Rene Maran

Ein Mensch wie jeder andere

Roman
Cover: Ein Mensch wie jeder andere
Elster & Salis Verlag, Zürich 2023
ISBN 9783906903224
Gebunden, 208 Seiten, 25,00 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Claudia Marquardt. Jean Veneuse geht im Bordeaux der 1920er Jahre an Bord eines Passagierdampfers nach Afrika, wo ihn eine Stelle als Kolonialbeamter im Tschad erwartet. Der junge Mann reist schweren Herzens, verfolgt von der Erinnerung an die Frau, die ihn liebt und vor der er doch flieht: Denn Andrée Marielle ist weiß und er Schwarz. Unentwegt auf seine Hautfarbe zurückgeworfen und von den Verheerungen des Rassismus zerfressen, läuft Jean Gefahr, alles zu zerstören: seine Karriere, sein Leben und seine Liebe. Denn um zu lieben, müsste er sich selbst annehmen können. In seinem persönlichsten Roman geht der preisgekrönte französische Autor René Maran von einem blinden Fleck im Denken aus: dem des umgekehrten Rassismus, bei dem der erduldete Hass in Selbsthass umschlägt. Die Geschichte umspannt zwei Kontinente, verbindet Abenteuererzählung mit Introspektion, erkundet die Verwüstungen des Kolonialismus ebenso wie die Blindheit des Herzens und löst Schockwellen aus, die Wege zur Emanzipation öffnen.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 01.11.2023

Ein "ungeheuer mutiges" Buch ist dieser Roman von René Maran, der bereits 1947 erschien, versichert Rezensent Marko Martin. Er erzählt von der Liebe eines schwarzen Mannes, Jean, zu einer weißen Frau, Andrée. Weil die französische Gesellschaft der Vierzigerjahre das nicht zulässt, flüchtet Jean, der Kolonialbeamter ist, vor dem Liebeskummer in den Tschad, resümiert Martin. Dort fühlt er sich allerdings in seiner Position als "schwarzer Repräsentant" einer weißen Kolonialmacht fremd und zwiegespalten, so der Rezensent, der begeistert ist von Marans kunstvollen Landschaftsbeschreibungen und den "luzid-präzisen" Selbstbeobachtungen des Protagonisten. In seiner reflektierten und vielschichtigen Verhandlung des Themas Rassismus ist der Text zudem hochaktuell, schließt der Kritiker.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14.10.2023

Was für ein Glück, dass René Marans Roman "Ein Mensch wie jeder andere", erstmals erschienen 1947, nun in deutscher Übersetzung vorliegt, jubelt Rezensentin Melanie Mühl. Die Handlung spielt in den 1920er Jahren, lesen wir: Protagonist Jean Veneuse ist Kolonialbeamter und verliebt in die junge Pariserin Andrée. Das Problem ist nur, Jean ist schwarz und Andrée weiß. Maran schickt seinen Protagonisten auf eine "psychotherapeutische Überfahrt", so Mühl: Um den Liebeskummer zu vergessen, besteigt Jean ein Schiff in den Tschad. Jeans Begegnungen mit den Passagieren decken deren rasstistische Vorurteile auf, selbst bei denen, die zunächst einigermaßen fortschrittlich erscheinen, beobachtet Mühl und merkt an, dass Maran, selbst schwarz und für die Kolonialverwaltung in Martinique tätig, die "koloniale Entschmenschlichungsmaschinerie" aus eigenen Erfahrungen kannte. Sein literarisches Können beweist der Autor unter anderem in seinen Landschaftsbeschreibungen, schwärmt Mühl, nicht umsonst wurde er als erster schwarzer Autor mit dem Prix Goncourt ausgezeichnet - was im Jahr 1947 allerdings einen Skandal auslöste.
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