Sam Shepard

Der große Himmel

Short Stories
Cover: Der große Himmel
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2004
ISBN 9783100744302
Gebunden, 157 Seiten, 17,90 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Uda Strätling. Sam Shepard, Schauspieler, Drehbuchautor und Regisseur legt 18 Short Stories voller Absurdität, Leid und bitterer Komik vor, die in einem einzigen Augenblick das Gesetz eines ganzen Lebens umreißen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 20.05.2005

Verblüffend vertraut kamen Karl-Markus Gauß die Orte vor, von denen Sam Shepards Geschichten erzählen - und zwar aus dem Kino. Die unter dem "Großen Himmel" versammelten Erzählungen spielen in der amerikanischen Provinz mit ihren aus unzähligen Panoramaeinstellungen bekannten Highways, Parkplätzen, Fast-Food-Restaurants und Einkaufszentren, beschreibt Gauß. Unverkennbar knüpfe ihr Verfasser an die Mythen an, die das Kino von der amerikanischen Wirklichkeit produziert hat, aber gleichzeitig lege Shepard ihre "Brüchigkeit", den "abgeblätterten Glanz" und ihre "düstere Seite" offen. Seine einsamen, "gebrochenen" Charaktere seien stets gezwungen, unangenehme Entscheidungen zu treffen und wenig erfolgversprechende Unternehmungen anzugehen - indem sie aber nicht resignieren, bewahren sie sich "so etwas wie Würde", meint der Rezensent. Am Ende lässt Gauß durchblicken, dass er mit Shepards Stil gelegentlich Schwierigkeiten hat - etwa mit dessen "etwas zwanghafter Poesie" oder seinen "unterkühlten Formulierungen".
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 16.10.2004

Das "kreative Chamäleon" Sam Shepard hat wieder zugeschlagen, schreibt Rezensent Tilman Urbach, dieses Mal mit einem beeindruckenden Erzählband, in dem Shepard sogar als "literarischer Nachfahre Ernest Hemingsways" durchgehen könnte. Tatsächlich seien Shepards "einsame, exzentrische und beschädigte" Figuren "melancholische Tatmenschen" und darin den Figuren Hemingsways ähnlich: In der Konfrontation mit der übermächtigen Natur entwickeln sie eine kurzfristige Leichtigkeit, die sich im Grunde jedoch als Kehrseite zur "Schwere des Daseins" verhalte. Beachtlich findet der Rezensent, mit welcher gedrungener Geschwindigkeit Shepard Situationen schildert, "in denen die Seele ausgekernt und bloß daliegt, in denen sich die Lebensrichtung zu teilen scheint". Beachtlich auch, dass sich Shepard in einer seiner besten Geschichten an die Figur des Pferdeflüsterers herangewagt habe, die in den Augen des Rezensenten zu den "markantesten aller amerikanischen Klischees" gehört, da sie einen Großteil der amerikanischen Mythen in sich bündelt: Freiheit, Selbstbestimmung und Individualismus. Mit diesem Band, so das Fazit des begeisterten Rezensenten, erweist sich Shepard als "Kenner dunkler Seelenwindungen, die eine heimliche Angst unerklärlich besetzt hält" - und das, ohne dem Pessimismus anheim zu fallen.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 24.06.2004

"Verführerisch" findet Gisela von Wysocki die Short Stories von Sam Shepard, in denen der amerikanische alles "Europäische, Urbane" verlässt und sich ins "Niemandsland zwischen den Kulturen" an der mexikanischen Grenze begibt. Seine Figuren wurzeln im Staub - im realen der aufgewühlten Erde ebenso wie in dem der Erinnerungen. Scheinbare Banalitäten wie Vogelblut oder ein Lkw, der in voller Fahrt zum Stehen gebracht wird, beschreibe Shepard mit seinem ausgeprägten "Sinn für Farbe und Dramatik" einfach "brillant" und schaffe so eine Parallelwelt zum weißen amerikanischen Mittelstand. Shepard lässt seine Protagonisten mit alten Kränkungen und festsitzenden Illusionen beschäftigt sein. Dabei - so lobt die Rezensentin - gelinge es ihm, diesen Gefühlen "unterhaltsam" und "ausdrucksstark" einen "poetischen Raum" zu eröffnen.
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