Robert Ide

Geteilte Träume

Meine Eltern, die Wende und ich
Cover: Geteilte Träume
Luchterhand Literaturverlag, München 2007
ISBN 9783630872360
Kartoniert, 224 Seiten, 14,95 EUR

Klappentext

Sie haben einen Traum geteilt, den Traum von Freiheit und einem selbstbestimmten, besseren Leben: die Bürger der DDR, ob jung oder alt. Doch als dieser Traum mit der Wende wahr zu werden schien, teilten sich die gemeinsamen Erfahrungen. Während viele junge Menschen seitdem ihren Weg gemacht haben, resignierten die Eltern, enttäuscht von den neuen Realitäten, allzu häufig. Robert Ide fragt, wie es kommen konnte, dass der Umbruch die Familien derart entzweite. Was passiert, wenn am Kaffeetisch Hartz IV auf eine kokette Form der Geldverschwendung trifft? Warum fragt niemand: Tante, warst du bei der Stasi? Am Beispiel seiner eigenen Geschichte wie der seiner Freunde und der Menschen, die er auf Reisen durch die Bundesrepublik getroffen hat, erzählt er vom Leben vor der Wende und davon, was nach der Wiedervereinigung aus den Hoffnungen wurde. Ide entwirft ein buntes Bild vom Damals, von Alfons Zitterbacke bis zum Kleingarten an der Mauer, vom Schallplattenkauf im Intershop bis zur Demütigung durch "Zonen-Gabys erste Banane". Und er hört auf die Erzählungen der Menschen heute, auf ihre Enttäuschungen und kleinen Siege quer durch die Generationen. Ide beschreibt Städte, in denen Schulhöfe verwaisen. Er erzählt, wie Sehnsucht nach dem Früher als Markenartikel verkauft wird. Und an Ossi-Stammtischen im Westen trifft er auf junge Gesamtdeutsche, die Fernweh nach der Heimat verspüren.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 31.03.2007

Recht fade scheint Tobias Lehmkuhl dieses DDR-Erinnerungsbuch von Robert Ide. Aus der Flut der DDR-Erinnerungsbücher ragt es seines Erachtens in keiner Weise hervor. Dass der Autor, 1975 geboren, heute Sportredakteur beim "Tagesspiegel", sein Leben als paradigmatisch für eine ganze Generation ansieht, macht das Buch für Lehmkuhl nicht unterhaltsamer. Zumal er Ide seine Hauptthese, seine Generation leide wegen der Öffnung der Mauer unter einer spezifisch ostdeutschen Eltern-Kind-Entfremdung, nach Einschätzung Lehmkuhls weder auf den Begriff bringen noch entfalten oder begründen kann. Stattdessen findet der Rezensent noch einmal die Geschichte der Wiedervereinigung beschrieben, und zwar auf eine "populäre, zuweilen reportagehafte und mitunter sehr gefühlige Weise". Das liest sich für Lehmkuhl ziemlich unspannend und wenig interessant. Die zwischendurch immer Mal wieder aufgegriffenen These erhellt sich seines Erachtens nicht, weil einfach schleierhaft bleibt, was an den geschilderten Entfremdungen zwischen Eltern und Kind jetzt spezifisch ostdeutsch sein soll.
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