Ricardo Menendez Salmon

Medusa

Roman
Cover: Medusa
Klaus Wagenbach Verlag, Köln 2014
ISBN 9783803132567
, 144 Seiten, 15,90 EUR

Klappentext

Aus dem Spanischen von Carsten Regling. Geboren zu Beginn des Ersten Weltkriegs irgendwo an der norddeutschen Küste, erlernt der Maler Karl Gustav Friedrich Prohaska in Berlin das Handwerk des Fotografen und begleitet fortan die nationalsozialistische Todesmaschinerie mit dem unerbittlichen Auge einer Kamera: Für das Reichspropagandaministerium fotografiert und filmt er Szenen des Genozids in Kaunas ebenso wie in Dachau, wo sein jüdischer Freund und späterer Biograf Stelenski interniert ist. Und weil Prohaska die zentralen Medien der Moderne beherrscht - Malerei, Fotografie, Film -, wird er nach der Naziherrschaft zum künstlerischen Archivar sämtlicher Schrecken des 20. Jahrhunderts, er dokumentiert die verheerenden Diktaturen in Nicaragua ebenso manisch - und dennoch stets distanziert - wie das Leiden der Überlebenden von Hiroshima.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 20.05.2014

"Schwitzende Gewolltheit" attestiert Rezensent Ralph Hammerthaler Ricardo Menéndez Salmóns neuem Roman "Medusa". Eigentlich schätzt der Kritiker nicht nur den spanischen Autor und Historiker, sondern auch das Genre der erfundenen Romanbiografie. Dennoch muss er feststellen, dass ihm Menéndez Salmóns neuer Protagonist, ein Fotograf und Filmemacher, der lange Zeit im Dienste der Nazis stand, zunächst Exekutionen, medizinische Versuche mit Gefangenen und sonstige Leiden der Opfer filmte und fotografierte, um nach dem Krieg verschiedene Grausamkeiten und Verbrechen etwa in Franco-Spanien oder Japan zu dokumentieren, zu seelenlos und konstruiert erscheint. Auch Menéndez Salmóns Idee, dem Fotografen nach Kriegsende einen jüdischen Mentor an die Seite zu stellen, der ihm zum Durchbruch als Künstler verhilft, gerät dem Rezensenten moralisch zu flach. Wenn der Autor schließlich auch noch beginnt, seinem Fotografen allerhand triviale Reflexionen über die Abgründe des Daseins in den Mund zu legen, ist für Hammerthaler das Potential dieses Romans vollends verspielt.
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