Raphael Glucksmann

Die Politik sind wir!

Gegen den Egoismus, für einen neuen Gesellschaftsvertrag
Cover: Die Politik sind wir!
Carl Hanser Verlag, München 2019
ISBN 9783446264007
Gebunden, 192 Seiten, 18,00 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Stephanie Singh. Es sind die beiden großen Herausforderungen unserer Zeit: die Krise der liberalen Demokratie und der drohende ökologische Kollaps. Was, wenn sie mehr miteinander zu tun haben, als wir glauben? In seinem politischen Essay zeichnet Raphaël Glucksmann ein gestochen scharfes Porträt der westlichen Gesellschaft. Differenziert und unaufgeregt zeigt er: Wir haben verlernt, uns als Zivilgesellschaft mit einer kollektiven Aufgabe und einer gemeinsamen Zukunft zu begreifen. In Zeiten des Klimawandels und auseinanderdriftender Gesellschaften brauchen wir jedoch gerade ein Gespür dafür, was uns verbindet. "Die Politik sind wir!" ist ein konstruktives Plädoyer für einen neuen Gesellschaftsvertrag.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 06.08.2019

Rezensent Joseph Hanimann sieht in Raphael Glucksmann einen neuen Intellektuellen-Typus. Dass die intellektuelle und politische Elite Frankreichs gescheitert ist, kann ihm der Autor und Sohn des Philosophen André Glucksmann in diesem Buch, das im französischen Original den Titel "Les enfants du vide" (Kinder der Leere) trägt, nicht zuletzt mit Blick auf Emmanuel Macron vermitteln: Mit Fortschrittsdenken, Plädoyers für eine offene Gesellschaft, Liberalismus und Multikulturalismus können man dem aufkeimenden Nationalismus und Autoritarismus nichts erwidern; vor allem durch "intellektuelle Überheblichkeit" und "moralische Rechthaberei" habe man die Abgehängten verloren, liest der Kritiker. Glucksmann setze dem ein linkes Gegenprogramm ökologischer Ausrichtung entgegen, die Welt dabei von ihrem Ende her denkend, erklärt Hanimann - ohne das allerdings zu konkretisieren. Und am Erfolg dieser Idee hat der Rezensent ebenfalls seine Zweifel.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 08.06.2019

Rezensent Thomas Palzer rät mit Raphael Glucksmann zur Distanz zu uns selbst. Nur so könne der homo oeconomicus sich selbst befreien. Dass dergleichen nötig ist und wie es dazu kommen konnte, erläutert der Autor in seinem Essay laut Palzer mit Hilfe von Friedman und Hayek und den Kindern von 68. Auch wenn nicht alles neu ist in dieser Gegenwartsdiagnose, so luzide wie hier hat es Palzer selten in Worte gefasst bekommen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 18.05.2019

Rezensent Günther Nonnenmacher liest den Versuch des Journalisten und Politikers Raphael Glucksmann, eine Synthese zwischen Demokratie und Liberalismus zu finden, mit Interesse. Wenn Glucksmann dem Neoliberalismus auf die Finger schaut, lernt Nonnenmacher zwar nichts wesentlich Neues, bekommt aber eine gute Zusammenfassung des kritischen Neoliberalismus-Diskurses der vergangenen Jahre. Holt Glucksmann zum Gegenschlag aus und schießt maßlose Manager und das Freihandelsabkommen zum Mond, allerdings ohne auf den Sozialismus zu setzen, spitzt Nonnenmacher die Ohren. Mit Machiavelli  und Hannah Arendt gelangt der Autor zum Entwurf einer "politischen Ökologie" mit "partizipativer Demokratie" und Grundeinkommen, so der Rezensent, der in seiner Kritik allenfalls eine vage Sympathie für Glucksmanns Thesen durchscheinen lässt.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 13.05.2019

Das Ausrufezeichen im Titel von Raphaël Glucksmanns Essay "Die Politik sind wir!" lässt Dirk Fuhrig an Stéphane Hessels "Empört Euch!" denken, doch gegenüber diesem Vorbild mangelt es Glucksmann an sprachlicher und gedanklicher Schärfe, stellt der Rezensent fest. Viel Wut, auch einige kluge Analysen, aber auch jede Menge stattsam Bekanntes wie die Kritik an den Brüsseler Technokraten und dem Neoliberalismus findet Fuhrig hier. Bisweilen Verblüffendes, etwa wenn der Autor populistische Bewegungen wie die Brexiteers und die AfD für ihren Einsatz für die direkte Demokratie lobt - Glucksmann mag der neue Hoffnungsträger der französischen Linken sein, aber seine Gegner sind nicht unbedingt die Rechten, sondern Die Da Oben, stellt der Rezensent fest. Schwach findet Fuhrig das Buch, wenn es darum geht, konkret und konstruktiv zu werden - hier bleibt Glucksmann "erstaunlich vage" und "wolkig".