er berichtet über Giordanos kommunistische Phase und die entschiedene Abkehr vom Kommunismus, als 1956 die Verbrechen Stalins bekannt wurden. Auch auf Giordanos engagierte Dokumentarfilme und Bücher geht Lustiger ein. Er würdigt die Erinnerungen als überaus spannende Lektüre und bekennt abschließend, froh und stolz zu sein, seit 50 Jahren zu Giordanos Freunden zu zählen.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 22.03.2007

Dorion Weickmann hat mit Bewegung diese Autobiografie des Publizisten Ralph Giordano gelesen. Es sind dies die Erinnerungen eines Mannes, der als Sohn einer jüdischen Mutter den Nationalsozialismus nur versteckt und unter erbärmlichsten, quälendsten Bedingungen überlebt hat und dem die Welt danach "nicht mehr heil geworden ist". Respektvoll erinnert Weickmann an die Stationen Giordanos Lebens, die Mitgliedschaft in der KPD, die journalistische Arbeit und die vielen Debatten, die Giordano "streitbar bis zur Polemik" angestoßen hat. Dem Rezensenten hat sich Giordano hier als "ein zorniger Mann, ein zärtlicher Mann" gezeigt, was Weickmann offenbar ganz zutreffend erscheint.