Ronan Farrow

Das Ende der Diplomatie

Warum der Wandel der amerikanischen Außenpolitik für die Welt so gefährlich ist
Cover: Das Ende der Diplomatie
Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 2018
ISBN 9783498020064
Gebunden, 480 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Helmut Dierlamm, Heide Lutosch, Hans-Peter Remmler und Gabriele Würdinger. Amerikas Außenpolitik dankt ab - und damit auch die Qualität der USA als westliche Führungsmacht. Weil immer mehr zivile Optionen schwinden, bleibt am Ende nur die militärische. Und genau davor warnt der amerikanische Exdiplomat und Pulitzer-Preisträger 2018 Ronan Farrow: Die USA werden zu einer Nation, die zuerst schießt und erst danach Fragen stellt. Die Außenpolitik des klassischen Typs - zivile Kanäle zum Zwecke von Friedenspolitik aufzubauen und zu pflegen - steht vor dem Ende. Ronan Farrow weiß, wovon er spricht, denn er war als Diplomat und Sonderberater sowohl in Washington als auch in Afghanistan und dem Nahen Osten tätig. Gestützt auf seine Erfahrungen während seiner aktiven Zeit als Diplomat und seine journalistischen Recherchereisen danach, enthüllt er eine Wende in der US-Außenpolitik nach dem 11. September 2001, die bisher kaum wahrgenommen, geschweige denn mit ihren gefährlichen Konsequenzen verstanden worden ist. Von den Kriegen in Afghanistan und im Irak über die Krisengebiete Somalia, Syrien und Ägypten bis hin zum Drogenkrieg in Kolumbien zeichnet Farrow an vielen Beispielen die desaströsen Folgen einer Politik nach, die fast nur noch Militärs und Militärberatern die Entscheidung überlässt, mit welchen Kräften vor Ort paktiert wird.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20.11.2018

Stephan Bierling empfiehlt das Buch des Wunderkinds Ronan Farrow zum besseren Verständnis von Amerikas Machtverlust. Farrows These, derzufolge die zunehmende Macht des Pentagons und die Verachtung klassischer Diplomatie Schuld ist am Abwärtstrend, kann Bierling allerdings nicht unwidersprochen lassen. Der Rezensent sieht das Problem nicht zuletzt mit dem Aufstieg Chinas und der Politik regionaler Kräfte begründet. Farrows Ausführungen über die Krisenregionen der Welt und seine Arbeit an der Seite von Richard Holbrooke und Hillary Clinton liest Bierling dennoch gerne. Der Mix aus Berichterstattung und anekdotenreichen Memoiren sowie das Porträt von Holbrooke allein lohnen die Lektüre, meint er.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 10.09.2018

Felix Stephan hat einen Verdacht: Ronan Farrows erstes Buch könnte nichts weiter sein als ein Bewerbungsschreiben an das amerikanische Außenministerium. Dass der Diplomat und Buchautor Farrow den Posten des Außenministers im Blick haben könnte, folgert Stephan vor allem aus dem beflissenen Stil, mit dem der "junge Demokrat" geopolitisch Bekanntes zusammenstellt. Dass wir mitlesen dürfen, wenn sich Farrow mit einer Klage über den Bedeutungsverlust der Diplomatie und der Außenpolitik in Washington empfiehlt, die er mit Beispielen von Fiaskos wie mit durchaus hautnahen Berichten garniert, findet der Rezensent allerdings speziell.
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Rezensionsnotiz zu Die Welt, 18.08.2018

Rezensent Hannes Stein brennen bei seiner Begegnung mit Ronan Farrow natürlich viele Fragen zu Sex, Hollywood, Enthüllungen und Woody Allen unter den Nägeln - die wurden ihm allerdings zuvor verboten. Also geht es im Gespräch um Farrows autobiografisch geprägten Erfahrungsbericht über seine Zeit als Berater für NGO's in Afghanistan und Pakistan, seine Zeit als Berater für Hilary Clinton und den Niedergang der amerikanischen Diplomatie. Diplomatie sei nicht immer der Königsweg, erfährt Stein im Gespräch und im Buch, aber die Möglichkeit der Diplomatie müsse zumindest noch gegeben sein. "Brisant" erscheint dem Kritiker das Buch, wenn er erfährt, dass im State Department zahlreiche Büros und Botschafterposten inzwischen unbesetzt bleiben; ein bitteres Schmunzeln kann sich der Rezensent indes nicht verkneifen, wenn er liest, wie Farrow sein Treffen mit Ex-Außenminister Rex Tillerson schildert.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 16.08.2018

Irgendwie ist dieser Ronan Farrow ein Genie - naja, bei diesen Eltern, Mia Farrow und Woody Allen, oder vielleicht auch Frank Sinatra, wie Mia Farrow einmal habe durchblicken lassen. Jedenfalls kann er sich der Bewunderung des Rezensenten Alexander Cammann völlig sicher sein, und das nicht nur wegen dieser "unfassbar blauen Augen". Farrow war nämlich ein ungeheuer brillanter Überflieger, der mit 16 in Yale studierte und dann direkt in die  amerikanische Spitzendiplomatie abwanderte (bevor er Journalist wurde und den Weinstein-Skandal aufdeckte, aber darum geht es hier nicht). In dem Buch, das sich laut Cammann teilweise wie ein Hollywood-Thriller mit dem jungen Robert Redford in der Hauptrolle liest, geht es unter vielen Anekdoten von der Front um den Niedergang der amerikanischen Diplomatie, die irgendwann durch Geheimdienstleute und Militärs ersetzt worden sei. Farrows Idol sei dabei der einstige Spitzendiplomat Richard Holbrooke, bei dem er einst Praktikum machte. Hillary Clinton komme auch gut weg, Barack Obama weniger. Cammann liest das Buch auch als Plädoyer für eine kluge, zugleich prinzipien- und interessengeleitete amerikanische Diplomatie.