Sabah Alnasseri (Hg.)

Politik jenseits der Kreuzzüge

Zur aktuellen politischen Situation im Nahen und Mittleren Osten
Cover: Politik jenseits der Kreuzzüge
Westfälisches Dampfboot Verlag, Münster 2004
ISBN 9783896915740
Kartoniert, 224 Seiten, 20,50 EUR

Klappentext

In den Gesellschaften des Nahen und Mittleren Ostens hat die postislamitische Phase begonnen, so die These dieses Bandes. Eine Illusion, eine Utopie angesichts der Meldungen über Terrorakte wie zuletzt in Madrid, die islamitischen Gruppen wie El Qaida oder den Taliban zugeschrieben werden? Gelten islamische Gesellschaften doch als geprägt von konservativen Regimen, deren Opposition überwiegend noch konservativer, nämlich 'fundamentalistisch' sei.
Der Band versammelt Beiträge von IslamwissenschaftlerInnen und Nahost-ForscherInnen. In kritischer Auseinandersetzung mit westlichen Diskursen, deren Bild von der in der 'Vormoderne' verharrenden 'islamischen Welt' zur Legitimierung imperialistischer westlicher Politik herangezogen wird, arbeiten sie die Vielgestaltigkeit des 'Islamismus' und des 'islamischen Fundamentalismus' sowie seinen tatsächlichen religiösen Gehalt heraus. Dabei fragen sie auch, ob er tatsächlich der Gegenentwurf zur säkular-neoliberalen westlichen Gesellschaft ist. Zum anderen beschreiben die AutorInnen die wachsende Rolle, die neben 'islamitischen' zunehmend zivilgesellschaftlich-liberale Akteure in der politischen Diskussion der betreffenden Regionen spielen. Dies führe langfristig zu einem kulturell-hegemonialen Kampf zwischen Islamismus, Fundamentalismus und Liberalismus, der dann zu einer postislamitischen Phase führen werde.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 02.03.2005

Im Hinblick auf den Nahen Osten werden meist eher Vorurteile als solide Informationen verbreitet, schrilles Aufquieken wechsele sich ab mit Wutschäumerei, behauptet Rezensent Alexander Flores recht forsch, der allein in diesem von Sabah Alnasseri herausgegeben Band eine löbliche Ausnahme sieht: Nicht nur schlage er wahre "Schneisen der Erkenntnis" in das mediale Dickicht, sondern verbinde darüber hinaus auch noch Engagement und antiimperialistische Überzeugung mit einem kritischem Blick auf die westliche Politik in dieser Region, wobei der Rezensent auch Afghanistan und den Irak zum Nahen Osten zählt. Für die verschiedenen Autoren resultiere der von ihnen konstatierte "schärfere Zugriff" westlicher Politik auf die Region weder aus einer Bedrohunsgsituation noch aus dem Wunsch, Demokratie zu verbreiten, sondern - wir ahnen es bereits - aus den "inneren Widersprüchen" des globalen Kapitalismus. Weil nämlich "die Globalisierung auf gewisse Schwierigkeiten" gestoßen sei, habe der westliche Imperialismus seine demokratische Maske fallen gelassen und wieder die Gewehrkolben gezückt. Etwas bedauerlich findet der Rezensent, dass die Autoren nicht "ebenso präzise" aufzeigen können, was denn nun dagegen zu setzen sei. Aber daraus will er ihnen gar keinen Vorwurf machen.

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