Ronja von Rönne

Ende in Sicht

Roman
Cover: Ende in Sicht
dtv, München 2022
ISBN 9783423282918
Gebunden, 256 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Hella, 69, will sterben. In der Schweiz, in einem Krankenhaus. Also macht sie sich auf den Weg. Diese letzte Fahrt wird ihr alter Passat schon noch schaffen. Doch kaum auf der Autobahn, fällt etwas Schweres auf die Motorhaube ihres Wagens. Juli, 15, wollte sich von der Autobahnbrücke in den Tod stürzen. Jetzt ist sie nur leicht verletzt - und steigt zu Hella ins Auto. Zwei Frauen mit dem Wunsch zu sterben - doch wollen sie zusammen noch, was ihnen einzeln als letzte Möglichkeit erschien? Ronja von Rönne erzählt von zwei Frauen, denen der Tod als letzter Ausweg erscheint.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 25.01.2022

Ein Roadmovie über die Depression, geht das? Rezensent Roman Bucheli findet: Wenn man Ronja von Rönne heißt, schon. Denn Rönne verarbeitet nicht nur eigene Erfahrungen mit der Krankheit, sondern schafft es laut Rezensent auch, Slapstick und empathischer Ernst einigermaßen glaubhaft auf eine Buchseite zu bringen. Zwei Frauen, eine junge, eine alte, beide lebensmüde, aber irgendwie nicht so richtig in der Lage ihren Suizid zu organisieren - schon wieder schaut Bucheli skeptisch. Geht denn das? Auch das geht, schließt er schließlich. In diese Schicksalsgemeinschaft ist Bucheli vernarrt, und lässt Rönne durchgehen, dass der Roman sich um Erzähltechnik, Perspektive und Figurenzeichnung nicht schert.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15.01.2022

Rezensentin Elena Witzeck sucht in ihrer Kritik nach einer Antwort auf die Frage, wie mit Ronja von Rönnes neuem Roman über zwei suizidale depressive Frauen, eine fünfzehnjährige und eine erwachsene, umzugehen sei. Über die Augenringe der Autorin, die offen mit ihrer eigenen Depression umgeht, zu schreiben und dann nach einem "Widerhall" dessen im Buch zu suchen, scheint ihr schon einmal nicht der richtige Weg zu sein. Lieber analysiert sie von Rönnes eigenwilligen Tonfall, der mal lakonisch, mal schräg und "uneins mit sich" daherkomme, die Protagonistinnen gnadenlos aneinander vorbeireden lasse, so dass es beim Lesen "ein bisschen wehtut". Wie die Autorin ihr Buch als erfolgreiche Auflehnung gegen die Krankheit einordnet, fasst die Kritikerin als "Metavergewisserung", mit der sich von Rönne in ihre eigene Tradition stelle. Trotzdem kann der Roman durchaus als kritischer Beitrag zur Debatte um die "öffentliche Konstruktion" von Depression gelesen werden, hält sie fest.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 13.01.2022

Rezensentin Marlene Knobloch kommt vieles von dem bekannt vor, was sie in Ronja von Rönnes Roman liest. Zwei Frauen, die sterben wollen, auf gemeinsamem Roadtrip, fasst sie die Handlung zusammen. Dass die Autorin weiß, worüber sie schreibt, will Knobloch gar nicht bezweifeln. Und gut gefällt ihr die Lösung der Autorin vom "Provokationszwang", von der Pose. Allerdings reicht das Knobloch noch nicht für ein gutes Buch. Die Kurzweiligkeit und Detailfreudigkeit der Geschichte fällt da schon mehr ins Gewicht, meint sie. Bedauerlich findet sie die Schablonenhaftigkeit der Figuren und ihrer Gedanken.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 13.01.2022

Rezensentin Katharina Teutsch erkennt in Ronja von Rönnes, wie sie zwar findet, pointenreichem neuen Buch "Ende in Sicht" kaum mehr als "Küchenpsychologie". Die Journalistin, die nach einer kontroversen Äußerung zum Feminismus und den darauffolgenden Reaktionen in eine depressive Krise fiel, erzählt darin von der ehemaligen Schlagersängerin Hella, die auf ihrem Weg in die Schweiz, wo sie sich mit gefälschten Attesten Sterbehilfe erschleichen möchte, den ebenfalls suizidalen Teenager Juli kennenlernt, mit der sie anschließend durch Westdeutschland fährt, erklärt Teutsch. Die Rezensentin findet die Grundstimmung im Buch etwas zu heiter für das Thema, aber wenn man ignoriert, dass es eigentlich um das Scheitern im Leben, Depression und Suizid gehen soll, erkenne man doch irgendwo einen "launigen Road Trip"-Roman. Nachdem Teutsch das Buch im Zeitraum von drei Stunden beendet hat, nimmt sie jedoch leider nicht viel daraus mit. Gelesen wird das Buch wohl trotzdem, meint sie.