Ruth Freifrau von Ledebur

Der Mythos vom deutschen Shakespeare

Die Deutsche Shakespeare-Gesellschaft zwischen Politik und Wissenschaft 1918-1945
Cover: Der Mythos vom deutschen Shakespeare
Böhlau Verlag, Köln, Weimar, Wien 2002
ISBN 9783412141011
Gebunden, 294 Seiten, 35,50 EUR

Klappentext

Die Rezeption des englischen Dramatikers William Shakespeare als "dritter deutscher Klassiker" neben Goethe und Schiller hat eine lange Tradition. An der Ausbildung dieses Mythos hat die Deutsche Shakespeare-Gesellschaft seit ihrer Gründung 1864entscheidend mitgewirkt. Der Blick auf den "deutschen" Shakespeare war dabei stets nicht nur von wertfrei wissenschaftlichen, sondern immer auch von kulturellen und politischen Faktoren bestimmt. Dies gilt insbesondere für die Zeit der Weimarer Republik und des Nationalsozialismus. Die Autorin rekonstruiert die Geschichte der Gesellschaft von 1918 - 1945, stellt diese in den Kontext der Shakespeare-Rezeption und -Forschung und vergleicht die Arbeit der Shakespeare-Gesellschaft mit ähnlichen Institutionen wie etwa der Goethe-Gesellschaft...

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 11.11.2002

Die Geschichte der "Deutschen Shakespeare Gesellschaft" ist deutsche Geschichte. Gegründet wurde sie 1864 in Weimar: Shakespeare wird in den deutschen Klassiker-Schatz eingemeindet, mit durchaus nationalistischer Absicht, unterm Schutz der Weimarer Herzöge. Elitär und konservativ ist die Grundhaltung, und sie bleibt es auch nach 1918, die Republik wird abgelehnt. Nationalsozialistische Anschauungen fallen in diesem Milieu auf fruchtbaren Boden, trotz Widerstrebens des Präsidenten schreiben jetzt Nazi-Professoren im Jahrbuch. Erstmals werden hier, so der Rezensent Kurt Tetzeli von Rosador, die Archive der Gesellschaft ausgewertet, entstanden sei eine "detail- und materialreiche" Arbeit. Besonders von den "mikroskopisch genauen Analysen" der Autorin ist der Rezensent angetan, er wünscht sich angesichts dieser überzeugenden Studie nur, von Lebedur möge ihr 1974 veröffentlichtes Buch über die "Deutsche Shakespeare-Rezeption" in die Gegenwart fortschreiben.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 25.05.2002

Im Jahr 1864 initiierte der Industrielle Wilhelm Oechelhäuser in Weimar die Gründung der "Deutschen Shakespeare-Gesellschaft", die "älteste" Literaturgesellschaft der Deutschen, berichtet Frank-Rutger Hausmann. Die Deutschen hielten, staunt der Rezensent, Shakespeare nach Goethe und Schiller für ihren "dritten Klassiker" und "stilisierten" den Briten zum "Dichter von altgermanischer Art". Die wechselreiche Geschichte dieser Vereinigung zwischen 1918 und 1945, die sich für den Rezensenten wie eine historische "Parabel" über die Deutschen liest, hat nun die Siegener "anglistische Emerita" Ruth Freifrau von Ledebur "fesselnd" dokumentiert, lobt der Rezensent. Besonders deutlich werde hier, so Hausmann, wie leicht sich die Gesellschaft für politische Inhalte zweckentfremden ließ, was ihn aber angesichts ihres Personals, das aus Anhängern der Monarchie, "bestenfalls Vernunftsrepublikanern" mit "gemäßigtem Antisemitismus" und "kulturellen Neuerungen abhold", aber nicht weiter überrascht. Der Autorin, so der Rezensent, sei es gelungen, die wenig ruhmreiche Geschichte der Gesellschaft "nüchtern und vorurteilslos" nachzuzeichnen. Leider, bedauert Hausmann, endet sie im Jahr 1945. Gerne hätte er erfahren, ob sich die Shakespeare-Gesellschaft mit ihrer dunklen Vergangenheit auseinandergesetzt hat.
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