Robert Skidelsky

Die Rückkehr des Meisters

Keynes für das 21. Jahrhundert
Cover: Die Rückkehr des Meisters
Antje Kunstmann Verlag, München 2009
ISBN 9783888976476
Gebunden, 299 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von T. Pfeiffer. Wie ein entfesselter Kapitalismus das weltweite Wirtschaftssystem beschädigen, wenn nicht gar ruinieren kann, war gerade zu besichtigen. Aber gibt es zu diesem System überhaupt Alternativen, und wie sehen sie aus? Der Wirtschaftstheoretiker John Maynard Keynes (1883 - 1946) hat schon vor einem halben Jahrhundert darüber nachgedacht, und seine Analysen sind heute aktueller denn je. Sein berühmter Ausspruch: "Auf lange Sicht sind wir alle tot" zielt auf realitätsferne ökonomische Modelle, die unser Denken bestimmen und zu verheerendem Handeln führen. Keynes Wirtschaftstheorie allerdings war nie ganz tot, selbst in Zeiten blinder Marktgläubigkeit blieben seine Ideen unterschwellig präsent. Denn die Grundgedanken seiner "Allgemeinen Theorie" zielen auf den Kern allen Wirtschaftens: "Niemand kennt die Zukunft." Darauf gründet Keynes Überzeugung von der "fundamentalen Unsicherheit" der globalen Finanzmärkte. Mit mathematischen Formeln wird man sie nicht in den Griff kriegen. Wirtschaftskrisen sind nicht die große Ausnahme, sondern Teil der Marktwirtschaft. Wenn man den Markt aber sich selbst überlässt, können sie lange anhalten.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 01.07.2010

Wichtig und überflüssig zugleich findet Rezensent Wolfgang Uchatius dieses Porträt des Denkens des berühmtesten aller Ökonomen. Wichtig, weil es noch mal verbindlich und verlässlich erklärt, was John Maynard Keynes tatsächlich dachte und worum es ihm in seiner ökonomischen Theorie über den Kapitalismus ging. Überflüssig, weil letztlich nichts Neues in diesem Buch steht. Doch das hier der beste Keynes-Kenner antritt, um noch einmal eine ultimative Lesart des vor sechzig Jahren gestorbenen Wirtschaftstheoretikers und -praktikers vorzuschlagen, hält der Kritiker grundsätzlich für angebracht.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 18.03.2010

Robert Misik freut sich, zwar nicht über den Anlass, das wäre die Krise, aber über die Renaissance des großen, 1946 verstorbenen britischen Ökonomen John Maynard Keynes. Neben Erhellendem zu Werk und Person liefert das Buch des renommierten  Wirtschaftspublizisten Robert Skidelsky auch eine Analyse der zeitgenössischen Wirtschaftswissenschaften durch die Brille Keynes gesehen. Dabei lässt der Autor kein gutes Haar an den mathematischen und statistischen Methoden der Ökonomen, die von der Rationalität der handelnden Subjekte und immerwährender Effizienz der Märkte ausgehen. Der wissenschaftlich untermauerten Marktgläubigkeit des freien Spiels der Kräfte liegt ein blinder Fleck zugrunde: Die Unmöglichkeit wirtschaftliche Vorgänge in ihrem Pluralismus  und ihrer Emotionalität überhaupt abbilden zu können. Hier kommt wieder Keynes zu Wort, der eine "prinzipielle Instabilität der kapitalistischen Wirtschaft" als Voraussetzung genommen hat und damit auch die Notwendigkeit "staatlicher Regulation" begründet, so Misik.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17.03.2010

Der Auftritt, den der Autor seinem Helden John Maynard Keynes in diesem Buch gewährt, ist dem Rezensenten Jürgen Kaube eine Spur zu groß. Mag Keynes auch nicht der tote Hund der Wirtschaftswissenschaften sein, für den man ihn lange hielt - dass sich mit ihm die von Robert Skidelsky noch einmal zusammengefassten und irrigen ökonomischen Ideen angelastete Finanzkrise hätte begrenzen oder gar vermeiden lassen, wie Kaube der Lektüre zu entnehmen scheint, möchte er nicht glauben. Selbst wenn die Schuld tatsächlich nicht bei den Banken und Hedgefond-Managern liegen sollte, sondern im unbedingten Glauben an eine eben nicht effiziente, fehlerfreie Börse, kann Kaube dem Autor nicht zustimmen. Er nämlich vermutet den Kern der Theorien Keynes woanders: im Paradox, dass sich eine Volkswirtschaft arm sparen kann. Soviel an Leben und Wirken Keynes auch in den Band gepresst ist, Zeit für einen Studiengang "Keynesianismus", findet Kaube, ist es dann doch nicht.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 16.03.2010

Überzeugend findet Rezensent Andreas Oldag dieses Buch über die Renaissance von John Maynard Keynes, das Robert Skidelsky vorgelegt hat. In "Die Rückkehr des Meisters" feiert der Autor in seinen Augen geradezu das Comeback des lange von Marktliberalen verpönten, angesichts der globalen Wirtschaftskrise wiederentdeckten Theoretikers. Er würdigt Skidelsky, der auch eine dreibändige Biografie des britischen Ökonomen, Mathematikers und Politikers verfasst hat, als Kenner der Materie. Erhellend scheint Oldag die Darstellung des Zusammenhangs der Lehren von Keynes und der aktuellen Weltwirtschaftskrise. Besonders hebt er hervor, dass Skidelsky auch mit einer Reihe von Vorurteilen über Keynes aufräumt, etwa mit der Meinung, dieser sei ein verkappter Sozialist gewesen. Dem Autor gelingt es in seinen Augen zudem die Aktualität von Keynes deutlich zu machen. Dabei attestiert er ihm fundierte Kenntnisse des keynesianischen Theoriegebäudes sowie dessen Einordnung in historische Kontexte.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 05.03.2010

Sehr anregend und lesenswert findet Rudolf Walther das Buch "Die Rückkehr des Meisters" von Robert Skidelsky. Der Wirschaftswissenschaftler, der an der Universität Warwick lehrte und 1981 die Social Democratic Party gründete, beschäftigt sich in seinem Buch mit dem britischen Ökonom John Maynard Keynes und der aktuellen Wirtschaftskrise, so der Rezensent. Die Hauptverantwortung der Krise trage für Skidelsky die Wirtschaftswissenschaft, die sich in der Zeit der Großen Koalition nach 1966 von den Keynes'schen Theorien verabschiedete und auf die "neoklassische Schule der Wahrscheinlichkeit" baute, in der der Mathematiker an die Stelle des Ökonomen trat, so Walther. Der einzige Ausweg aus diesem "intellektuellen Versagen der wirtschaftswissenschaftlichen Profession", wie der Rezensent den Autor zitiert, sieht Skidelsky in einer Rückkehr zu Keynes' Theorien, der die Ökonomie als Geistes- und Sozialwissenschaft begreift.