Richard Rorty

Pragmatismus als Antiautoritarismus

Cover: Pragmatismus als Antiautoritarismus
Suhrkamp Verlag, Berlin 2023
ISBN 9783518587942
Gebunden, 454 Seiten, 34,00 EUR

Klappentext

Herausgegeben von Eduardo Mendieta. Aus dem Amerikanischen von Joachim Schulte. Nachdem Richard Rorty Ende der 1970er Jahre die westlich-neuzeitliche Philosophie einer grundstürzenden Kritik unterzogen hatte, setzte er sich sogleich an die Spitze einer intellektuellen Bewegung, die unter dem Label "Neopragmatismus" auch außerhalb der Philosophie enorm einflussreich geworden ist. Über die Jahrzehnte hat Rorty seine Version des Pragmatismus ständig erweitert und verfeinert, unter anderem in legendären Vorlesungen an der Universität von Girona. Sie bilden das Kernstück dieses Buches, das nicht weniger bietet als die finale Version von Rortys Spätphilosophie. In ihrem Zentrum steht der Begriff des Antiautoritarismus, den Rorty als Hauptimpuls seines Denkens ausweist. Es gibt keine Autorität, die vorgibt, was wahr und richtig ist. Es gibt nur uns und unsere Meinungen, Ideen und Traditionen. Gute Ideen erkennt man daran, dass sie zum Wohl aller beitragen. Und um festzustellen, worin dieses Wohl besteht, muss man sich mit dem, was andere meinen und wollen, beschäftigen und bereit sein, die eigenen Ansichten zu revidieren. Der Antiautoritarismus, wie Rorty ihn versteht, fängt bei jedem Einzelnen an. Seine Währung ist Vertrauen, sein Medium ist das Gespräch, sein Ziel ist Emanzipation. Das ist die politische Botschaft von Pragmatismus als Antiautoritarismus.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14.07.2023

Rezensent Dieter Thomä staunt über die Unnachgiebigkeit und die Sanftmut in den Girona-Vorlesungen von Richard Rorty aus dem Jahr 1996. Gut lesbar und virtuos in der Führung virtueller Dialoge mit Zeitgenossen wie Habermas oder Rawls erweist sich Rorty hier laut Thomä einmal mehr als Pragmatist. Wie Rorty gegen allmächtige Autoritäten und für die Lust am Spiel und das Gefühl als Basis für friedlichen Umgang optiert, wie er auch gegnerische Argumente erkenntnistheoretisch angeht und den Fundamentalismus verachtet, scheint dem Kritiker sehr  lesens- und bedenkenswert und mitunter "beängstigend aktuell".
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 09.06.2023

Rezensent Michael Hesse möchte Richard Rorty nicht vorwerfen, in einen moralischen Relativismus zu flüchten. Dafür findet er Rortys Arbeit viel zu sehr der Toleranz verpflichtet. Die Vorlesungen aus dem Jahr 1996, laut Hesse grundlegend für Rortys Werk, überraschen den Rezensenten u.a. mit aktuellen Bezügen zu Fake-News, wenn der Autor die Frage nach der Wahrheit behandelt. Dass Denken ohne Autorität sein muss, vermittelt Rorty uns im Buch mit einem "Streifzug durch die Philosophiegeschichte", so Hesse anerkennend.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 16.03.2023

Rezensent Thomas Assheuer liest Richard Rortys Vorlesungen mit Melancholie, denn Rortys Vorstellung von einem Polytheismus ohne Gewalt, dafür mit viel Toleranz scheint heute ferner denn je. Was Rorty zur heutigen Weltlage gesagt hätte, würde Assheuer allzu gerne wissen. Doch dem Rezensenten bleibt nur, in Rortys in seinen Vorlesungen niedergelegtem Programm zu lesen und nachzuverfolgen, wie der Autor dem Glauben an Wahrheit und Wissenschaft eine Absage erteilt, sich damit angreifbar macht, weil er einem moralischen Relativismus das Wort redet, und schließlich doch noch die Kurve kriegt, weil er von der Warte eines "loyalen Abendländers" spricht. Assheuers Sympathien hat der Autor jedenfalls.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 14.02.2023

Rezensentin Marko Martin sieht in den mit 25 Jahren Verspätung erscheinenden Vorträgen des Philosophen Richard Rorty einen inspirierenden Ideengeber in Sachen Pragmatismus. Gegen welche Autoritäten sich ein emanzipatorischer Pragmatismus richten und welches seine Ziele sein sollten (u.a. menschenfreundlichere Strukturen und ein Ende der Exklusion), erläutert der Autor darin laut Martin auf faszinierende Weise. Erfrischend und voller Elan, auch nach 25 Jahren, versichert der Rezensent.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 11.02.2023

Gespickt mit viel philosophischem Vokabular berichtet Robert Misik von "Pragmatismus als Antiautoritarismus", den nachgelassenen Vorlesungen des schon vor 15 Jahren verstorbenen Philosophen Richard Rorty. Es geht, verrät der Rezensent, viel um Begriffe wie Aufklärung, Autorität, Wahrheit und Realität und viel auch um deren Dekonstruktion. Wir erfahren aber auch, dass das nicht heißt, dass der Autor gar keine eigenen Standpunkte mehr vertritt, nein, er setzt sich für Gerechtigkeit über soziale Schichten hinweg ein. Ein einflussreicher Autor, resümiert Misik.