Saphia Azzedine

Bilqiss

Roman
Cover: Bilqiss
Klaus Wagenbach Verlag, Berlin 2016
ISBN 9783803132819
Gebunden, 176 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Birgit Leib. Wie irre muss man sein, um in einer Aubergine einen Phallus zu sehen und ihren Kauf nur zerstückelt zu erlauben? Das fragt Bilqiss, die widerspenstige Heldin dieses tragikomischen Romans. Man hat sie verurteilt, man hat sie verdammt, man wird sie steinigen. Bilqiss jedoch lässt sich den Mund nicht verbieten, sie verteidigt sich selbst vor dem überforderten Richter. Tags im Gerichtssaal, nachts in ihrer Zelle, wo er sie bald regelmäßig besucht. Rhetorisch geschickt und außerdem klug entlarvt sie die obszöne Fehlinterpretation des Korans und die scheinheilige Moral, erzwingt Tag um Tag den Aufschub ihrer Hinrichtung. Die Weltöffentlichkeit verfolgt das Ganze in Echtzeit, schon ziert das Antlitz der Angeklagten amerikanische Solidaritäts-Tassen. Eine jüdische Journalistin reist an, um sich selbst ein Bild und eine große Reportage über den Fall zu machen. Wütend, witzig und weise erzählt dieser Roman die Geschichte einer freien Frau in einem islamischen Land.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 31.01.2017

Joseph Hanimann mag den Sound von Saphia Azzedine, der zwischen "Wut und Witz schillert", überspitzt und parodiert und doch stets die Balance hält. Entsprechend begeistert liest der Kritiker den sechsten Roman der Franko-Marokkanerin, der die irgendwo im Orient spielende Geschichte von Bilquiss erzählt: Angeklagt wegen eines blasphemischen Akts, aber auch aufgrund von Sittenwidrigkeiten wie des Besitzes von Stöckelschuhen, Damenunterwäsche oder eines Plüschtiers, verharrt jene Bilquiss in einem Metallkäfig und liefert sich vor dem geifernden Prozesspublikum einen ebenso frechen wie amüsanten Schlagabtausch mit dem Richter, der ihre Provokationen mit Schmunzeln und Peitschenhieben quittiert, resümiert der Rezensent. Die Idee der Autorin, auch noch eine amerikanische Journalistin auf der Suche nach einer gefühlig-kitschigen Story auftreten zu lassen, hat dem Kritiker ebenfalls gefallen. Diesem "anregenden", klugen und zudem von Birgit Leib schmissig übersetzten Roman verzeiht Hanimann gern den Mangel an Geheimnis und Komplexität.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 10.12.2016

Elise Graton kann nur staunen über den Humor, den Saphia Azzeddine ihrer jungen Heldin mitgibt, dass sie sogar angesichts von Folter und Todesstrafe wegen unislamischem Verhaltens vor Gericht noch lachen kann. Das Setting des Romans verortet Graton in Afghanistan oder im Irak. Die Figuren, egal auf welcher Seite sie stehen, findet sie wie "mit der Axt" gezeichnet, unheimlich und in ihren Dialogen der Wirklichkeit gemäß widersprüchlich. Auch wenn Graton nach der Lektüre ernüchtert scheint, was die Möglichkeit zur Entfaltung interkultureller Identitäten heute anbelangt, den Roman empfiehlt sie dem Leser nicht zuletzt wegen seiner unerschütterlichen Protagonistin.

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